Beschützer auf vier Pfoten
06.11.2025 Bezirk LiestalFachmann Mattia Tudisco über die Bedeutung der Herdenschutzhunde
Die Vorträge des «Museum.BL» in Liestal ging am Dienstag in die zweite Runde. Dabei sprach der Herdenschutzberater und Agronom Mattia Tudisco über die positiven Auswirkungen der Schutzhunde und deren Zukunft im Baselbiet.
Yanis Gaignat
Während die einen beim Thema Wolf gerne zu den Waffen greifen würden, sehen die anderen das Raubtier als Bereicherung für die Biodiversität und befürworten deshalb andere Schutzmassnahmen. Fest steht, dass die Landwirtschaft seit Mitte der 1990er-Jahre neu lernen muss, mit den heute mehr als 300 frei lebenden Wölfen in der Schweiz zurechtzukommen. Ein Ansatz dabei ist der Herdenschutzhund.
Seinen Vortrag am vergangenen Dienstag im «Museum.BL» in Liestal begann Mattia Tudisco von der Fachstelle Herdenschutzhund beider Basel mit einem Einblick in das Tierschutzgesetz, in dem geschrieben steht, dass das «Vernachlässigen» von Tieren verboten sei. Das heisst, dass Tiere wie Schafe oder Kühe vor Angriffen von Grossraubtieren geschützt werden müssen. Der Wolf sei zwar im Baselbiet keine direkte Gefahr, das Terrain aber gut geeignet für solche Tiere, sagte Tudisco. «Bei uns gibt es heute etwa zehn Luchse, die den Bauern Probleme bereiten können.»
Wenn ein Tier gerissen wird, bekommen Bauern dafür Entschädigungen. Das ist häufig jedoch nur ein Tropfen auf den heissen Stein für die Landwirte, da sie auch eine emotionale Bindung zu den Tieren pflegen. Die Tiere dem Wolf vorzuwerfen, sei tierschutzwidrig, sagte Tudisco. Deshalb suche seine Fachstelle Lösungen, die sowohl für den Naturschutz als auch für die Landwirtschaft funktionieren. Der Herdenschutzhund sei eine Lösung, die eine historische Bedeutung habe, so Tudisco. «Das Tier ist seit Jahrhunderten ein Begleiter und Beschützer des Menschen. Der Mensch hat diese Tiere domestiziert und setzt sie im Herdenschutz ein.» Die Rasse der Hunde spiele keine Rolle für die Herdenschutzausbildung, erklärte Tudisco dem Publikum weiter. Die Welpen wachsen zusammen mit zahmen Lämmern auf und begleiten die zu schützenden Tiere ein Leben lang. Wichtig sei die Kondition des Hundes. Er soll gut ausgebildet und auch resistent gegen alle Wetterformen sein. Zudem seien die Tiere sehr sportlich und so mager, dass die Knochen gespürt werden können.
Weiter soll ein Schutzhund lernen, die Herde zu beschützen und nicht den Angreifer zu attackieren. Die Schafe hören auf die Hunde, das sei wichtig, denn ein Lamm sei eine leichte Beute für einen Wolf, so Tudisco. Der Hund lerne, Feinde zu verbellen und sie somit in die Flucht zu schlagen.
Zusätzlich lerne der Schutzhund, dass Spaziergänger keine Gefahr für die Herde sind, so habe es bisher ganz wenige Zwischenfälle zwischen Herdenhunden und Menschen gegeben. Tudisco erklärte weiter, wie man sich verhalten soll, wenn man auf eine Herde mit Schutztier trifft, nämlich «ruhig, gelassen und mit Respekt vor den Tieren».
Bund hat Unterstützung gekürzt
Herdenschutzhunde seien ein Teil des modernen Naturschutzes, auch wenn ein solcher Hund einen Landwirt gut 7000 bis 8000 Franken koste. Zudem sei es üblich, dass zwei Hunde angeschafft werden, damit im Ernstfall ein Hund bei der Herde bleiben und der andere den Widersacher von der Herde fernhalten kann.
Seit 2015 werden für das Baselbiet solche Hunde ausgebildet und mit einer sogenannten Eignungsbereitschaftsüberprüfung werden deren Fähigkeiten anerkannt. Dann kommt der Schutzhund auf Bauernhöfen zum Einsatz. Die Schweiz ist international fortgeschritten in der Züchtung solcher Schutztiere. Jedoch sei es schwieriger geworden, seit der Bund im Jahr 2023 die Gelder für das Projekt Herdenschutzhund gekürzt habe, meinte Tudisco.


