Dieser Verkauf macht nicht überall Freude
07.06.2024 Bezirk Waldenburg, Kirche, HölsteinDer Leuenberg-Verein verkauft sein Jugendhaus
75 Jahre lang war der Verein Eigentümer des Jugendhauses, jetzt zwangen ihn finanzielle Verpflichtungen, es zu verkaufen. Ein Verkauf, der auch Fragen aufwirft: Bei der Käuferin handelt es sich um die Zuger EML Immobilien AG.
...Der Leuenberg-Verein verkauft sein Jugendhaus
75 Jahre lang war der Verein Eigentümer des Jugendhauses, jetzt zwangen ihn finanzielle Verpflichtungen, es zu verkaufen. Ein Verkauf, der auch Fragen aufwirft: Bei der Käuferin handelt es sich um die Zuger EML Immobilien AG.
Elmar Gächter
Der Leuenberg-Verein verabschiedet sich endgültig vom «Leuenberg», dessen Anwesen er 1945 als seinerzeitiger «Verein für ein evangelisches Jugend- und Sozialheim Leuenberg» mit 27 Hektaren Umland erworben hatte. Nachdem die Reformierte Kirche Baselland (ERKBL) sich 2019 nach über 40 Jahren von ihrem Tagungsort zurückgezogen hatte, verkaufte der Verein die Heimstätte, wie sie früher hiess, an die Hotel Leuenberg AG; heutige Eigentümerin ist die EML Immobilien AG in Zug. Das Hofgut Leuenberg wurde bereits 2002 an die Pächterfamilie veräussert. Im Besitz des Leuenberg-Vereins geblieben ist bis heute das Jugendhaus.
Geblieben ist jedoch auch eine Restschuld, hervorgerufen durch die Ausfinanzierung der Basellandschaftlichen Pensionskasse für die ehemaligen Angestellten. Um diese tilgen zu können, sucht der Verein seit längerer Zeit eine Käuferin oder einen Käufer für jenes traditionelle Haus, das 1949 unter anderem von zahlreichen Jugendlichen in Fronarbeit erstellt worden ist. Nun ist der Verein fündig geworden und tritt das Jugendhaus an die jetzige Eigentümerin des Seminarhotels ab.
Die Belegung des Jugendhauses hat sich laut Robert Ziegler, Präsident des Leuenberg-Vereins, gut entwickelt. Auch sei es baulich in einem guten Zustand, auch deshalb, weil vorvergangenes Jahr dank eines Legats eine Pellet-Heizung eingebaut werden konnte. «Es hat sich gezeigt, dass sich das Jugendhaus kostendeckend bewirtschaften lässt. Indessen ist es nicht möglich, aus den Betriebserträgen die aus der Ausfinanzierung der Pensionskasse erwachsenden Verpflichtungen zu decken», hält er auf Anfrage der «Volksstimme» fest. Diese Verbindlichkeiten belaufen sich auf 1,5 Millionen Franken, wovon die ERKBL gemäss einem früheren Beschluss der Synode die Hälfte übernimmt. Der Verein hat zudem die Schuldzinsen aus dem Kreditvertrag mit der Basellandschaftlichen Kantonalbank zu tragen.
Restschuld bleibt
Zum genauen Verkaufspreis will sich Robert Ziegler gegenüber der «Volksstimme» nicht äussern, spricht jedoch von einem Betrag von mehr als einer halben Million Franken. Tatsache ist allerdings, dass mit dem Verkaufserlös nicht sämtliche Schulden getilgt werden können. «Wir wissen noch nicht, welche Restschuld bleibt und zu welchen Bedingungen wir aus dem Vertrag mit der Bank aussteigen können», so Ziegler. Auf eine weitere finanzielle Unterstützung durch die reformierte Landeskirche kann der Verein nicht hoffen. Wie die Bank gegenüber dieser Zeitung festhält, sei das Thema im Kirchenrat zwar erörtert worden, die Synode sei jedoch mit ihren verschiedenen finanziellen Beiträgen sämtlichen Verpflichtungen nachgekommen und es könne nicht Aufgabe der Kantonalkirche sein, Jugendhäuser zu betreiben respektive zu verwalten.
Robert Ziegler betont, dass mit zahlreichen Interessenten Verkaufsgespräche geführt worden seien: «Die meisten wollten das Jugendhaus einem anderen Zweck zuführen und ein höheres Gebot lag nicht vor.» So habe sich jemand beworben, der das Haus in ein Restaurant mit Pony-Ranch umwandeln wollte. Viele Bewerber hätten sich vom relativ tiefen Preis anziehen lassen, seien sich aber nicht bewusst gewesen, dass die Nutzung in dieser Spezialzone eingeschränkt ist und man dort oben «nicht reich werden» kann.
Ausschlaggebend für den Verkauf an die EML Immobilien AG sei für den Verein, dass Heimstätte und Jugendhaus im gleichen Besitz verbleiben könnten und nicht auseinandergerissen würden. Die Käuferin habe zugesagt, das Jugendhaus im Rahmen der bisherigen Zweckbestimmung weiterzuführen.
Funkstille bei Käufern
Zu möglichen Bedenken seitens der Vereinsmitglieder, das Jugendhaus an eine Institution zu verkaufen, die in den Medien vor einigen Monaten mit «Reichsbürgern» in Verbindung gebracht wurde, hält Robert Ziegler fest: «In den vergangenen anderthalb Jahren konnten wir nicht feststellen, dass sich solche Befürchtungen bewahrheitet hätten. Allerdings haben wir keinen Einblick in die inneren Vorgänge im Kreis der neuen Eigentümer.»
Diese «inneren Vorgänge» zu kennen und etwas über die Aktivitäten und Ziele der «Leuenberg»-Bewirtschafter zu erfahren, wäre zweifellos auch für die Öffentlichkeit interessant. Fragen der «Volksstimme» wurden nicht beantwortet. Nachdem die seinerzeitigen Betreiber Thomas Paul Freilinger und Co. im vergangenen Sommer das «Paradies», wie sie den «Leuenberg» nannten, abrupt verlassen haben (die «Volksstimme» berichtete), herrscht Funkstille.
Auch Andrea Heger, Gemeindepräsidentin von Hölstein, bedauert, dass sich weder Eigentümerin noch Betreiber öffentlich dazu äussern, wie es mit dem Seminarhotel weitergeht. Sie würde es begrüssen, wenn das Jugendhaus im bisherigen Sinne weitergeführt werden könnte. «Es sind für viele Menschen, die dort das eine oder andere Schul- und Gruppenlager verbracht haben, sehr positive Erinnerungen damit verbunden.»
Mit dem Verkauf des Jugendhauses geht auch die langjährige Ära des Leuenberg-Vereins zu Ende. An der Versammlung vom 26. Mai haben die rund 30 Mitglieder beschlossen, den Verein aufzulösen. Gegen 300 Personen und Organisationen haben ihm bis heute die Treue gehalten.