Drei Länder, ein Ernährungsziel
04.12.2025 Füllinsdorf, SissachOberrheinkonferenz war zu Gast im Ebenrain und im Metzgerhuus
Eine gesunde, nachhaltige und klimaschonende Ernährung gewinnt über die Landesgrenzen hinweg an Bedeutung. Das zeigte sich jüngst in Sissach und Füllinsdorf, wo sich Experten aus Deutschland, Frankreich und ...
Oberrheinkonferenz war zu Gast im Ebenrain und im Metzgerhuus
Eine gesunde, nachhaltige und klimaschonende Ernährung gewinnt über die Landesgrenzen hinweg an Bedeutung. Das zeigte sich jüngst in Sissach und Füllinsdorf, wo sich Experten aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz trafen.
Elmar Gächter
Die Arbeitsgruppe Landwirtschaft der Deutsch-Französisch-Schweizerischen Oberrheinkonferenz trifft sich in der Regel zwei- bis dreimal jährlich, um grenzüberschreitende landwirtschaftliche Aspekte zu erörtern. Die Fachleute aus Frankreich (Elsass), Deutschland (Baden-Württemberg/Hessen) und der Schweiz (Region Nordwestschweiz) tauschten sich vergangene Woche im Sissacher Ebenrain-Zentrum über nachhaltige, klimaschonende Ernährung aus. Laut Christoph Böbner, dem Leiter des Ebenrain und Gastgeber der Tagung, zeigten die verschiedenen Fachvorträge, dass dem von französischer Seite eingebrachten Thema in allen drei Ländern eine immer grösser werdende Bedeutung zukommt.
Die Europäische Union hat eine andere Agrarpolitik als die Schweiz, und die Zusammenarbeit zwischen dem Elsass und Baden-Württemberg ist schon allein aufgrund der Nähe intensiver als jene mit der Nordwestschweiz. «Trotz unterschiedlicher Grundlagen, auch was die Bevölkerungszahl betrifft, nehmen uns die Nachbarn gerne ins Boot, weil wir gute Projekte einbringen. Sie profitieren von unserer Erfahrung und wir von ihrer», ist Böbner überzeugt.
Er betont ähnliche Ansätze, insbesondere die Regionalität und Saisonalität von Lebensmitteln, die stärker ins Zentrum einer ausgewogenen Ernährung rücken sollen. Man konzentriere sich vor allem auf Gemeinschaftsgastronomie und auf junge Leute.
Das von den Elsässer Fachleuten vorgestellte Projekt zielt unter anderem darauf ab, den Fleischkonsum zu reduzieren; eine vegane Ernährung sei jedoch nicht das Ziel, so Böbner. Auch der Ebenrain sieht in tierischen Produkten und im Lebensmittel Fleisch eine wichtige Quelle für die menschliche Ernährung. «Fleisch ist eine bekömmliche Nahrungsquelle, und in einem Grünland wie der Schweiz ergibt es Sinn, in einem gesunden Masse Fleisch zu essen», sagt Böbner.
Fleisch aus Neuseeland sinnlos
Im Grand-Est/Elsass beteiligen sich rund 150 Gymnasien mit Mensen an Ernährungsprojekten Frankreichs. Die EU unterstützt dabei finanziell Projekte, die regionale und saisonale Aspekte fördern und Schülerinnen und Schüler für eine gesunde und ausgewogene Ernährung gewinnen. Dabei wird auch dem Thema «Foodwaste», also der Lebensmittelverschwendung, grosse Bedeutung zugemessen. Ziel ist zudem, die Transportwege der Lebensmittel zu verkürzen – eine besondere Anforderung, da Regionalkontexte in beiden Ländern räumlich anders gefasst sind als in der Schweiz. «Die Transportwege haben einerseits mit der Nachhaltigkeit zu tun, andererseits mit der Wertschöpfung für die eigene Landwirtschaft. Wenn wir Lammfleisch aus Neuseeland per Luftfracht importieren, ergibt dies aus ökologischer Sicht wenig Sinn», betont Christoph Böbner.
Kerstin Zuk, Leiterin des Bereichs Ernährung beim Ebenrain, zeigte in ihrem Referat am Beispiel der Mensa des eigenen Hauses, wie ausgewogen, vielseitig und saisonal gekocht wird. Die meisten Lebensmittel stammen aus rund 30 regionalen Betrieben. Der administrative und personelle Aufwand sei jedoch relativ höher, als wenn man nur bei einem Lieferanten einkauft. Deshalb wird auch in Frankreich versucht, eine Bündelung von Bestellungen und Lieferungen zu prüfen. Auch die Elsässer sind bereits dabei, alle Akteure der Lebensmittelkette – Produktion, Handel, Konsum – miteinander zu vernetzen.
Als Beispiel einer guten regionalen Ernährungskette präsentierte der Gastgeber den Besucherinnen und Besuchern aus dem benachbarten Ausland das neue «Metzgerhuus» in Füllinsdorf. «Sie, die mit Grossschlachtbetrieben und weiten Transportwegen konfrontiert sind, waren von unserer regionalen und lokalen Ernährungskette beeindruckt», resümiert Christoph Böbner und zieht als Fazit der Tagung: «Die drei Länder verfolgen alle ein vergleichbares Ziel, die Bevölkerung für eine vielfältige, gesunde Ernährung mit möglichst saisonalen und regionalen Lebensmitteln zu sensibilisieren und über diesen Weg einen Beitrag gegen die Klimaerwärmung zu leisten.»

