Drei Meister ihres Fachs
18.11.2025 Kultur, GelterkindenSatire- und Bluesabend im Marabu
«Haben Sie was mit Kunst am Hut?» So lautete der Titel des Auftritts von Schauspieler Charles Brauer sowie den Musikern Abi Wallenstein und Günther Brackmann. Der Abend bot Texte von deutschsprachigen Kabarettisten im Wechsel mit ...
Satire- und Bluesabend im Marabu
«Haben Sie was mit Kunst am Hut?» So lautete der Titel des Auftritts von Schauspieler Charles Brauer sowie den Musikern Abi Wallenstein und Günther Brackmann. Der Abend bot Texte von deutschsprachigen Kabarettisten im Wechsel mit Bluesklängen.
Brigitte Keller
Charles Brauer ist ein bekannter Mann, im ganzen deutschsprachigen Raum und ganz besonders auch im Oberbaselbiet. Denn der deutsche Schauspieler, Autor sowie Hörspiel-, Hörbuch- und ehemalige Synchronsprecher ist seit bald vier Jahrzehnten in Böckten zu Hause. Dort liest er auch schon seit vielen Jahren immer am ersten Sonntag im Jahr Texte von bekannten deutschsprachigen Autoren vor. Ein wiederkehrender Anlass, der sehr geschätzt wird und längst sein Stammpublikum hat.
Für die wenigen, denen der Name ausnahmsweise nicht geläufig sein sollte: Charles Brauer verkörperte unter anderem lange Jahre den Hamburger «Tatort»-Kommissar Peter Brockmöller an der Seite von Manfred Krug.
Zum ersten Mal vor der Kamera hatte Brauer bereits als Elfjähriger im Nachkriegsdrama «Irgendwo in Berlin» gestanden. Diesen Sommer durfte er seinen 90. Geburtstag feiern.
«Haben Sie was mit Kunst am Hut?» Mit dieser Frage eröffnete Brauer den Abend im Marabu. Ein lautes «Ja» kam zurück. «Gut. Denn ich möchte Ihnen allen etwas auf den Wecker fallen. Kunst ist was? Das: Kunst, das meint vor allen Dingen, anderen Menschen Freude bringen, und aus vollem Schöpferherzen Spass bereiten, Frohsinn spenden, denn Kunst ist eins, und zwar heiter, und sonst gar nichts. Heiter ist sie, sonst gar nichts weiter. Heiter!» Und schon war das Publikum mittendrin in einem Text aus der Feder Robert Gernhardts.
Die Textpassage endete mit «Guten Tag!», und dazu passend setzte an dieser Stelle Blues-Gitarrist und Sänger Abi Wallenstein, begleitet am Piano von Günther Brackmann, mit dem ersten musikalischen Beitrag namens «Good Morning Blues» ein. Abi Wallenstein, der «Vater der Hamburger Blues-Szene», zählt zu den herausragenden Bluesgrössen in Europa. Er steht seit 1966 in den unterschiedlichsten Formationen und mit vielen bekannten Musikern auf der Bühne und erfreut das Publikum mit seinem Picking Style und der Slidegitarre des Delta Blues. Der hagere Grauhaarige mit dem jungenhaften Lachen spielte sich auf Anhieb in die Herzen der Marabu-Gästeschar.
Ansteckende Lebensfreude
Gleiches gelang Günther Brackmann am Piano. Dieser blickt auf vier Jahrzehnte Bühnenerfahrung zurück und arbeitete als Solo-Pianist mit vielen Grössen des Jazz und Blues zusammen. Sein Herz schlage, wie nachzulesen ist, hauptsächlich für den rhythmischen, tanzbaren Stil des «Boogie Woogie», dessen Lebensfreude beim Publikum nicht ohne ansteckende Wirkung bleibe. Etwas, was das mitwippende Publikum vom Samstagabend im Marabu absolut bestätigen kann.
«Ich bin sehr froh und stolz, dass es mir gelungen ist, die beiden hierher zu locken», sagte Charles Brauer im Anschluss an den ersten musikalischen Beitrag. Und – mit einem Augenzwinkern zum Mann am Piano – ging es gleich mit einem Spruch von Wilhelm Busch weiter: «Der Pianist, der patzt und patzt, bis dass das Klavier die Kurve kratzt.» Nach Wilhelm Busch ging es mit Erich Kästners «Nekrolog für den Maler E.H.» weiter. «Den nächsten Schriftsteller kennen Sie alle und Sie werden sich wundern», fuhr Brauer fort, «es ist eine Szene geschrieben von Mani Matter.» Das Stück heisst «Die Besichtigung» und beschreibt eine irrwitzige Bühnenszene, in der es um einen Künstler, einen Besucher von der «Bunten Zeitung» und einen «hundsgewöhnlichen» Stuhl geht. «Satire at its best».
Nach der Pause hatte «Herr Wendriner» seinen Auftritt. Dem Prototypen des bornierten deutsch-jüdischen Bourgeois der 1920er-Jahre hat Kurt Tucholsky mit der Gestalt des Herrn Wendriner ein satirisches Denkmal gesetzt. Neben den bereits erwähnten Robert Gernhardt, Wilhelm Busch, Erich Kästner, Mani Matter und Kurt Tucholsky rezitierte Charles Brauer auf seine hintersinnige Art und Weise weitere Klassiker: Neben Gottfried Benn, Joachim Ringelnatz und Friedrich Hollaender sei an dieser Stelle das Stück «Innere Führungskettenreaktion» erwähnt.
Ein köstlicher Beitrag, der die lautesten Lacher des Abends hervorrief. Das Stück stammt von Wolfgang Neuss, «einem der bedeutendsten Kabarettisten deutscher Zunge nach dem Krieg», wie Charles Brauer findet.

