Die Jüngste bläst allen den Marsch
20.08.2024 BaselbietDie Alphorngruppe Magden hat am selbst organisierten Wettblasen vom Sonntag in Magden gute Resultate herausgeblasen. Als herausragende Alphornbläserin präsentierte sich die erst 23-jährige Anna Rudolf von Rohr.
Robert Bösiger
Sonntagmorgen, ...
Die Alphorngruppe Magden hat am selbst organisierten Wettblasen vom Sonntag in Magden gute Resultate herausgeblasen. Als herausragende Alphornbläserin präsentierte sich die erst 23-jährige Anna Rudolf von Rohr.
Robert Bösiger
Sonntagmorgen, Lokaltermin beim Dorfplatz in Magden: Der Platz ist noch nass vom nächtlichen Sommerregen, die Temperaturen ungewohnt kühl. Nach und nach erscheinen die ersten Alphornbläserinnen und -bläser. Und im kleinen, rundum abgeschlossenen Zelt macht es sich ein Dreierteam an Juroren gemütlich. Ausgerüstet sind sie mit Block und Schreibstift, und die Bewertungsblätter warten noch darauf, mit Punkten und Bemerkungen (aus-)gefüllt zu werden.
Cornelia Kellenberger aus Heiden, Armin Zollet aus Bösingen und Thomas Stofer aus Sempach – allesamt Könner auf dem Alphorn – haben in den nächsten Stunden die Aufgabe, allen Vorträgen vorurteilsfrei buchstäblich zu lauschen und diese entsprechend zu benoten. Die Namen der Vortragenden kennen sie ebenso wenig wie deren Gesichter. Man habe ganz bewusst auf drei Jurymitglieder gesetzt, die aus drei anderen Landesgegenden und anderen Verbänden stammen, sagt OK-Chef Urs Keigel von der organisierenden Alphorngruppe Magden.
Das interessierte Publikum, das noch spärlich am Morgen und deutlich zahlreicher am Nachmittag am Ort des Geschehens auftaucht, bekommt insgesamt 15 Einzelvorträge und 14 Darbietungen von verschiedenen Formationen zu sehen und zu hören. Vorgetragen wird jeweils ein Stück, danach hat die Jury etwa acht Minuten Zeit, das Gehörte zu bewerten.
Bewertet werden die Tonkultur, die Blastechnik (unter anderem Treffsicherheit und Intonation), die Interpretation I (Dynamik, Phrasierung und Artikulation), die Interpretation II (Rhythmik, Tempo und Zusammenspiel) sowie der musikalische Ausdruck. Erst die Summe der Punkte ergibt dann letztlich das zählbare Resultat. Interessant: Anders als beispielsweise beim Schwingen liegen jene Bläserinnen und Bläser vorne, die am wenigsten Punkte auf dem Notenblatt haben.
Der Himmel ist an diesem Sonntag grau in grau. Und hie und da scheint es, als wolle es wieder regnen. Doch das Wetter hält und hält … bis der letzte Ton verklungen und das Publikum in alle Winde entschwunden ist. Erst der Aufräumtrupp der Magdener sollte etwas später noch nass werden. Doch dämpft der aufkommende Regen die gute Stimmung in keiner Weise, denn schliesslich darf sich die Alphorngruppe freuen über ein paar gute bis ausgezeichnete Resultate.
«Landliebe» gewinnt
Namentlich die mit 23 Jahren Jüngste der örtlichen Alphorngruppe (und wohl auch auf dem Festplatz), die talentierte Anna Rudolf von Rohr, hat bei den Solovorträgen den erfahrenen, mehrfachen Wettblasen-Gewinner Hans Matt aus Neuendorf (SO) «abgetrocknet»: Ihr Stück «Landliebe» erhält 16,96 Punkte. Platz 2 geht wie erwähnt an Hans Matt, der mit «Älplersonntag» noch gute 17,76 Punkte erreicht. Derselbe Bläser findet sich übrigens auch auf Platz 3, weil er mit seinem Büchel – dem kleineren Bruder des Alphorns – und dem Stück «Sennetuntschi» 21,06 Punkte erreicht.
Auch bei den Formationen schneidet die gastgebende Alphorngruppe Magden sehr gut ab: Das «Trio Gogel» (mit Anna Rudolf von Rohr, Regina Lüdin und Urs Keigel) erhält für das Stück «Vo de blaue Jurabärge» 26,95 Punkte. Besser schneiden nur das «Trio Laupersdorf» (mit Peter und Theres Baumann sowie Corinne Schlup; 26,56 Punkte) und – auf Platz 1 – das Duo Ludwig Göppert und Andreas Bühler aus dem süddeutschen Schuttertal mit 24,57 Punkten ab. Die beiden Letztgenannten beherrschen auch den Büchel. Was sich darin zeigt, dass sie mit dem Titel «Sankt Antöni» 34,31 Punkte erreichen und damit auf Rang 7 landen.
Wie immer bei Wettblasen bauen sich die teilnehmenden Bläserinnen und Bläser jeweils als Schlusspunkt zu einem Halbkreis auf, um ein paar Stücke gemeinsam vorzutragen. So kann das Publikum nochmals richtig im Alphornsound schwelgen und zum Beispiel die für viele heimliche Nationalhymne «Uf de Bänklialp» geniessen.
Und auch OK-Chef Urs Keigel ist zufrieden mit dem Anlass: sowohl mit dem Aufmarsch der Aktiven und der Qualität der Vorträge als auch mit dem Publikumsaufmarsch. Wobei er einräumt, dass der Weltrekordversuch «555 Alphorn» vom 30. August auf der Klewenalp wohl markant mehr Aufmerksamkeit generieren wird. Immerhin dürfte der Gesamtchor dann über 1000 Alphornbläserinnen und -bläser umfassen und so den Weltrekord garantieren.