Einmaliges Markterlebnis aus hochwertigem Angebot, verführerischen Speisen und Tradition
Am Wochenende strömten Tausende Besucherinnen und Besucher nach Oltingen, um das Markttreiben in historischer Kulisse und die Gastwirtschaft der Einwohner zu geniessen.
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Einmaliges Markterlebnis aus hochwertigem Angebot, verführerischen Speisen und Tradition
Am Wochenende strömten Tausende Besucherinnen und Besucher nach Oltingen, um das Markttreiben in historischer Kulisse und die Gastwirtschaft der Einwohner zu geniessen.
Christian Horisberger
Mit dem Denkmal- und dem Heimatschutz haben viele Menschen das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Die Heimatschützer würden über fremdes Eigentum bestimmen und Entwicklung und Fortschritt verhindern, wird auf sie geschimpft, man könne gut und gerne auf sie verzichten. Aber: Gäbe es diese «Verhinderer» nicht, würde historischen Ortsbildern wie jenem von Oltingen nicht so viel Sorge getragen. Und den «Oltiger Määrt» mit seinen Beizli und Verkaufsständen zwischen jahrhundertealten Häusern gäbe es entweder gar nicht, oder er hätte nicht annähernd so viel Charme.
Kein Wunder, dass der Heimatschutz Baselland am «Oltiger Määrt» in einer Scheune mit weit geöffnetem Tor für seine Sache warb, ebenso der Verein Feldscheunen, eine Schwesterorganisation im Geiste. Derweil trieb das mächtige Wasserrad der Sägemühle die Säge an, die aus Baumstämmen Bretter machte, und von einer Feldesse oder aus der Schmiede im Oberdorf war zu vernehmen, wie Eisen auf Eisen schlägt.
Andernorts wurden wie einst Seile gemacht oder Ledergürtel genäht. Auch Führungen durch die Dorfkirche – für viele ist die Oltinger Kirche im Ensemble mit Pfarrhaus, Pfarrscheune und Pfarrgarten die schönste des Kantons – wurden angeboten. Tradition, das zeigt sich am «Määrt» jeweils deutlich, hat für die Oltingerinnen und Oltinger einen hohen Stellenwert.
Sündhaft süsse «Oltiger Schnitte»
Die Oltinger erwiesen sich wiederum als ausgezeichnete Gastgeber. Der Dorfmetzger brachte ganze Menüs auf den Tisch, das Zig-Openair füllte seine Vereinskasse mit einer Pizza-Produktion am Fliessband. Schräg visà-vis vom Pizzaofen pries der «Beizer» lauthals seine Gass-Rösti an und am oberen Ende des «Määrts» gab es Käseschnitten, begleitet von Volksmusik-Klängen. Gemessen an der Länge der Warteschlange müssen die Hamburger, die der Turnverein gebraten hat, von erlesenem Geschmack gewesen sein.
Liebhaberinnen von Süssem kamen bei Crêpes, Glace, Früchtewähen, Zwetschgenküchlein, Zimtstängeln oder Anisbrötli auf ihre Kosten. Und – auch wenn man die Spezialität suchen musste – bei den sündhaft süssen «Oltiger Schnitte» von Susi Eschbach. Diese sollen mit ihrem Eierkirsch ganz besonders munden.
Der dritte Grund, dem «Oltiger Määrt» einen Besuch abzustatten, war das Marktangebot an sich. Das Angebot umfasste zu einem grossen Teil Handgemachtes aus Oltingen und der näheren Umgebung: Gestricktes, Gewobenes, Gezimmertes, Geschweisstes oder Getöpfertes, Praktisches und Dekoratives. Das Sortiment war breit, die Artikel mehrheitlich hochwertig, was viele Besucherinnen und Besucher denn auch dazu animierte, die Ware genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das Markterlebnis komplett machen die Begegnungen: «Wie geht’s?» hier – «Weisch no?» dort. Wir trafen im Gedränge unter anderen SVP-Landrat Markus Graf mit seiner Familie an. Er trug einen Karton Weisswein. «Nachschub für die ‹Spaghetteriea›», meinte Ehefrau Céline dazu. Unsere Befürchtung, dass der Wein seinen Bestimmungsort nicht erreicht, weil der Politiker permanent auf die Querelen in seiner Partei angesprochen wird, sollte sich nicht bestätigen. «Politik ist hier nicht das Wichtigste», sagte Graf später.