Der zweite Meilenstein
17.10.2024 Bezirk LiestalDie Elektra Baselland hat in Liestal eine neue Heizzentrale eingeweiht. Sie ist Teil eines Grossprojekts, das Tausende von Haushalten im Ergolztal mit Wärme und Strom versorgen soll. Ob auch Oberbaselbieter Gemeinden davon profitieren werden, ist offen.
Janis ...
Die Elektra Baselland hat in Liestal eine neue Heizzentrale eingeweiht. Sie ist Teil eines Grossprojekts, das Tausende von Haushalten im Ergolztal mit Wärme und Strom versorgen soll. Ob auch Oberbaselbieter Gemeinden davon profitieren werden, ist offen.
Janis Erne
Fast auf den Tag genau vor zehn Jahren begann die Elektra Baselland (EBL) in Pratteln mit dem Bau einer neuen Heizzentrale. Einige Monate später ging sie in Betrieb. Gestern nun wurde in Liestal die nächste Heizzentrale eingeweiht. Wie in Pratteln führt die EBL auch in der Kantonshauptstadt die bestehenden Wärmeverbünde zusammen. Und wie die Heizzentrale in Pratteln ist auch diejenige in Liestal Teil eines übergeordneten Projekts, das Gebäude im ganzen Ergolztal mit Wärme und Strom versorgen soll – bis nach Ormalingen, so zumindest die Vision.
Die «Erneuerbare Energieschiene Ergolztal», kurz 3ET, ist ein Generationenprojekt, mit dessen Planung vor mehr als 20 Jahren begonnen wurde. Das Fernziel der EBL ist es, dereinst alle Wärmeverbunde im Ergolztal zusammenzuschliessen. Die 3ET soll bis zu 27 000 Haushalte mit erneuerbarer Wärme und bis zu 9000 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Es ist eines der grössten Projekte in der Geschichte der Genossenschaft und könnte insgesamt 250 Millionen Franken kosten.
In einem nächsten Schritt will die EBL in Frenkendorf ein Fernwärmenetz bauen und alle Liestaler Netze zu einem Grossverbund zusammenschliessen. Als nächster Meilenstein sollen dann die Grossverbünde in Pratteln und Liestal zusammengeschlossen werden. Die Abwärme des Industrieareals Schweizerhalle in Pratteln soll im Sommer künftig Grossverbraucher in Liestal wie die Psychiatrie oder das Kantonsspital versorgen.
Wärme aus Holzverbrennung
Ein Wermutstropfen aus Oberbaselbieter Sicht bleibt. So ist noch nicht klar, ob das Projekt dereinst bis nach Ormalingen ausgedehnt wird.
Dies, weil es zwischen Lausen und Sissach noch zu wenige Grossliegenschaften gibt, die als Wärmeabnehmer infrage kommen. «Die Energiedichte ist noch zu gering», erklärte gestern Roger Scheidegger, Geschäftsleitungsmitglied der EBL. «Die Vision bleibt aber bestehen.»
Die Genossenschaft, die ihr Versorgungsgebiet bis 2035 vollständig mit klimaneutraler Wärme versorgen will, lobt das Projekt und sich selbst: Die EBL leiste einen wesentlichen Beitrag zum Umbau der Energieversorgung im Baselbiet. Tatsächlich müssen im Kanton Baselland Zehntausende von Ölund Gasheizungen ersetzt werden. Dazu hat das Volk mit dem Ja zum neuen Energiegesetz die Politik beauftragt.
Regierungspräsident Isaac Reber (Grüne) sagte gestern: «Die Fernwärme spielt bei der Energiewende eine zentrale Rolle.» Die neue Heizzentrale in Liestal zeige, dass die energiepolitischen Ziele erreicht werden können. Tatsächlich liefert die Heizzentrale Wärme zu 90 Prozent aus erneuerbaren, wenn auch nicht gänzlich unumstrittenen Quellen. So wird die Wärme durch die Verbrennung von Holzschnitzeln aus Wäldern und Betrieben der Region gewonnen. Hinzu kommt ein Warmwasserspeicher, der zum Einsatz kommt, wenn die Holzverbrennung vorübergehend ausfallen sollte. Nur in Ausnahmefällen wird auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen.
15 Lastwagenlieferungen pro Tag
Bei einem Rundgang präsentierte die ELB die neue Heizzentrale an der Spitalstrasse. In die Höhe ragen ein Silo für Holzschnitzel, vier Speichertanks und das Herzstück – ein fünfstöckiges Holzkesselhaus, in dem die Verbrennung der Schnitzel stattfindet. Im Innenhof werden die Holzschnitzel angeliefert, im Winter sollen bis zu 15 Lastwagen pro Tag vorfahren. Über Wasserleitungen wird die Wärme schliesslich in die Gebäude transportiert.
Der Bau der Heizzentrale dauerte vier Jahre und erfolgte bei laufendem Betrieb, da Bezüger wie das Kantonsspital weiterhin mit Wärme versorgt werden mussten. Die EBL bezeichnet das Projekt als «Operation am offenen Herzen». Am Ende sei aber alles gut gegangen.