Bündnis mit Geburtswehen
22.08.2025 BaselbietSP unterstützt Sabine Bucher bei Regierungswahl
Mit grossem Mehr folgt die SP-Basis dem Antrag der Parteileitung und unterstützt Sabine Bucher von der GLP bei der Ersatzwahl für den Regierungsrat. Das Bündnis zwischen SP und GLP sorgte an der Delegiertenversammlung ...
SP unterstützt Sabine Bucher bei Regierungswahl
Mit grossem Mehr folgt die SP-Basis dem Antrag der Parteileitung und unterstützt Sabine Bucher von der GLP bei der Ersatzwahl für den Regierungsrat. Das Bündnis zwischen SP und GLP sorgte an der Delegiertenversammlung aber für einige kritische Zwischentöne.
Nikolaos Schär
Als Regierungskandidatin Sabine Bucher (GLP) die Bühne in der alten Dorfturnhalle in Pratteln betritt und sich den SP-Delegierten vorstellt, wird es an der sonst lebhaften Delegiertenversammlung still. Sie präsentiert sich als Kandidatin der Mitte, die für einen «Ausgleich zwischen links und rechts» steht. Dass sie die Worte «liberal» und «sozial» als Beschreibung ihrer politischen Haltung verwendet, schmeckt nicht allen SP-Mitgliedern. Immer wieder geht ein leises Raunen durch die Ränge.
Auf ihrem Wahlkampf-Flyer, der hinter ihr auf die Leinwand projiziert wird, steht: «Fachlich stark. Menschlich nah.» Drei Farben dominieren die «Visitenkarte»: grün, blau und rot. Grün (ökologisch) und blau (liberal) sind für eine GLP-Kandidatin selbsterklärend, doch das Rot wirkt eher himbeerfarben und nicht wie das kräftige Signalrot, das die SP verwendet.
Eine Vernuftehe auf Zeit?
SP-Parteipräsident Nils Jocher sagt denn auch, dass die Zusammenarbeit mit der GLP die Chance biete, den Sitz der zurücktretenden Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) anzugreifen – im bürgerlichen Lager macht die SVP mit der Kandidatur von Caroline Mall der FDP «ihren» Sitz streitig. Im Gegenzug unterstützt die GLP eine mögliche Ständeratskandidatur von Samira Marti (SP), sobald Maya Graf (Grüne) zurücktritt. Es ist also eine Vernunftehe.
Besonders die Jusos rümpfen die Nase und löchern Bucher mit Fragen, was genau an ihr «sozial» sei. Doch Bucher liess sich nicht auf das Spielchen ein und blieb über weite Strecken souverän, wenn auch sehr kontrolliert. Nur als sie während ihrer Vorstellung erwähnte, dass sie vor ihrer Zeit im Läufelfinger Gemeinderat als SP-Sympathisantin in der kantonalen Taxations- und Erlasskommission sass und ihre Mandatsabgaben brav in die SP-Parteikasse einzahlte, erntete sie einige wohlwollende Lacher.
Als der ehemalige Fraktionschef und Gymnasiallehrer Roman Brunner Bucher fragte, ob sie den Frühsprachenunterricht wirklich auf den Prüfstand stellen wolle und was ihr stattdessen vorschwebe, sagte Bucher, dass sie vermehrt auf das Leseverständnis setzen und das Französisch nach hinten schieben wolle. Auf die Frage, wie Bucher zur Starken Schule beider Basel stehe, geriet sie ein wenig ins Straucheln und musste zugeben, dass sie sich mit diesem Thema noch nicht befasst habe.
Delegierte diskutieren unter sich
Nach der Fragerunde musste die GLP in Person von Co-Präsident Thomas Tribelhorn, Fraktionschef Manuel Ballmer und Sabine Bucher samt den Medien den Saal verlassen. Jocher beteuerte, dass dieses Vorgehen «Usus» sei und auch bei den eigenen Kandidaturen praktiziert werde, um eine «freie Diskussion» zu ermöglichen. Nach geschlagenen 40 Minuten wurde der Saal wieder geöffnet und Jocher verkündete, dass die Delegierten dem Antrag der Geschäftsleitung, Sabine Buchers Kandidatur zu unterstützen, mit 85 zu 12 Stimmen bei 4 Enthaltungen zugestimmt hätten.
Besonders die Jusos dürften ihrem Ärger Luft gemacht haben, doch Jocher nahm es sportlich und sagte: «Wir hätten eigentlich noch mehr Gegenwehr erwartet.» Hauptgrund für die Kritik war laut dem Parteipräsidenten, dass die GLP von einigen Mitgliedern nicht als linke Partei betrachtet werden könne.
Zur «Volksstimme» sagte Jocher, dass es einen Schlachtplan für die Wahlen gebe, die GLP aber klar im «Lead» sei. Einen engagierten Wahlkampf, wie ihn die SP sonst bei ihren eigenen Kandidaturen und Kernanliegen mit Telefonkampagnen führt, wird es gemäss Jocher nicht geben. Finanziell unterstütze die SP den Wahlkampf von Bucher mit einem kleinen vierstelligen Betrag, sagt der SP-Parteipräsident. Mit einem Schreiben werden nun die Mitglieder informiert und aufgefordert, Bucher zu unterstützen.
Die strategische Allianz mit der GLP wurde mit einigen Nebengeräuschen abgenickt – der Plan der Geschäftsleitung ging auf. Sinnbildlich standen auf den Tischen der Dorfturnhalle mit rotem Krepppapier eingewickelte Töpfe mit Basilikum, welche die Delegierten mit nach Hause nahmen. Ob sie zu den Pflänzchen auch Sorge tragen, damit sie gedeihen können, oder ob der Basilikum wegen mangelnder Pflege eingeht, wird die Zeit zeigen.