Das Kandidatinnenfeld wächst
15.07.2025 BaselbietNadine Jermann möchte ebenfalls Regierungsrätin werden
Nach Sabine Bucher (GLP, Sissach) will die nächste Oberbaselbieterin für den Regierungsrat kandidieren: Die Buusner Gemeindepräsidentin Nadine Jermann (FDP) möchte Monica Gschwind beerben.
...Nadine Jermann möchte ebenfalls Regierungsrätin werden
Nach Sabine Bucher (GLP, Sissach) will die nächste Oberbaselbieterin für den Regierungsrat kandidieren: Die Buusner Gemeindepräsidentin Nadine Jermann (FDP) möchte Monica Gschwind beerben.
Janis Erne
Will sie oder will sie nicht? Die Entscheidung von Nadine Jermann (53) war mit Spannung erwartet worden. Nun ist klar: Die Landrätin und Buusner Gemeindepräsidentin kandidiert für die Nachfolge ihrer Parteikollegin Monica Gschwind. Die FDP-Sektion Gelterkinden und Umgebung hat gestern mitgeteilt, Jermann für die Regierungsratswahl im Herbst zu nominieren.
«Sie vereint unternehmerisches Denken, Führungsstärke mit politischer Erfahrung und sozialer Kompetenz», lässt sich Pascal Catin, Präsident der FDP Gelterkinden und Umgebung, zitieren. Jermann suche machbare Lösungen, führe und gestalte im Interesse des Gemeindewohls und könne zuhören, um zu verstehen, wo der Schuh drückt.
Jermann dürfte gute Chancen haben, von der Parteibasis nominiert zu werden – nicht nur wegen ihrer Qualifikationen. Sie ist bislang auch die einzige Frau in der FDP, die kandidieren will. Bisher haben nur Männer ihr Interesse bekundet: der Arlesheimer Gemeindepräsident Markus Eigenmann, der Aescher Landrat Rolf Blatter und Klaus Kirchmayr, früherer Grünen-Landrat und ebenfalls aus Aesch. Einflussreiche Frauen in der Partei dürften sich für Jermanns Kandidatur einsetzen. Kürzlich haben sich die weiblichen Mitglieder der FDP Baselland und der FDP Basel zusammengetan; Jermann hat die Gruppe mitinitiiert. Auch sonst hat die Meinung der Oberbaselbieterin Gewicht: Sie ist Mitglied der Parteileitung der Baselbieter FDP.
Rollenwechsel
Im Landrat sitzt Jermann seit sieben Monaten und ist Mitglied der Geschäftsprüfungskommission. Als Gemeinderätin (Wahl 2015) und Gemeindepräsidentin (seit 2016) bringt sie weitere politische Erfahrung mit. Seit diesem Jahr präsidiert sie zudem den Verband Basellandschaftlicher Gemeinden (VBLG) und verantwortet dort das Ressort Bildung.
Interessant in diesem Zusammenhang: Der VBLG und der Kanton verhandeln derzeit über die künftige Finanzierung der Primarschulen. Würde Jermann zur Bildungsdirektorin gewählt, würde sie die Seite und die Rolle wechseln – fortan müsste sie die Haltung des Kantons vertreten. Gleichwohl wäre Jermann wohl ein Gewinn für die Gemeinden und ihre Anliegen, sollte sie in den Regierungsrat einziehen.
Frei wird die Bildungs-, Kulturund Sportdirektion. Bildungspolitisch stehen verschiedene Herausforderungen an: Bei der Primarschule etwa der Umgang mit dem kritisierten Frühfranzösisch, der Digitalisierung und mit verhaltensauffälligen Kindern. Als freisinnige Politikerin dürfte sich Jermann, Mutter eines 16-jährigen Sohnes, auch für die Berufslehre einsetzen. Und auch die Hochschulpolitik, insbesondere die Universität Basel und deren künftige Finanzierung, würde sie stark beschäftigen.
Jermann möchte sich noch nicht eingehend zu ihren Plänen äussern. Sie wolle warten, bis die Nominationsfrist der FDP abgelaufen sei, was am kommenden Sonntag der Fall ist. In der Mitteilung ihrer Sektion lässt sich die Buusnerin mit folgenden Worten zitieren: «Gerne möchte ich meine Erfahrung aus der Exekutive, meine Tätigkeit im Bildungsbereich sowie mein breites Netzwerk einbringen und die gute Arbeit von Monica Gschwind weiterführen und neue Impulse setzen.»
Neben ihrer politischen Tätigkeit bringt die studierte Betriebswirtin Führungserfahrung aus der Privatwirtschaft mit: Sie arbeitete 16 Jahre beim Lebensmittelhersteller Mars Schweiz, davon 10 Jahre in der Geschäftsleitung.
In einem allfälligen Wahlkampf wäre Jermann eine aussichtsreiche Kandidatin. Von Wegbegleiterinnen wurde sie in der Vergangenheit wiederholt als angenehme Person beschrieben, mit der man gut diskutieren könne. Sie dürfte auch in der politischen Mitte Stimmen holen; offen ist, ob sich die SVP mit ihr arrangieren könnte.
Nachteilig könnte Jermann ausgelegt werden, dass sie zwischen 2015 und 2023 Mitglied des Bankrats der BLKB war – in einer Zeit, in der unter anderem der Aufbau der Digitalbank Radicant beschlossen wurde. Das Projekt, in das viel Geld gesteckt wurde, gilt heute als Verlustgeschäft (siehe Artikel rechts).