Anstelle einer Festrede kamen die Besucherinnen und Besucher der Zunzger 1.-August-Feier in den Genuss eines von Gemeinderat Bruno Fedriga moderierten Gesprächs mit dem mehrfachen Weltmeister im Kugelstossen, Werner Günthör, und Rico Freiermuth, einst ebenfalls Kugelstösser ...
Anstelle einer Festrede kamen die Besucherinnen und Besucher der Zunzger 1.-August-Feier in den Genuss eines von Gemeinderat Bruno Fedriga moderierten Gesprächs mit dem mehrfachen Weltmeister im Kugelstossen, Werner Günthör, und Rico Freiermuth, einst ebenfalls Kugelstösser sowie Bobfahrer und Bob-Nationaltrainer. Das gut besetzte Festzelt auf dem Areal der Primarschule liess darauf schliessen, dass die Zunzgerinnen und Zunzger ein Flair für den Spitzensport haben.
Werner Günthör lebt am Bielersee und ist wie Rico Freiermuth aus Zunzgen nach wie vor «Feuer und Flamme» für den Spitzensport. Beide wiesen darauf hin, was Spitzensport für eine Sportlerin oder einen Sportler bedeutet: Arbeit, Arbeit und noch einmal Arbeit. Die Anforderungen an die Athleten seien höher denn je. In allen sportlichen Disziplinen brauche es mehr Nachwuchssportler mit viel Willenskraft und grossem Ehrgeiz.
Der heute 63-jährige Werner Günthör ist bisher der beste Kugelstösser der Schweiz. Seine 22,75 Meter aus dem Jahr 1988 bedeuten noch immer Schweizer Rekord. Er gewann drei Weltmeistertitel (1987, 1991 und 1993) und wurde einmal Europameister. Olympisches Edelmetall blieb dem zwei Meter grossen Modellathleten verwehrt. Nach der Karriere im Leichtathletikstadion wandte sich Günthör auch noch dem Bobsport zu – im Team von Ekkehard Fasser. Das Kugelstossen habe sich gegenüber seiner Aktivzeit durch die Drehstosstechnik verändert, sagte Günthör auf eine Frage Fedrigas. Dadurch könnten grössere Weiten erzielt werden. Günthör verglich diese Entwicklung mit jener im Hochsprung, den Dick Fosbury mit seinem Flop revolutioniert hatte.
Rico Freiermuth war wie Günthör in seiner Aktivzeit ein starker Kugelstösser, kam jedoch niemals an dessen Weiten heran. Internationale Erfolge feierte der in Eptingen aufgewachsene Freiermuth im Bob von Silvio Giobellina: 1982 gewann er Gold an der Weltmeisterschaft, 1984/85 EM-Gold, und 1984 errang er Bronze an den Olympischen Spielen in Sarajewo. Es folgten 21 Jahre als Bob-Nationaltrainer. Während eines Jahres gehörte Freiermuth dem Trainerstab der kanadischen Bobfahrer an, die während dieser Zeit grosse Erfolge feiern konnten. Am Bobsport fasziniere ihn die Kombination aus Schnelligkeit der Athleten, dem Topmaterial und dem Können der Piloten.
Die beiden ehemaligen Spitzensportler führen heute ein vergleichsweise geruhsames Leben. Für beide ist die Freundschaft unter den Sportlern aber nach wie vor sehr wichtig – und auch das Jassen unter Freunden. Es verbindet sie eine «lose, aber herzliche Freundschaft», wie sie sagten. Und Rico Freiermuth hat sich dem Golfen verschrieben.
Sport, darin stimmen beide ehemaligen Spitzensportler überein, ist «unbezahlbar schön». Sie ernteten einen riesigen Applaus, bevor – begleitet vom Musikverein Zunzgen – der Schweizer Psalm und das Baselbieterlied gesungen wurden. Mit dem Feuerwerk und Unterhaltungsmusik der Partyband «Hit Mix» fand die gelungene Feier ihre Fortsetzung.
André Frauchiger