Der Segen in der neuen Kirche war ein Segen
28.08.2025 BubendorfRosmarie und Heinz Reimann wurden vor 50 Jahren als erstes Paar im Neubau getraut
Am Wochenende wird das 50-jährige Bestehen der Bubendörfer Kirche gefeiert. Ebenfalls ein Jubiläum begehen Rosmarie und Heinz Reimann, die sich 1975 als erstes Brautpaar in der neuen Kirche ...
Rosmarie und Heinz Reimann wurden vor 50 Jahren als erstes Paar im Neubau getraut
Am Wochenende wird das 50-jährige Bestehen der Bubendörfer Kirche gefeiert. Ebenfalls ein Jubiläum begehen Rosmarie und Heinz Reimann, die sich 1975 als erstes Brautpaar in der neuen Kirche ihr Ja-Wort gaben.
Brigitte Keller
Der Spruch «Regen bringt Segen» zur Hochzeit ist eine alte Überlieferung, die Regen mit Glück, Fruchtbarkeit, Wohlstand und einer starken Ehe verbindet. Damit standen die Chancen sehr gut für Rosmarie und Heinz Reimann, denn am 3. Mai 1975 «war wettermässig alles dabei», wie sie 50 Jahre später erzählen. Nebst Sonne und Regen habe es sogar auch noch leicht geschneit, als sie nach der Hochzeit mit dem Car über den Passwang fuhren. Die Reimanns waren das erste Paar, das im neuen Bubendörfer Gotteshaus getraut worden ist.
Kennengelernt hatten sie sich an der Fasnacht 1973. Der Gelterkinder Heinz Reimann trat nach dem Abschluss der Lehre auf der dortigen Verwaltung 1970 seine erste Stelle in Bubendorf an und zog in der Folge an seinen Arbeitsort, wie das in jenen Zeiten erwartet wurde. Bubendorf hatte damals rund 2100 Einwohnerinnen und Einwohner und er sei als vierter Mitarbeiter auf der Verwaltung angestellt worden, so erinnert er sich. Bereits ein Jahr darauf, mit 21 Jahren, wurde er zum Finanzverwalter gewählt.
Rosmarie Reimann, geborene Ritter, wuchs in Liestal auf. Dort betrieben ihre Eltern eine Konditorei mit Café, und sie arbeitete im Geschäft mit. 1972 schlossen die Eltern aus Altersgründen den Betrieb und die Familie Ritter zog nach Bubendorf in die Heimatgemeinde der Mutter. Kaum der Tambouren- und Pfyfferclique beigetreten, «um mit Leuten in Kontakt zu kommen», stach Rosmarie Ritter dem jungen Heinz Reimann an der folgenden Fasnacht ins Auge. «Im März 1973 haben wir uns kennengelernt, im April 1974 verlobt und im Mai 1975 geheiratet» erzählt Heinz Reimann. Alles sei zackig gegangen.
Zwei Anläufe für Kirchen-Neubau
Für das junge Paar stand schnell fest, dass es in der neuen, modernen Kirche, die sich im Bau befand, heiraten wollte. Diese sollte die in den 1880er-Jahren erbaute Holzkirche, die sich in einem schlechten baulichen Zustand befand, ersetzen. Über den Neubau und das Budget habe damals die Gemeindeversammlung entschieden. Heinz Reimann kann sich noch erinnern, dass das Projekt – aus Kostengründen – erst im zweiten Anlauf gutgeheissen wurde.
«Etwas Besonderes für mich war, dass die zivile Trauung am Tag zuvor mein Chef Emil Wahl, der Gemeindeverwalter und damit gleichzeitig auch Zivilstandsbeamter war, vorgenommen hat», erzählt Heinz Reimann weiter. Er kann sich auch gut daran erinnern, dass seine Kollegen vom Schützenverein an dem Abend ein «Hochzeitsschiessen» veranstaltet hätten, was schon damals eigentlich nicht mehr erlaubt gewesen sei.
Und dann holt Heinz Reimann, wie es von einem ehemaligen Gemeindeverwalter fast nicht anders zu erwarten ist, flugs den Aktenordner «Hochzeit» aus einem Regal, in dem alle Rechnungen, Glückwunschkarten und Telegramme – die man damals noch zu Hochzeiten bekam – fein säuberlich abgelegt sind. 50 Jahre später ist ein Dokument – und mit ihm eine lustige Episode – dazugekommen: «Der Brief, den wir von der Gemeinde zur goldenen Hochzeit bekommen haben, hat noch genau denselben Wortlaut, wie ich ihn und schon meine Vorgänger jeweils als Gemeindeverwalter an die Jubilare verschickt haben», erzählt Heinz Reimann. Noch etwas, das für Beständigkeit steht.
26 Jahre Gemeindeverwalter
Das Glück war dem Paar nach der Hochzeit hold, ihm wurde ein Sohn und eine Tochter geschenkt. Die Familie fühlte sich sehr wohl in Bubendorf und, nachdem die junge Familie einige Jahre in Seltisberg gewohnt hatte, bekam sie von der Familie mütterlicherseits Land geschenkt und konnte 1979 in ihr neues Eigenheim mit Blick über Bubendorf einziehen. Im Jahr 1986 wurde Heinz Reimann zum Gemeindeverwalter gewählt – und blieb es 26 Jahre lang, bis zur Pensionierung vor 13 Jahren. «So etwas ist heutzutage kaum noch denkbar», meint er rückblickend dazu.
Für die Familienferien verfrachteten die Reimanns damals jeweils Kind und Kegel ins Auto und fuhren gerne nach Spanien. «Ab an die Wärme», so könnte man eine ihrer gemeinsamen Leidenschaften umschreiben. im Jahr 1989 entschieden sie sich, in Rojales, südlich von Alicante, eine eigene Wohnung zu kaufen, und vor 14 Jahren kauften sie dort gar ein kleines Haus. Dadurch wurde es ihnen inzwischen möglich, rund die Hälfte des Jahres in wärmeren Gefilden zu verbringen. Im Sommer, sowie die Wochen um Weihnachten und Ostern, sind sie immer in der Schweiz, um viel Zeit mit der ganzen Familie, zu der auch vier Grosskinder gehören, zu verbringen und verpasste Geburtstage nachzufeiern. Ebenfalls die Zeit der Banntage von Bubendorf und Liestal verbringen sie garantiert in den hiesigen Gefilden.
Neben den Aufenthalten in Spanien kamen später auch noch Reisen in weiter entfernte Orte dazu. 1994 nutzten sie erstmals die Gelegenheit, mit Freunden aus Bubendorf eine geführte Rundreise durch Kalifornien zu den verschiedensten Nationalparks zu machen. «Es hätte nicht besser sein können», erzählt Rosmarie Reimann rückblickend. Diese Reise hatte ihnen so gut gefallen, dass sie bereits im Jahr darauf eine weitere Reise in die USA unternahmen, und in den folgenden Jahren kamen Reisen auf alle Kontinente der Welt dazu.
Rezept für ein Leben zu zweit
Der Eindruck, sich immer einig zu sein, «wohin die Reise gehen soll», trügt nicht. «Es muss warm sein!», diese Antwort bekommt man einstimmig zu hören, wenn die Frage nach den Reisezielen gestellt wird. Ist die Frage eher im übertragenen Sinn gemeint, also nach dem Rezept für ein Leben zu zweit, dann lauten die Antworten: «Toleranz, Respekt, und alles ein bisschen mit Humor nehmen, nicht zu engstirnig auf Sachen beharren und darauf achten, dass sich nicht nur immer eine Seite durchsetzt.»
Während ihrer Abwesenheit schauen die Familie des Sohnes und weitere Nachbarn zu Haus und Garten in Bubendorf. «Wir sind familiär und nachbarschaftsmässig sehr gut aufgehoben», erklärt Rosmarie Reimann diesen glücklichen Umstand. Mitte September geht es normalerweise wieder Richtung Spanien. Dieses Jahr haben sie ihre Abreise aber auf Anfang Oktober verschoben, denn das Jubilarenfestessen von Ende September in Bubendorf wollen sie auf keinen Fall verpassen.
Kirchen-Neubau mit Nebengeräuschen
bk. «Braucht eine Kirchgemeinde vor allem funktionelle und praktische Räume, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden, und eigentliche Kirchenräume sind unnötig? Oder benötigt der Mensch gerade in der aktuell hektischen und zweckbetonten Zeit in der Kirche einen Ort der Ruhe und Besinnung, ein geistiges Zentrum, ein Zeichen des Nicht-Funktionellen?» Mit dieser Gegenüberstellung zweier Ansichten beginnt ein Zeitungsartikel, erschienen zur Einweihung der neuen Kirche Bubendorf im Februar 1975. Er zeugt von den kontroversen Diskussionen, die damals rund um den modernen Kirchenneubau geführt wurden.
Die einen nannten den grossen und wuchtig wirkenden Neubau abfällig einen «Klotz» – insbesondere im Vergleich mit dem bisherigen filigranen Gotteshaus. Die anderen begrüssten die vielfältigen Möglichkeiten der neuen Kirche mit Gruppenund Unterrichtsräumen, Besprechungszimmern sowie Küche – zusätzlich zum sakralen Kirchenraum.
Im Artikel, der unter dem Titel «Architektonische Gedanken zur Gestaltung der neuen Kirche» erschienen ist, steht weiter nachzulesen, dass beim neuen Kirchenbau in Bubendorf der Versuch unternommen wurde, die verschiedenen Auffassungen in einem Bau zu verwirklichen. Der Beitrag endete «mit der Hoffnung, dass die Kirche sich als neuer Akzent über dem alten Dorf und seinen schönen Bauten bewähren wird und dass die Raumkonzeption den Bau zu einem geistigen Mittelpunkt der Gemeinde werden lässt.»
Der Versuch der «Symbiose zweier Auffassungen» stellte sich bald als gelungen heraus und hat sich in den 50 Jahren seit Bestehen bestens bewährt. Die Kirche von Bubendorf wurde und wird intensiv genutzt, nicht nur am Sonntagmorgen, sondern auch für weitere Gottesdienste, für Konzerte und gesellige Anlässe sowie von Gruppen und der Musikschule.
Festprogramm
Diesen Samstag gibt es ab 14 Uhr in und um die Bubendörfer Kirche ein Programm für Gross und Klein: Abseilen, Schminken, Orgelerlebnis, Wettbewerb mit tollen Preisen, Ponyreiten, Tonbildschau vom Bau, Führungen im Glockenturm, Kaffee und Kuchen, Grill und Getränke, mit Preisen wie vor 50 Jahren, und vieles mehr. Ab 18 Uhr Blue Cocktail Bar, Grill und Getränke und um 20 Uhr Show-Act mit «Veri – politisch.witzig.träf.»
Am Sonntag findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst mit Gästen statt plus ein Kinderprogramm. Ab 11.45 Uhr Spaghetti-Essen und Dessertbuffet für alle, Zeit für Gespräche und Wiedersehen.
Bis zum Fest werden die Fenster und der Turm jeden Abend von innen farbig beleuchtet.