Bürgerliche setzen sich durch
02.12.2025 BaselbietFDP-Kandidat Markus Eigenmann zieht in die Regierung ein – Parteien blicken bereits auf 2027
Die FDP kann den Sitz ihrer Regierungsrätin Monica Gschwind verteidigen. Die GLP erzielt mit linksgrüner Unterstützung jedoch ein beachtliches Ergebnis. Nun beginnt das ...
FDP-Kandidat Markus Eigenmann zieht in die Regierung ein – Parteien blicken bereits auf 2027
Die FDP kann den Sitz ihrer Regierungsrätin Monica Gschwind verteidigen. Die GLP erzielt mit linksgrüner Unterstützung jedoch ein beachtliches Ergebnis. Nun beginnt das Ringen um die «Mitte».
Janis Erne
Das Bild ging damals durch die regionalen Medien: Mitte August verfolgten die Spitzen von SP, Grünen und GLP in der Liestaler Bar Laufwerk die Nominationsparteitage der FDP und SVP für die Monica-Gschwind-Ersatzwahl. Am Sonntag – dreieinhalb Monate später – sassen sie erneut dort. Zwar nicht mehr mit Popcorn, dafür aber mit den restlichen Schokoküssen, die aus dem Wahlkampf übrig geblieben waren. Diese hatte GLP-Kandidatin Sabine Bucher (46) auf den Strassen und an Anlässen verteilt. Am Ende erreichte sie ein respektables Resultat: 2745 Stimmen fehlten auf FDP-Kandidat Markus Eigenmann (54).
Eine gewisse Enttäuschung war bei den GLP-Leuten vorhanden. Doch je länger der Nachmittag dauerte, desto stärker überwog der Stolz. «Wir konnten den Vorsprung, den die FDP und SVP zusammen hatten, im zweiten Wahlgang grösstenteils wettmachen», sagte GLP-Präsident Thomas Tribelhorn. Jürg Grossen, der Präsident der GLP Schweiz, habe ihm zum «guten Resultat» gratuliert.
Tribelhorn betonte zudem, dass sich die Zusammenarbeit mit der SP und den Grünen gelohnt habe. Obwohl bei den Sozialdemokraten deutlich mehr Enthusiasmus für Sabine Bucher auszumachen war als bei den Grünen, sagte auch deren Präsident Michael Durrer: «Die Zusammenarbeit hat gut funktioniert. Das ist erfreulich.»
Freude, ja Erleichterung herrschte auf bürgerlicher Seite. «Mitte», FDP und SVP konnten nach der Nichtwahl von Sandra Sollberger vor drei Jahren einen zweiten Sitzverlust in der Regierung verhindern. SVP-Präsident Peter Riebli zeigte sich «zufrieden», auch wenn es enger geworden sei als erwartet. Das hat auch damit zu tun, dass einige Sympathisanten der Polparteien, darunter der SVP, «leer» abgestimmt haben (siehe Artikel auf Seite 4). Gleichwohl betonte Riebli die Wichtigkeit der SVP-Unterstützung für Eigenmann in den ländlichen Regionen.
Darauf wies auch FDP-Präsident Melchior Buchs hin. Neben dem persönlichen Einsatz seines Kandidaten habe auch die Hilfe der SVP für «teilweise sehr gute Werte» in Oberbaselbieter Gemeinden gesorgt. Die Deutlichkeit des Resultats war für Buchs zweitrangig: «Es ist wie beim Fussball: Am Ende ist es egal, ob man 5:0 oder nur 1:0 gewinnt.»
«Erleichtert» über den knappen Sieg ist «Mitte»-Präsident Simon Oberbeck, dessen Partei Eigenmann zwar offiziell unterstützte, aber dennoch Abweichler zu verzeichnen hatte – etwa die Oberbaselbieter Sektion, die für Bucher stimmte. Einen «Rüffel» habe diese nicht erhalten. «Meinungsverschiedenheiten gehören zu einer Volkspartei dazu», so Oberbeck.
Karten werden neu gemischt
Nach der Wahl ist vor den Wahlen: Bereits in eineinhalb Jahren wird der gesamte Regierungsrat neu bestimmt. Dann muss sich nicht nur Markus Eigenmann wieder bewähren, sondern auch alle anderen Bisherigen, die weitermachen wollen. Hinzu kommen neue Kandidierende.
Die GLP will auch im Frühling 2027 wieder antreten. Parteipräsident Tribelhorn begründet dies so: «Eine Regierungskandidatur gibt einen Schub für die gleichzeitig stattfindenden Landratswahlen.» Zudem bestehe die Chance, den Sprung in den Regierungsrat zu schaffen. Die Grünen haben ebenfalls Ambitionen – und zwar über Isaac Reber hinaus: «Wir gehören in die Regierung», so Parteipräsident Durrer. Nils Jocher (SP) wollte sich gestern noch nicht festlegen, ob seine Partei bei den Gesamterneuerungswahlen mit zwei Kandidierenden antreten oder besser die «progressive Allianz» um SP, Grüne, EVP und GLP in den Vordergrund stellen soll.
Ein Ringen wird es um die «Mitte» geben. Es gibt Ideen, diese ins Mittelinks-Bündnis aufzunehmen. Doch bisher blockte die Partei ab. Auch gestern betonte «Mitte»-Präsident Simon Oberbeck die «bewährte bürgerliche Zusammenarbeit» mit FDP und SVP bei Mehrheitswahlen. Thomas Tribelhorn von der GLP sieht diese jedoch bröckeln: «Als ‹Mitte› würde ich mir Gedanken machen, wenn man sieht, dass gewisse SVP-Anhänger sogar den moderaten FDP-Kandidaten nicht gewählt haben.» Und SP-Präsident Nils Jocher sagte: «Ich würde mich freuen, wenn sich die ‹Mitte› von der SVP lösen könnte.»


