Betreiber für kleine Wasserkraft werke gesucht
16.10.2025 BaselbietAuch um drei Standorte an der Ergolz können sich Unternehmen bewerben
Der Kanton Baselland sucht Unternehmen, die an einer Konzession für den Betrieb von Kleinwasserkraftwerken an Birs und Ergolz interessiert sind. Sechs Standorte sind festgelegt. Das Baselbiet will den Anteil ...
Auch um drei Standorte an der Ergolz können sich Unternehmen bewerben
Der Kanton Baselland sucht Unternehmen, die an einer Konzession für den Betrieb von Kleinwasserkraftwerken an Birs und Ergolz interessiert sind. Sechs Standorte sind festgelegt. Das Baselbiet will den Anteil der erneuerbaren Enegie am Gesamtverbrauch steigern.
David Thommen
Die Ausschreibung erfolgte am Mittwoch auf simap.ch, der Beschaffungsplattform der öffentlichen Hand. Interessierte Unternehmen können dort in einem ersten Schritt Informationen zu den sechs im Baselbieter Richtplan festgelegten Standorten für neue Kleinwasserkraftwerke anfordern. Neben drei zusätzlichen Kraftwerken an der Birs sind auch drei Standorte für Stauwehre an der Ergolz ausgeschrieben: im Gebiet Kessel in Liestal, Niederschönthal in Füllinsdorf sowie beim Hülftenfall in Pratteln.
In einer Medienmitteilung schreibt die kantonale Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), dass sich der Kanton Baselland zur aktuellen Enegiestrategie des Bundes bekenne und bestrebt sei, den Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch (Wärme und Strom) zu steigern – und zwar auf 70 Prozent bis ins Jahr 2030. So, wie es das kantonale Energiegesetz vorschreibe. 2022 betrug der Anteil erst knapp 45 Prozent.
Mit den Rheinkraftwerken produziert das Baselbiet bereits heute viel Wasserstrom. Der Beitrag der Kleinwasserkraftwerke hingegen ist bescheiden. An heute fünf Standorten – ausschliesslich an der Birs – werden jährlich rund 21 Gigawattstunden produziert, was den durchschnittlichen Verbrauch von 7400 Haushalten deckt (Baselland hat mehr als 134 600 Haushalte). Die nun ausgeschriebenen sechs neuen Standorte an Birs und Ergolz haben zusätzlich ein Potenzial von etwa 9 Gigawattstunden für rund 2000 Haushalte. Das entspricht 0,6 Prozent am gesamten Stromverbrauch im Kanton. Das «Kessel»-Kraftwerk könnte einen Ertrag von jährlich rund 1,3 Gigawattstunden pro Jahr bringen, beim Stauwehr Niederschönthal wird von 1,2 und beim Hülften-Kraftwerk von 1,1 Gigawattsunden ausgegangen.
Als Betreiber für die neuen Kraftwerke kommen nicht zuletzt Energieversorger wie die Elektra Baselland oder Primeo Energie infrage. Auch die «Adev Energiegenossenschaft» mit Sitz in Liestal werde zweifellos ein Engagement prüfen, wie ein Sprecher zu einem früheren Zeitpunkt gegenüber der «Volksstimme» sagte. Der Investitionsbedarf pro Stauwehr dürfte sich im einstelligen Millionenbereich bewegen. Bei der Planungs- und Realisierungsdauer geht die BUD «von mindestens 5 bis 10 Jahren» aus.
Nicht alle sind begeistert
Der Plan des Kantons, speziell auch das Wasser der zuweilen ziemlich schmächtig daherkommenden Ergolz verstromen zu wollen, kommt nicht überall gut an. Als Pascale Steck 2023 ihre Stelle als Geschäftsführerin beim WWF beider Basel antrat, kündigte sie Widerstand an: Der Eingriff in die Natur sei im Vergleich zum geringen Energieertrag äusserst unverhältnismässig, sagte sie. Auch Vertreter des kantonalen Fischereiverbands sowie des Fischereivereins Ergolz Liestal äusserten sich sehr skeptisch. Stauwehre könnten zusammen mit der Klimaerwärmung «faktisch den Fischfauna-Tod in der Ergolz» bedeuten.
Über die Umweltverträglichkeit der möglichen Projekte liegen allerdings noch keine Informationen vor. Kantonsvertreter betonten zu einem früheren Zeitpunkt gegenüber der «Volksstimme», dass Stauwehre auch Vorteile bieten können. Heute seien die Wasserfälle bei der Hülften sowie beim Liestaler «Kessel» für die Fische unüberwindbare Hindernisse. Da zusammen mit Kraftwerken auch Fischtreppen gebaut werden müssen, könnte die Ergolz für Forelle, Lachs und Co. künftig sogar durchgängiger werden.
Solarkraftwerk auf ehemaliger Deponie
sda. Auf der ehemaligen Kehrichtdeponie «Hinterm Chestel» in Liesberg ist der Startschuss für den Bau einer grosse Photovoltaikanlage des Basler Energieversorgers Industrielle Werke Basel (IWB) gefallen. Die Anlage im Laufental liefert künftig Strom für rund 1000 Haushalte und soll gleichzeitig die Biodiversität fördern.
Das Solarkraftwerk auf rund 25 000 Quadratmetern soll laut IWB-Mitteilung von gestern eine Leistung von 3,7 Megawatt haben und jährlich etwa 4 Gigawattstunden Strom produzieren.
Vorgesehen ist die erhöhte Installation von 7600 Solarmodulen. Rund um die Module sollen gemäss Mitteilung Lebensräume für Reptilien, Insekten und Amphibien entstehen. Geplant sind unter anderem neue Feuchtbiotope, steinige Rohbodenflächen und Waldrand-Schmetterlingskorridore. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für Frühjahr 2026 vorgesehen.