Das Dorf des Buobo
21.10.2025 BubendorfRundgang im geistlichen und weltlichen Zentrum
Verschiedene bauliche Zeitzeugen erinnern an die reiche Geschichte Bubendorfs. Anhand dieser Bauwerke brachte Kulturhistoriker Rémy Suter (Arboldswil) auf einem Dorfrundgang alte Fassaden zum Sprechen.
Elmar ...
Rundgang im geistlichen und weltlichen Zentrum
Verschiedene bauliche Zeitzeugen erinnern an die reiche Geschichte Bubendorfs. Anhand dieser Bauwerke brachte Kulturhistoriker Rémy Suter (Arboldswil) auf einem Dorfrundgang alte Fassaden zum Sprechen.
Elmar Gächter
«Nein, der Dorfname hat mit Buben nichts zu tun», stellte Kulturhistoriker Rémy Suter gleich zu Beginn des Dorfrundgangs am vergangenen Donnerstagabend in Bubendorf klar. Rund 50 Interessierte folgten der Einladung des Vereins Region Wasserfallen Juraparadies, um Näheres über die Geschichte des Dorfs zu erfahren. Bubendorf wird 1194 urkundlich erwähnt – damals als «Buobinowe» (-aue), das Mattland am Wasser des Mannes «Buobo», benannt nach einem alten germanischen Vornamen.
«Bubendorf ist ein altes Kulturgebiet mit Spuren von der Jungsteinzeit bis zu den Kelten und Römern. Im Mittelalter erstreckte es sich weit über den heutigen Bann hinaus», so Suter. Der «Dinghof», noch heute unübersehbar im Dorfkern direkt an der Kantonsstrasse gelegen, ist Ursprung der ganzen Siedlung. Im 11. Jahrhundert schenkte ihn der damalige Besitzer der Domprobstei Basel. Dienstleute des Bischofs, darunter die «Edlen von Bubendorf» als kleines Adelsgeschlecht, übernahmen die Verwaltung des Herrenhofs; zu dessen Gebiet zählten unter anderem Ramlinsburg und der Hof Gürblen zwischen Hölstein und Bennwil. Später setzten die Herren von Basel einen sogenannten Meier ein, der zugleich Gemeindepräsident, Verwalter und Finanzminister war. Der «Dinghof» war zudem Gerichtsstätte.
Nach dem Neubau des «Dinghofs» im Jahr 1600 – der alte war 1559 abgebrannt – wandelte Hansjakob Marti ihn in eine Gaststätte um. Er erhielt von Basel das Tavernenrecht und durfte unbeschränkt wirten – im Gegensatz zu den Wechselwirtschaften, die alle sechs Jahre neu ausgeschrieben werden mussten.
«Nach der Kantonstrennung 1833 war es der Regierung in Liestal einerlei, wie viele Beizen es im Dorf gab: Wenn der Wirt gut wirtschaftete, kamen die Leute – wenn nicht, machte er pleite», erinnerte sich Suter. Die meisten der in Bubendorf verbliebenen Gaststätten seien nach der Kantonstrennung entstanden. Der «Dinghof» wird seit mehreren Jahren als Gewerbe- und Wohngebäude genutzt.
Das spätklassizistische Schulhaus Dorf, erbaut von 1850 bis 1852, zählt laut Rémy Suter zu den aufwendigsten und repräsentativsten Bauten dieser Art im oberen Kantonsteil. Längst verschwunden ist hingegen das erste Schulhaus beim «Bertschirank» nördlich des «Dinghofs». Als Deputatenschule diente es dem ganzen Fünflibertal samt den dazugehörenden Berggemeinden als einziger Bildungsort.
«Eine Schulpflicht gab es nicht, und längst nicht alle Eltern schickten ihre Kinder in die Schule. Heute würde man jene Stätte wohl als teure Privatschule bezeichnen», erklärte Suter. 1824 entstand das zweite Schulhaus, daran angebaut; das alte diente danach als Lehrerwohnung. 1850 wurden beide verkauft, die ehemalige Deputatenschule diente später als Krämerladen. Bubendorf zählte 1829 rund 100 Schülerinnen und Schüler, die sich in eine einzige Schulstube drängten und von einem Lehrer unterrichtet wurden. Erst das neue Schulhaus Dorf mit drei Schulzimmern brachte Entlastung und modernere Unterrichtsmethoden. Rémy Suter freut sich, auch als ehemaliger Aushilfslehrer in Bubendorf, dass das Schulhaus Dorf nach wie vor steht: «Es zeigt das Selbstbewusstsein der Gemeinde und setzt einen anderen Akzent im Dorfbild, das vorher von Kirche und Pfarrhaus beherrscht war.»
Pfarrer-Dynastie Strübin
Das Pfarrhaus aus dem 16. Jahrhundert zählt nach wie vor zu den dominierenden Bauten in Bubendorf. Während mehr als 280 Jahren stellte die Familie Strübin, einst private Eigentümerin des Ziefner Kirchenguts, acht Generationen lang den Pfarrer von Bubendorf. Noch älter ist die erste «Mariakirche», gebaut anfangs des 12. Jahrhunderts. 1878 wollten die Bubendörfer ein neues Geläute – doch die vier neuen Glocken waren zu schwer für den alten Kirchturm. So entschieden sie sich für einen Neubau am gleichen Ort, der jedoch wegen des brüchigen Sandsteins später abgerissen und vor rund 50 Jahren durch die heutige Kirche ersetzt wurde.
Zahlreiche gut erhaltene Bauernhäuser zeugen von der Posamenterzeit, die auch der Landbevölkerung bescheidenen Wohlstand brachte. «Die schönen, grossen Steinhäuser waren nur möglich, weil die Leute dank der Seidenbandweberei in ihre Gebäude investieren konnten», hielt Suter fest. Als Beispiel führte er seine Gäste zum Heimeligplatz, wo klassizistische Häuser mit ihren erweiterten Stockwerken noch heute von der Posamenterzeit zeugen.
Die Teilnehmenden zeigten sich vom Dorfrundgang, der Geschichte und den Reminiszenzen von Rémy Suter begeistert. «Ich schätze vor allem die Erzählkunst des Kulturhistorikers mit seinem ursprünglichen Arboldswiler Dialekt», meinte Ruth Recher, die seit rund vier Jahren in Bubendorf wohnt.

