Die Zecke – Nützling und Schädling
26.06.2025 ZiefenIn der Schweiz leben 7 von insgesamt 900 Arten
Trotz ihrer Unannehmlichkeiten für Mensch und Tier haben die winzigen Tierchen bei näherer Betrachtung viele bemerkenswerte Eigenschaften und eine lange Geschichte, die bis in die Zeit vor den Dinosauriern zurückreicht. In ...
In der Schweiz leben 7 von insgesamt 900 Arten
Trotz ihrer Unannehmlichkeiten für Mensch und Tier haben die winzigen Tierchen bei näherer Betrachtung viele bemerkenswerte Eigenschaften und eine lange Geschichte, die bis in die Zeit vor den Dinosauriern zurückreicht. In Ziefen richtete Biologe Reto Schöni den Blick auf die Zecke.
Brigitt Buser
Der Stich einer Zecke ist, ob für Mensch oder Tier, lästig. Dies aufgrund ihrer parasitären Lebensweise und entsprechend speziellen Ernährung. Menschen, vor allem aber Tiere wie Katzen, Hunde, Vögel, Schafe, selbst Schildkröten, Leoparden oder Löwen in Afrika – alle werden von Zecken befallen.
«Zecken gehören zu den Spinnentieren, erkenntlich an ihren acht Beinen. Im Grunde sind sie aber nichts anderes als grosse Milben», sagte Biologe Reto Schöni aus Himmelried an seinem Referat in Ziefen. Für die meisten Menschen gelten Milben als Schädlinge. Es gibt aber auch Nützlinge wie Raubmilben, die zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingesetzt werden. So lästig für uns gewisse Milben sind, in der Natur spielen sie eine wichtige Rolle. Zecken wirken unterstützend bei der Regulierung von Populationen und können das Immunsystem von Wirtsorganismen stärken.
Gestochen, nicht gebissen
Weltweit gibt es 850 bis 900 Zeckenarten. Bei uns verbreitet sind deren sieben. Am bekanntesten ist die Schildzecke, auch Gemeiner Holzbock genannt. Zudem die Igelzecke, die Fuchszecke, vereinzelt auch die Wiesen- sowie die Schafszecke. In den vergangenen Jahrzehnten aus Nordafrika bei uns eingeschleppt wurde die rote Hundszecke. Da sie im Gegensatz zu unseren heimischen Arten Trockenheit verträgt, kann sie sich auch im Haus fortpflanzen.
Dazu hat sich in den vergangenen Jahren noch die Riesenzecke gesellt. Diese Art ist vor allem in Afrika, Asien und Südeuropa seit längerem verbreitet und fand durch Tiertransporte oder Vögel den Weg zu uns. Das bedeutet aber nicht, dass sie sich bei uns etabliert. Beide Arten werden aber von der allgemeinen Klimaerwärmung profitieren.
Bei uns werden Menschen vorwiegend vom Gemeinen Holzbock gestochen, selten auch von der Wiesenzecke. Der Gemeine Holzbock ist ein Lauerjäger, der feuchte Lagen wie das Unterholz im Wald bevorzugt. Dabei kann er wahrnehmen, ob ein Lebewesen, das Kohlendioxid ausatmet, in der Nähe ist. Ist einmal der Wirt besetzt, geht es auf die Suche nach einer geeigneten Stelle für den Stich.
Zecken haben keinen Stechrüssel wie beispielsweise die Stechmücke. Mit ihrem Mundapparat, bestehend aus Kieferklauen, ritzen sie eine Wunde in die Haut und schieben anschliessend das Hypostom, bestehend aus einem zungenartigen, mit Widerhaken besetzten Teil des Mundapparates, in die Wunde, wo dieser verankert wird. Wie bei der Stechmücke spüren wir den Zeckenstich nicht. Grund dafür ist ein Betäubungsmittel, das die Zecke während des Stichs absondert, wodurch der Schmerz unterdrückt wird. Gleich darauf saugen sie Blut und Gewebeflüssigkeit. «Da sie das verdickte Blut nicht direkt im Darm verdauen, verfügen sie im Gegensatz zu den blutsaugenden Insekten über keine stark zersetzenden Verdauungsenzyme. So können verschiedenste Krankheitserreger unbeschadet über die Darmpassage in die Speicheldrüse gelangen oder direkt wieder in den neuen Wirt injiziert werden», so Schöni weiter.
Zur Paarung umklammert das deutlich kleinere Männchen das Weibchen. Danach legt das Weibchen mehrere Tausend Eier ab, aus denen sechsbeinige Larven schlüpfen. Nach der ersten Blutmahlzeit häuten sich die Larven im zweiten Entwicklungsstadium zu Nymphen mit acht Beinen. Nach einer weiteren Blutmahlzeit und Häutung werden sie zum geschlechtsreifen Tier (Imago) als Männchen oder Weibchen.
Der Stechapparat der Larven ist zu klein, um die menschliche Haut zu durchdringen, und die adulten Männchen nehmen, wenn überhaupt, nur eine sehr kleine Blutmenge auf. Es sind deshalb fast ausschliesslich die Nymphen und insbesondere die adulten Weibchen, die Menschen befallen und Blut saugen können. Es ist sinnvoll, für Waldspaziergänge Socken und lange Hosen anzuziehen und danach den Körper auf Zeckenstiche zu kontrollieren. Da Zecken Feuchtigkeit und Wärme lieben, sollte die getragene Kleidung bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.