Bio und KI
02.10.2025 PersönlichHäi Sii gwüsst, ass men au Gschmäcker und Grüch cha träume? I ämmel nit bis hüt. Drum hock I jo au so konfus do am Schryybtisch zmitts in der Nacht. Okay, weers im Traum um en Abgang vom ne ryfe Burgunder oder um s Parfüm von ren alte Liebi gange, oder um d ...
Häi Sii gwüsst, ass men au Gschmäcker und Grüch cha träume? I ämmel nit bis hüt. Drum hock I jo au so konfus do am Schryybtisch zmitts in der Nacht. Okay, weers im Traum um en Abgang vom ne ryfe Burgunder oder um s Parfüm von ren alte Liebi gange, oder um d Chiirsigumfi vo der Grossmueter, no hätt I nie e Wort drüber verlore. Aber bim nen Albtraum hilfts schyynts, wenn men en ufschrybt, ass er ufhört, eim plooge.
S isch ebe, wil I nach em «10 vor 10» no Luscht gha ha uf e Müesli mit Joghurt und Beeri. Und won I ganz e früschs und zuenigs Seckli Bio-Birchermüesli ufschnyyd, do wääit mer drus e Schwall entgege, giftig wie Schimmel und müffelig wie nassi Wullesögge. Widerligscht! Bim Yneluegen entdeck I Läbändigs im Mikrokosmos zwüsche Flöckli, Nuss und Sultaninli, flätterlig Chrabeligs und Würmli, wo sich ringle. E ganzes Volk vo Motte samt Määdeli läbt do fröölig in mym Chuchichänschterli innen in syner eigene chlyyne Wält. Der Herr Dr. Bircher selig hätt sich im Grab umdrüllt.
I frogg my numme, wie häi s die Vyycher in myner suubere Chuchi bis dört yne gschafft? Vo usse dur s Böxli und dur s zuenige Seckli duren isch das jo gar nit möglig. Also müesse die scho drinn sy sit der Biomüeslifabrik. Do het denn s Wort Bio ufzmol non en andri Bedütig: Mit Bio chunnt Lääben in d Bude dehei!
My Hunger isch wägg, und das Seckli wanderet samt Böxli in Ghüüderchüübel voruss. So öbbis muet I nit mol de Vögeli as Fuetter zue. Und s Chänschterli wird usgruumt und bis in hinderscht Egge duureputzt mit scharfem Chemischem. Erscht denn gang I in s Bett.
Do träum I vom nen alte Hotel mit vill Lüt, Gäng und Zimmer, alles us Holz und verwinklet. Öbber schänkt mer e Müesliriigel. I byss dry und dä isch voll Maden und schmeckt so gruusig im Muul, ass I grad panisch ufjuck. Puh, gottseidank nummen en Albtraum! Jo, chasch dänke, jetz fots erscht richtig aa: der Gschmack vom Riigel goot nämmlig au im Wachzuestand nümm ab der Zunge drab. I muess uff, goo mer en Ovo machen und Brot ässe zur Neutralisierig, und hindedry rauch I no eini. Aber hol s der Tüüfel, dä Gschmack goot nit wägg. Nit mol Gurgle mit me grosse Schluck Pflüümli hilft, und dä wirkt jo süscht gegen alles.
Jetz frogg I am Computer d KI und die säit: «Von Geschmäckern zu träumen ist unwahrscheinlich, da die Bereiche des Gehirns, die für das Schmecken zuständig sind, im Schlaf nicht aktiv sind. Seltene Fälle, in denen Personen während des Schlafes einen Geschmack wahrnehmen, können auf olfaktorische Halluzinationen zurückzuführen sein, die ein Symptom neurologischer oder psychiatrischer Erkrankungen sein können.» «Was psychiatrisch? Merci für Obscht, spinnts denn dere,» rüef I do, «ab hüt byn I fertig mit der KI und mit däm Bio-Züggs au no grad. Ändgültig!»
So chunnts, ass I zmitts in der Nacht am Compi hock und mer sääg: «Alte, das muesch dir jetz mit ere Kolumne vo der Seel schryybe, quasi traumtherapeutisch.»
Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.

