Den Betrügern auf die Schliche kommen
07.11.2025 BaselbietExperten geben Tipps, wie man sich vor Telefon- und Cyberbetrug schützen kann
Die Methoden der Telefon- und Onlinebetrüger werden immer raffinierter: Die Baselbieter Kantonalbank und die Polizei informierten an einem Anlass des Seniorenvereins Arlesheim darüber, wie man ...
Experten geben Tipps, wie man sich vor Telefon- und Cyberbetrug schützen kann
Die Methoden der Telefon- und Onlinebetrüger werden immer raffinierter: Die Baselbieter Kantonalbank und die Polizei informierten an einem Anlass des Seniorenvereins Arlesheim darüber, wie man sich schützen kann.
Regula Vogt-Kohler
Wenn man verdächtige Anrufe oder Mails erhält, gibt es nur eine richtige Reaktion: Das Telefon sofort auflegen, das Mail löschen. Wäre es einfach, diesen Tipp zu befolgen, hätte die im Telefon- und Cyberbetrug aktive Täterschaft nicht so viel Erfolg. Die Betrüger und Betrügerinnen nehmen menschliche Schwachstellen ins Visier: die Sehnsucht nach Liebe, die Gier nach einfach verdientem Geld, Angst und Sorge um Angehörige.
Vielen Opfern sei die Betrugsmasche bekannt gewesen und trotzdem seien sie darauf hineingefallen, berichtete Roland Walther, Mediensprecher und Präventionsbeauftragter der Polizei Basel-Landschaft, am Mittwoch an einem Fachevent zum Thema «Telefon- und Cyberbetrug» der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Walther informierte das zahlreich erschienene Publikum über Telefonbetrug.
Zum Enkeltrickbetrug kommen laufend neue Formen hinzu. Dazu gehören Anrufe von falschen Polizisten, die vor einem Einbruch warnen, in Wahrheit aber selbst an Geld und Wertsachen ihrer Opfer wollen. Perfid sind auch Schockanrufe, welche die Opfer mit der Behauptung unter Druck setzen, ein Familienmitglied sei in einer schweren Notlage, die nur durch sofortige Übergabe von Geld oder Wertsachen gelindert werden könne.
Schock + Geld = Betrug
Wie erkennt man, ob es sich um Betrug oder um einen echten Anruf handelt? Die Telefonnummern sind keine Hilfe: «Die sind alle gefälscht», sagte Walther. Einen betrügerischen Anruf erkenne man daran, dass die schockierende Nachricht mit einer Geldforderung kombiniert sei. Die einprägsame Kurzformel lautet: Schock + Geld = Betrug.
Das gilt auch beim Enkeltrickbetrug. «Wenn es um Geld geht, müssen die Alarmglocken schrillen», formulierte es Walther. Misstrauen ist aber bereits angezeigt, wenn jemand anruft und raten lässt, wer der Anrufer ist. Weil es die Täter und Täterinnen auf Personen mit Vornamen, die auf ein höheres Alter hindeuten, abgesehen hätten, empfehle sich eine Änderung des Telefonbucheintrags, etwa die Reduktion des Vornamens auf den Anfangsbuchstaben. Unter www.telefonbetrug.chfindetman das Formular für die Änderung des Eintrags sowie weitere Informationen.
Liebe und Geld
Um Geld geht es früher oder später auch beim Liebesbetrug (Romance Scam).
Oft beginnt es mit einer scheinbar harmlosen Kontaktaufnahme, etwa einer Freundschaftsanfrage bei «Facebook» (siehe Bild). Nichts tun, ausser die Anfrage sofort zu löschen. Auch wenn man sich einsam fühlt und sich einredet, nur neugierig zu sein: Wie plausibel ist es denn, dass sich Wildfremde mit freundschaftlichen Absichten melden? «Ein gesundes Misstrauen schadet nicht, wenn man digital unterwegs ist», sagte Colin Genhart, Chief Information Security Officer bei der Basellandschaftlichen Kantonalbank. Spätestens bei einer Geldforderung sollte man den Kontakt abbrechen.
Betrug statt Support
Der Liebesbetrug gehört zusammen mit Anlagebetrug und dem «Fake Support» (Anruf durch falsche Mitarbeitende) zu den Top 3 der Betrugsszenarien im Internet, über die Genhart referierte. Beim Anlagebetrug werden die Opfer mit tiefen Einstiegshürden und hohen Gewinnaussichten geködert. Die entsprechenden Websites seien extrem professionell aufgebaut, warnte Genhart. Hier hilft eine Überprüfung, ob der Finanzdienstleister über eine Bewilligung der Finanzmarktaufsicht verfügt. Bei Unsicherheit könne man sich auch an den Kundenberater oder die Kundenberaterin der BLKB wenden.
Am stärksten beschäftigt die BLKB im Moment der «Fake Support». Dabei geben sich Kriminelle am Telefon als Mitarbeitende von Finanzinstituten oder IT-Firmen aus und wollen zwecks eines angeblichen Updates oder der Behebung einer Störung vertrauliche Informationen wie E-Banking-Zugangsdaten erlangen. Genharts Tipp: Namen des Anrufers verlangen und Telefon beenden, dann zur Überprüfung via Hauptnummer bei der entsprechenden Bank anrufen und die entsprechende Person verlangen.
Anzeige erstatten, darüber reden
Wer Opfer eines Telefon- oder Cyberbetrugs wird, soll bei der Polizei Anzeige erstatten. «Schämen Sie sich nicht. Es kann allen passieren», sagte Marc Teuber, Leiter Region Arlesheim und Münchenstein bei der BLKB. Neben einem gesunden Mass an Misstrauen sei es auch wichtig, mit dem Umfeld über die Thematik zu reden, meinte Teuber.

