«Die Spitex bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens»
31.05.2025 Persönlich, WaldenburgNach neun Jahren hat die 56-jährige Langenbruckerin ihr Amt als Präsidentin der Spitex Waldenburgertal an ihren Nachfolger weitergegeben und blickt auf eine spannende Zeit zurück.
Elmar Gächter
Frau Schweizer, Sie geben das ...
Nach neun Jahren hat die 56-jährige Langenbruckerin ihr Amt als Präsidentin der Spitex Waldenburgertal an ihren Nachfolger weitergegeben und blickt auf eine spannende Zeit zurück.
Elmar Gächter
Frau Schweizer, Sie geben das Präsidium nach neun Jahren ab – was war das für ein Moment für Sie?
Franziska Schweizer: Ich höre mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf. Es war eine spannende Zeit mit schönen Begegnungen, dem wertvollen Austausch mit vielen Menschen, die ich sonst wohl nie kennengelernt hätte, vor allem auch mit den Mitarbeitenden der Spitex Waldenburgertal. Doch jetzt ist es der richtige Zeitpunkt, abzugeben und einer neuen Generation Platz zu machen. Neue Ideen und neuer Schwung sind gefragt, um die Spitex weiterzubringen. Nach vielen ehrenamtlichen Jahren – mehr als die Hälfte meines Lebens
– in verschiedenen Gremien, Vorständen und Behörden spüre ich eine gewisse Amtsmüdigkeit. Ich freue mich auf die neue Freiheit und hatte ja schon Gelegenheit, seit Januar etwas zurückzulehnen, da mein Nachfolger Andreas Aerni zusammen mit dem neuen Geschäftsleiter Hans-Christoph Mewes die Arbeit bereits aufgenommen hat.
Was war Ihnen wichtig in die Organisation einzubringen?
Ich wollte zu einem positiven Umfeld und zu einem guten Klima innerhalb der Organisation beitragen. Auch wenn meine Funktion auf der strategischen Ebene lag, war es mir stets wichtig, dass ein wertschätzender Umgang miteinander gepflegt wurde. Auf der anderen Seite können die Erwartungen an den Vorstand sehr gross sein, und nicht immer lassen sie sich erfüllen. Ganz wichtig war mir bei meiner Tätigkeit der Teamgedanke und dass anstehende Herausforderungen immer im Dialog gelöst wurden.
Was war in Ihrer Amtszeit besonders herausfordernd?
Von Anfang an die Finanzen. Die Gemeinden als Geldgeber nicht zu sehr zu strapazieren und die Spitex finanziell abzusichern, war nicht einfach. Ein grosses Loch in der Kasse entstand, wie im Übrigen auch bei anderen Spitex-Organisationen, nach Corona. Plötzlich gingen die Leute wieder vermehrt in die Alters- und Pflegeheime. Dank den Gemeinden mit ihren ausserordentlichen Zuschüssen und höheren Beiträgen konnten wir die Situation meistern und stehen heute finanziell gut da. Herausfordernd war auch, zusammen mit dem Vorstand nicht nur einmal während meiner Amtszeit eine Geschäftsleitung zu rekrutieren. Dies war keine leichte Aufgabe, ist es doch wichtig, eine Persönlichkeit zu finden, die zu unserem Team passt, die Spitex aber auch weiterbringen kann und den Vorstand tatkräftig unterstützt.
Was hat sich in den neun Jahren Ihrer Tätigkeit bei der Spitex Waldenburgertal am meisten verändert?
Unser Grundauftrag ist immer noch derselbe, doch wir sind stark gewachsen, die Belegschaft um das Doppelte. Dies hat vor allem auch mit dem demografischen Wandel und mit der steigenden Tendenz der Bevölkerung zu tun, möglichst lange zu Hause zu bleiben. Verändert hat sich auch die Struktur im strategischen Bereich. Bestand der Vorstand vor neun Jahren noch aus Gemeinderätinnen und Gemeinderäten, ist er heute professioneller ausgerichtet und auch kleiner. Damals gab es noch eine Betriebskommission, die später aufgelöst wurde. n
Um immer mehr Kundinnen und Kunden zu betreuen, braucht es laufend mehr Personal. Lässt sich dieses überhaupt finden?
Zwischendurch gab es eine Durststrecke, aber wir haben eigentlich immer wieder genügend Fachpersonal gefunden. Unsere Mitarbeitenden, die weitgehend aus dem Tal kommen, schätzen die kurzen Arbeitswege und ihren Möglichkeiten angepasste Pensen. Wichtige Faktoren sind auch der ausgezeichnete Teamgeist und die Bereitschaft, sich gegenseitig auszuhelfen. Und ich denke, dass wir auch lohnmässig als gute Arbeitgeberin dastehen.
Die Mitgliederzahlen sind laut Ihrem letzten Jahresbericht in den vergangen Jahren gesunken. Weshalb?
Wir sind mit unseren mehreren Hundert Mitgliedern zahlenmässig nach wie vor einer der grössten Vereine im Waldenburgertal. Primär tragen die Gemeinden mit ihren Pro-Kopf-Beiträgen die Restkosten. Das sind alles Kosten, die nicht von Kunden und Krankenkassen vergütet werden. Die Privatpersonen leisten mit ihrer Mitgliedschaft jedoch ebenfalls einen wichtigen Beitrag an unsere Organisation, nicht zuletzt in ideeller Hinsicht. Neue Mitglieder zu finden, ist viel Arbeit. Ich glaube, der Bevölkerung ist schlichtweg nicht bewusst oder nicht bekannt, dass wir als gemeinnütziger Verein organisiert sind. Wir freuen uns auch, wenn wir Spenden oder Legate entgegennehmen dürfen. Dank eines grösseren Legats konnten wir einen Fonds eröffnen, der uns ermöglicht, mit diesen Mitteln der Bevölkerung oder den Mitarbeitenden etwas Gutes zu tun.
Gab es Projekte oder Erlebnisse, auf die Sie besonders stolz sind?
Eine wichtige Arbeit war die Teilnahme in verschiedenen Projektgruppen. Als Beispiele zu nennen wären etwa der Regionale Nachtdienst, die Arbeitsgruppen zur Erarbeitung der Leistungsvereinbarungen mit den Gemeinden und die Umsetzung des Alters-, Pflege- und Betreuungsgesetzes. Eine spezielle Freude machte die Teamarbeit bei der Entstehung des Leitbilds mit dem Leitsatz «mit Herz und Verstand», und vor allem die schönen Begegnungen mit den Mitarbeitenden, Persönlichkeiten von anderen Spitex-Organisationen und auf politischer Ebene.
Was wünschen Sie sich für die Spitex Waldenburgertal?
Dass sie weiterhin die Anerkennung und Wertschätzung erhält für ihren wertvollen Einsatz für die Bevölkerung des Tals. Ich wünsche ihr vor allem auch, dass sie stets genügend Personal findet, diesen einmaligen Teamgeist weiter pflegt und sich weiterentwickeln kann. Ich werde der Spitex Waldenburgertal als Mitglied auch weiterhin eng verbunden bleiben. Sie ist und bleibt ein wichtiger Teil meines Lebens und eine Herzensangelegenheit.
Zur Person
emg. Die 56-jährige Franziska Schweizer war seit 2016 Präsidentin der Spitex Waldenburgertal. Als gelernte Kauffrau hat sie längere Zeit in der Reisebranche gearbeitet und ist seit rund vier Jahren in der Abteilung Renten bei einer Ausgleichskasse in Basel tätig. Sie war bis 2020 Gemeinderätin von Langenbruck und zuständig für das Sozialwesen, Gesundheit und Alter. Sie spielt seit 40 Jahren begeistert Klarinette in einem Musikverein, ist viel mit dem E-Bike unterwegs und erfreut sich an ihrem schönen Garten.