Dem Goldschakal auf der Spur
25.07.2025 BaselbietWildtierstiftung Kora startet Monitoring im Oberbaselbiet und Fricktal
Die Stiftung Kora untersucht im Rahmen eines zweijährigen Projekts, ob sich Goldschakale im Raum Oberbaselbiet/Fricktal aufhalten. 30 Fotofallen sollen Aufschluss über Häufigkeit, Verbreitung und ...
Wildtierstiftung Kora startet Monitoring im Oberbaselbiet und Fricktal
Die Stiftung Kora untersucht im Rahmen eines zweijährigen Projekts, ob sich Goldschakale im Raum Oberbaselbiet/Fricktal aufhalten. 30 Fotofallen sollen Aufschluss über Häufigkeit, Verbreitung und mögliche Revierbildung des scheuen Tiers aus der Familie der Hundeartigen geben.
tho. Im SRF-Regionaljournal Aargau-Solothurn und Basel-Baselland kündigte Projektleiterin Ursula Sterrer an, dass das Monitoring nun im Juli 2025 beginnt und bis Mitte 2027 läuft. Kora arbeitet dabei unter anderem mit dem Kanton Baselland und lokalen Jägerinnen und Jägern zusammen, um Infrarotkameras an bekannten Wildwechseln, in Waldlichtungen oder an Gewässerrändern zu platzieren. So lassen sich nicht nur Durchzüge, sondern möglicherweise auch bereits dauerhafte Ansiedlungen nachweisen. Der Perimeter für die Goldschakalüberwachung erstreckt sich von Pratteln über Sissach und das östliche Oberbaselbiet bis ins Fricktal und hoch bis nach Klingnau (AG, nähe Koblenz), wie Kora-Geschäftsführerin Nina Gerber auf Anfrage der «Volksstimme» erläutert. Dieser Tage werden die Kameras installiert. Insgesamt sind es für dieses Projekt 30 Fotofallen, die automatisiert Bilder versenden; acht davon auf Baselbieter Boden.
Erinnert sei an einen Artikel in der «Volksstimme» vom August 2021, in dem es um eine mögliche Sichtung eines Goldschakals im Oberbaselbiet ging: Zuvor hatte eine Fotofalle im Wald von Bubendorf ein Bild von einem hundeartigen Tier aufgenommen, das als Goldschakal interpretiert wurde. Zwar fehlte ein abschliessender Beweis, doch das Tier war augenscheinlich zu gross für einen Fuchs und zu klein für einen Wolf – vieles deutete auf einen Goldschakal hin. Auch ein Jäger aus dem Jagdrevier Sissach berichtete gegenüber der «Volksstimme» davon, ein Tier beobachtet zu haben, bei dem es sich um einen Goldschakal gehandelt haben könnte.
Die mit dem Wolf verwandte Tierart «Canis aureus» wandert seit 2011 aus dem Balkan und Südosteuropa nordwestwärts ein. Der Goldschakal bevorzugt reich strukturierte Landschaften in Ufernähe und an Waldrändern, in denen Deckung und Beute vorhanden sind. Solche Bedingungen finden sich im Oberbaselbiet ebenso wie im angrenzenden Fricktal, wo vor wenigen Monaten eine Wildkamera ein Tier aufzeichnete, bei dem die Identifikation eindeutig gelang. Laut Kora hat sich der Goldschakal im nahen Südschwarzwald bereits etabliert – seit einigen Jahren gebe es dort einen Bestand, der kontinuierlich für Nachwuchs sorge. Die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere über den Rhein in die Schweiz abwandern, sei gross.
Als Allesfresser ernährt sich der Goldschakal unter anderem von Früchten, Kleinsäugern, Insekten, Amphibien und gelegentlich von Fallwild. Gehen Goldschakale gemeinsam auf Beutezug, kann auch der Riss von Tieren von der Grösse eines Rehs gelingen. Der bisher einzige dokumentierte Nutztierriss – ein Schaf – in der Schweiz datiert vom August 2017 im Kanton Graubünden. Der Goldschakal ist nicht geschützt und darf wie der Fuchs bejagt werden. Kantone mahnen aber zur Zurückhaltung, solange Populationsdaten fehlen.
Herdenschutz ausreichend
Bei Kora heisst es: «Wir wollen wissen, wie häufig und wo sich Goldschakale aufhalten – und ob sie sich hier ansiedeln.» Die Auswertung der Kamerabilder erfolgt fortlaufend, erste Zwischenergebnisse werden gegen Ende dieses Jahres erwartet.
Gelingt der Nachweis solcher Tiere in der Nordwestschweiz, dürfte die Aufregung weniger gross sein, als wenn wieder einmal ein Wolf hier durchstreift. Laut Kora dürften zusätzliche Herdenschutzmassnahmen eher nicht nötig werden, da Schafe hierzulande vorwiegend innerhalb von Elektrozäunen auf der Weide sind. Natürliche Feinde hat der Goldschakal bei uns nicht, solange sich der Wolf nicht angesiedelt hat; in seltenen Fällen könnte eine Begegnung mit einem Luchs für einen Goldschakal ungünstig ausgehen. Die grösste Gefahr für ihn ist der Mensch – etwa im Strassenverkehr.