Das Stadtbild hat sich verändert
27.11.2025 Bezirk LiestalStadtbaumeister Thomas Noack geht in Pension
In den zehn Jahren Amtszeit von Thomas Noack als Leiter Hochbau und Planung bei der Stadt Liestal hat sich das Bild des Kantonshauptorts grundlegend verändert. Sein Abgang endet mit einem Paukenschlag: Die SBB feiern den neuen Bahnhof.
...Stadtbaumeister Thomas Noack geht in Pension
In den zehn Jahren Amtszeit von Thomas Noack als Leiter Hochbau und Planung bei der Stadt Liestal hat sich das Bild des Kantonshauptorts grundlegend verändert. Sein Abgang endet mit einem Paukenschlag: Die SBB feiern den neuen Bahnhof.
Thomas Gubler
Thomas Noack verbringt gerade seine letzten Arbeitstage im Liestaler Stadtbauamt beziehungsweise im Bereich Hochbau/Planung, wie es korrekt heisst. Ende November geht er in den Ruhestand – ein Jahr vor der regulären Pensionierung. Doch es ist ein Abschied mit einem Paukenschlag – denn an seinem letzten Arbeitstag, dem 28. November, wird in Liestal im Beisein von Bundesrat und Verkehrsminister Albert Rösti und von SBB-Generaldirektor Vincent Ducrot der «Ausbau der Zugverbindungen in der Nordwestschweiz» gefeiert werden – eine Art Einweihung des neuen Bahnhofs mit dem Viertelstundentakt zwischen Liestal und Basel.
Ein würdiger Schlusspunkt einer an Höhepunkten ohnehin reichen Karriere als Vorsteher des Liestaler Stadtbauamts oder als «Stadtbaumeister», wie man im «Stedtli» sagt. Denn während der zehn Jahre, in denen Thomas Noack dort wirkte, hat sich – zweifellos nicht nur dank ihm, aber sicher mit ihm – das Angesicht Liestals verändert. Liestal ist in dieser Zeit urbaner geworden.
Intensive zehn Jahre
«Die vergangenen zehn Jahre waren sehr intensiv. Aber der Beginn dieser Entwicklung erfolgte schon vorher mit wichtigen Entscheiden und Ereignissen», meint Noack bescheiden. Mit der Eröffnung der Kantonsbibliothek am Emma-Herwegh-Platz im Juni 2005 etwa. Mit dieser sei Liestal quasi «auf der Landkarte erschienen». Man habe den Bibliotheksbau vom Zug aus als Erkennungsmerkmal des Kantonshauptorts erkannt. Und abgesehen davon sei in Liestal weitsichtig mit der Bauplanung auch die Verkehrsplanung einhergegangen – und das «Stedtli» vom Verkehr befreit worden.
Seit seinem Stellenantritt 2015 ist Liestal vor allem mit dem Bau des neuen Bahnhofs, dem Busbahnhof oder dem Vierspur-Ausbau förmlich explodiert. Am Bahnhof ist ein neues Stadtquartier entstanden. Als Meilenstein wurde zuvor die Rathausstrasse zwischen «Törli» und Regierungsgebäude – übrigens preisgekrönt – komplett neu gestaltet, und im ehemaligen Fabrikareal der Hanro entstand ein neues Quartier mit Büro- und Arbeitsraum.
Leidenschaft fürs Gestalten
Fast schon unzählige Quartierpläne wurden in dieser Zeit erlassen und zahlreiche Infrastrukturbauten realisiert, die das einstige beschauliche «Stedtli» zum Kantonshauptort werden liessen, der diese Bezeichnung verdient. Und was den neuen Bahnhof betrifft, so war Thomas Noack besonders wichtig gewesen, «dass die Verbindung der Stadtquartiere untereinander sichergestellt werden konnte».
Eine Zeit also, die dem Vorsteher des Stadtbauamts sehr viel abverlangte, die er aber irgendwie auch genossen hat. Denn Thomas Noacks Leidenschaft war stets das Gestalten, nicht einfach das Bauen – getreu dem Gebot seines Vorbilds, des dänischen Städteplaners Jan Gehl: «Sorgt gut für den Menschen und das Leben zwischen den Häusern.» So sei er jeweils fast stolzer noch als auf die «schönen Bauten» auf die Innenhöfe dazwischen gewesen. Und so meint er rückblickend: «Hätte Liestal damals einen Bauverwalter gesucht, wäre ich mit Sicherheit nicht der Richtige gewesen.»
Bezeichnenderweise ist er von Haus aus auch nicht etwa Bauingenieur oder Architekt, sondern promovierter Geophysiker mit einem ETH-Zusatzstudium als Raumplaner. Und Liestaler Stadtbaumeister wurde er im Jahr 2015 «durch eine Zufallsbegegnung mit dem damaligen Stadtpräsidenten Lukas Ott anlässlich eines Vortrags». Damals war Thomas Noack Verantwortlicher für die Fachgebiete Raumplanung und Naturgefahren und für die Berufsgruppe Umwelt beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA).
Dorthin war er 2010 seinem früheren Chef beim Baselbieter Amt für Raumplanung, dem ehemaligen Kantonsplaner und späteren SIA-Geschäftsführer Hans-Georg Bächthold, gefolgt – und verbrachte beim Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein, wie er heute sagt «fünf glückliche Jahre». Beim Amt für Raumplanung leitete Noack zuvor zehn Jahre lang die Stabsabteilung Grundlagen und Informatik und war Projektleiter des Arealentwicklungsverfahrens Polyfeld Muttenz. «In dieser Zeit haben wir das Geoinformationssystem, das GIS-Baselland, aufgebaut.»
«Kein Professor geworden»
Ja, und zur kantonalen Verwaltung war er gekommen, weil er damals Ende der 1990er Jahre als Familienvater einen neuen Job brauchte. Nach seiner Dissertation in Erdwissenschaft sei er zehn Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter des Basel-Städter Kantonsgeologen und Assistent am Geologisch-Paläontologischen Institut der Uni Basel gewesen. «Und dann bin ich eben nicht Professor geworden», meint er schmunzelnd. Möglicherweise habe ihm dafür als Vater von zwei Kindern der letzte Ehrgeiz gefehlt. «Und vielleicht bin ich aber auch nicht gut genug gewesen.»
Bürger ist Thomas Noack von Binningen, wo er ab seinem achten Altersjahr auch aufgewachsen ist. Ein «reines» Baselbieterdeutsch spricht er aber bis heute nicht. Und das hat im Wesentlichen zwei Gründe. Zum Einen wurde er 1961 in Genf geboren und später in Anières (GE) französisch eingeschult. Und dann hat er mit seinen Eltern, die beide aus Deutschland stammten, stets Hochdeutsch gesprochen. «Ich bin halt ein Secondo», meint er rückblickend.
Eine andere «Spezialität» – für Thomas Noack mindestens so charakteristisch – ist die, dass er beruflich zwar in der kantonalen und in der städtischen Verwaltung tätig war, aber nie zu einem «richtigen Beamten» wurde. Noack war nämlich stets auch Politiker. Zehn Jahre lang – von 2008 bis 2018 – gehörte er dem Gemeinderat seines Wohnorts Bubendorf an und war dort zuständig für Finanzen, Bevölkerungsschutz, Wirtschaft und Tourismus. Und seit dem Jahr 2018 sitzt er für die SP im Landrat. Nicht ganz gereicht hat es für den Einzug in die Kantonsregierung. In der Ersatzwahl für Thomas Weber musste er 2023 als SP-Kandidat Thomi Jourdan (EVP) den Vortritt lassen. Die Schnittstellen zwischen Politik und Realisation habe ihn immer interessiert, meint er zur Kandidatur.
Und möglicherweise wird das auch noch eine Zeit lang so bleiben, auch wenn er seine Funktion als Stadtbaumeister nun abgibt und künftig mehr Zeit mit seiner Frau verbringen und sich vermehrt um seine 97-jährige Mutter kümmern will. Denn Landrat wird er vorderhand bleiben. Zudem ist er daran, sich selbstständig zu machen. «Wenn jemand meine Erfahrung braucht, bin ich für spannende Projekte zu haben», erklärt er.
Zieht man seine weiteren Funktionen in Betracht, etwa das Präsidium der Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr oder die Tätigkeit im Vorstand von «Pro Wind», ist Thomas Noack derzeit jedenfalls von einem «richtigen Ruhestand» noch ziemlich weit entfernt.

