Die Pforte zur Buchungshölle
31.10.2025 PersönlichIch lege mich ins frisch gemachte Bett und strecke meine müden Knochen aus. Es klopft. Ich öffne, und jemand teilt mir mit, ich würde in einem falschen Bett liegen. Ich müsse sofort das gastliche Haus verlassen.
Am 20. und 21. September fand in Auggen, Deutschland, nur ...
Ich lege mich ins frisch gemachte Bett und strecke meine müden Knochen aus. Es klopft. Ich öffne, und jemand teilt mir mit, ich würde in einem falschen Bett liegen. Ich müsse sofort das gastliche Haus verlassen.
Am 20. und 21. September fand in Auggen, Deutschland, nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt, das jährliche Winzerfest statt. Nach einer frühzeitigen telefonischen Kontaktaufnahme mit einem Mitarbeiter des Gasthauses wurden wir gebeten, die Buchung über «Booking.com» vorzunehmen. Was wir auch taten. Bei unserer Ankunft im Gasthof wurde uns mitgeteilt, wir hätten unsere Reservation vor zwei Tagen storniert. Wir? Sicher nicht, wir haben noch nie eine Reservation storniert!
«Booking.com» teilt uns auf unsere umgehende telefonische Anfrage hin mit, dass unsere Kreditkarte nicht gültig gewesen sei. Wie jeder Reisende weiss, kann der Einsatz von Kreditkarten immer mal wieder zu Fehlern führen. Es wäre jedoch ein Leichtes gewesen, mit uns Kontakt aufzunehmen. Nein, nicht ER habe dies getan, meinte der Mann von «Booking.com». Es sei wohl der Computer gewesen, der uns aus unseren Betten geworfen habe.
Nein, reklamieren nütze gar nichts. In der Unternehmenszentrale in Holland stehe nur ein Gerät. Büros gebe es schon lange keine mehr. Es sei also sinnlos, einen Brief zu schreiben. Niemand würde darauf antworten. Man habe uns über die Stornierung schriftlich informiert. Nein, hat man nicht, lieber blöder Computer.
Da standen wir nun, verstanden die Welt nicht mehr. Ich stellte mir vor, wie die Situation in Timbuktu oder Majuro ausgegangen wäre. Was hätten wir wohl getan? Wären wir durch die Stadt geirrt und hätten auf einer feuchten Bank geschlafen? Oder hätten wir einem Obdachlosen die Wolldecke geklaut und uns irgendwo hinter einer Bruchbude zur Ruhe gelegt? Nein. Wir sind zu alt für das Pfadfinderleben. Nebenbei: Pfadfinder würden nie im Leben eine Wolldecke klauen, sorry!
Natürlich haben wir noch einmal telefoniert und geschrieben. Ein eingeschriebener Brief mit Rückschein (14.90 Franken) ist laut Schweizer Post zwar in Amsterdam angekommen. Er wurde jedoch offensichtlich von einem Computer entgegengenommen. Wir haben nie eine Antwort erhalten. Weder vom Computer noch von der Post. Wir finden es unzulässig und eine Frechheit gegenüber Kunden, dass eine verbindliche Reservation ohne Rückmeldung storniert werden kann. Der Wirt des Gasthofs vermittelte uns ein neues Zimmer in einem Hotel in Müllheim. Neben der Tatsache, dass unser gebuchtes Zimmer nicht zur Verfügung stand, kamen zusätzliche Kosten auf uns zu.
Buchen Sie deshalb immer direkt im Hotel. Wenn der Hotelier nicht will und Sie zudem auf eine «Plattform» verweist, dann lassen sie es sein. Denn eine «Plattform» kann laut Duden auch eine Pforte sein. Vielleicht haben wir die Pforte zur Hölle erwischt. Buchen Sie nie über «Booking.com», ausser Sie möchten auf einer Parkbank schlafen und dabei einen Blick ins Fegefeuer werfen.
Der Autor, Kolumnist Hanspeter Gsell, lebt seit mehr als 40 Jahren in Sissach.

