Der Mix machts aus
30.11.2023 BaselbietAdev und EBL an alpinen Solaranlagen interessiert
Der Bau von Solaranlagen boomt. Zahlreiche Hauseigentümer, Unternehmen und Institutionen lassen eine PV-Anlage auf oder an ihren Gebäuden montieren. Frei stehende Anlagen dagegen lassen sich im Baselbiet kaum realisieren. Die ...
Adev und EBL an alpinen Solaranlagen interessiert
Der Bau von Solaranlagen boomt. Zahlreiche Hauseigentümer, Unternehmen und Institutionen lassen eine PV-Anlage auf oder an ihren Gebäuden montieren. Frei stehende Anlagen dagegen lassen sich im Baselbiet kaum realisieren. Die Adev und die EBL prüfen daher eine Beteiligung an alpinen Solaranlagen.
Thomas Immoos
Das Bauen grosser Solaranlagen – beispielsweise in den Alpen – liegt schweizweit im Trend. Doch wie sieht die Situation im Baselbiet aus?
Ein wichtiger Akteur hierbei ist die Energiegenossenschaft Adev aus Liestal. Sie plant, baut und finanziert Solaranlagen. Im Baselbiet betreibt sie insgesamt 26 Grossanlagen: zum Beispiel in Gelterkinden auf den Dächern des Hallenbads und der Tennishalle oder in Seltisberg auf dem Dach des Kinderheims. Hinzu kommen 60 Grossanlagen ausserhalb des Kantons Baselland.
Alles in allem produzieren die Adev-Solaranlagen im Jahr Strom für rund 4000 durchschnittliche 4-Personen-Haushalte. Die Grossanlagen befinden sich dabei vor allem auf Dächern von Gewerbebauten und Hallen. Um etwas mehr Verständnis werben muss die Adev dagegen bei Industriebetrieben. «Zwar wollen die Betriebe häufig Solaranlagen, doch sie wollen sie meistens selber finanzieren», so Thomas Tribelhorn, Geschäftsführer der Adev. Ausserdem täten sich viele Betriebe schwer, sich über eine längere Zeit vertraglich zu binden.
Chancen für Freiflächenanlagen im Baselbiet bewertet Tribelhorn hingegen als eher gering. In anderen Regionen, in denen die Adev tätig ist, sei dies eher möglich. Dort seien die klimatischen Bedingungen günstiger und die Gebiete weniger dicht besiedelt. Zu nennen sind insbesondere alpine Solaranlagen. Eine solche plant das Basler Energieunternehmen IWB in der Gemeinde Hasliberg. Noch fehlt das Okay der Gemeindeversammlung. Alpine Solaranlagen, deren Bau vom Bund bis zum Jahr 2025 gefördert wird, interessieren auch die Adev. Man sei auf der Suche nach entsprechenden Beteiligungsmöglichkeiten, sagt Tribelhorn dazu. Ähnlich tönt es von der Elektra Baselland (EBL). Wie Geschäftsführer Tobias Andrist auf Anfrage schreibt, prüfe man derzeit Projekte, um sich möglicherweise am Betrieb einer alpinen Solaranlage zu beteiligen. Näheres könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sagen.
Heute besitzt die EBL laut ihrer Website sechs mittelgrosse Solaranlagen im Baselbiet. Die leistungsstärkste davon befindet sich auf dem Dach der Firma Kym in Diegten. Zudem ist die EBL Mehrheitseignerin eines grossen Solarkraftwerks in Südspanien. Dort wärmt die Sonne Wasser auf, durch das wiederum Dampfturbinen zur Stromproduktion angetrieben werden. Pro Jahr wird damit so viel Elektrizität erzeugt, wie 15 000 Haushalte durchschnittlich verbrauchen.
Ergänzung zum Unterland-Strom
Alpine Solaranlagen sind gemäss Adev-Geschäftsführer Thomas Tribelhorn «besonders ergiebig». Ab 2000 Metern Höhe, also über der Hochnebelgrenze, gibt es ganzjährig viele Sonnenstunden. Und wegen des Schnees werden die Panels in den Alpen senkrecht aufgestellt: So profitieren sie zum einen von der direkten Sonneneinstrahlung und zum anderen von der Reflektion auf dem Schnee.
Politisch sind alpine Solaranlagen teilweise umstritten, insbesondere bei Naturschützern und gewissen Standortgemeinden. Energiefachmann Tribelhorn sagt dazu, dass alpine Solaranlagen eine wichtige Ergänzung zur Stromproduktion auf Dächern im Mitteland seien: «In den Alpen kann im Winter mehr Strom produziert werden, während im Unterland vor allem der Sommer ergiebig ist.»
Baselbiet: Langes Warten auf Bewilligung
tim. In der Regel werden Gesuche für Solaranlagen von den Baselbieter Behörden problemlos bewilligt, wie Adev und EBL festhalten. Umständlicher ist es laut Adev-Geschäftsführer Thomas Tribelhorn bei den Anschlussgesuchen. Während man in anderen Kantonen die Bewilligung innert 3 bis 4 Wochen erhalte, dauere es im Baselbiet bis zu 12 Wochen. Das liege aber nicht an der Saumseligkeit der Behörden, sondern am Personalmangel bei den verantwortlichen Netzbetreibern.
Fachkräftemangel und Lieferengpässe
tim. In der Solarbranche herrscht wie in vielen anderen Bereichen ein Fachkräftemangel. Namentlich fehlen insbesondere Solarmonteure und Elektroinstallateure. Das führe dazu, dass die Wartefristen für Solaranlagen tendenziell länger geworden sind, sagt Adev-Geschäftsführer Thomas Tribelhorn. Zudem gebe es nach wie vor gewisse Lieferengpässe: Waren während der Corona-Pandemie Wechselrichter und PV-Module knapp, sind heute vor allem Transformatoren betroffen.