Über den Hauenstein bis nach Afrika
12.08.2025 Gesellschaft, Bezirk LiestalBuchpremiere mit Krimiautorin Ina Haller
Im siebten Fall der Baselbieter Krimireihe mit der Figur Samantha Kälin entlädt sich ein grosser Frust in zerstörerische Wut. Sie führt zur Verfolgungsjagd – vom Oberbaselbiet bis in die Kalahari-Wüste. Eine ...
Buchpremiere mit Krimiautorin Ina Haller
Im siebten Fall der Baselbieter Krimireihe mit der Figur Samantha Kälin entlädt sich ein grosser Frust in zerstörerische Wut. Sie führt zur Verfolgungsjagd – vom Oberbaselbiet bis in die Kalahari-Wüste. Eine Buchbesprechung.
Anna Wegelin
Ina Haller lebt mit ihrer Familie bei Aarau. Nachdem ihre Kinder grösser geworden sind, hat sie mit dem Krimischreiben begonnen. Und das mit Erfolg und einem grossen Fanclub, der mittlerweile bis ins obere Baselbiet reicht. «Ich habe das Krimischreiben nicht in der Literaturwerkstatt gelernt», erzählt Haller. TV-Krimis schaue sie kaum, «denn da bekommt man die Bilder aufgedrückt».
Angefangen hat alles vor elf Jahren mit «Tod im Aargau» und der Hauptfigur Andrina – einer Verlagsmitarbeiterin, keiner Polizistin. Irgendwann habe sie den Wunsch für eine neue Romanfigur verspürt, erzählt die Autorin. Also begann sie eine neue Krimireihe mit Samantha Kälin, die wegen eines neuen Jobs nach Liestal zügelt. Mitte August ist im Baselbieter Kantonshauptort die Buchpremiere von «Liestaler Wut», dem siebten Fall mit Samantha.
Keine klassische Ermittlerin
Wie schon Andrina ist auch Samantha, die Haller liebevoll «Sammy» nennt und die Anfang 30 ist, keine klassische Ermittlerin. Sammy ist von Beruf Biologin und arbeitet als Qualitätsverantwortliche in einem kleinen Kosmetikunternehmen im Liestaler Schildareal. Sie ist kinderlos und lebt mit ihrem Lebenspartner in einem Mietshaus in Seltisberg. Sie ist gewissenhaft und hat eine besondere Biografie.
Samantha wurde in Indien geboren und als Baby von einem Schweizer Ehepaar adoptiert. Warum gibt ihr Haller diesen Hintergrund? «Mein Mann hat viel mit Indien zu tun», erklärt die Autorin. «Wir haben Freunde in Indien und waren auch schon dort.» Als in der Schweiz die Diskussion um illegale Adoptionen aus dem Ausland losging, habe sie das sehr beschäftigt, was dann in Sammys Figur hineingeflossen sei.
«Sammy hat ein starkes Gerechtigkeitsempfinden und will, dass die Dinge ihren richtigen Gang nehmen», erklärt Haller. «Mit ihrer Art rutscht sie immer in die Ermittlungen hinein.» Manchmal sage ihr das Bauchgefühl, das könne so nicht sein. «Und das will ihr dann nicht in den Kopf, und also stellt sie ihre eigenen Nachforschungen an.»
«In meinen Krimis ‹menschelet› es gewaltig», erzählt die Autorin. «Ich schaffe Figuren wie du und ich und hänge mich ganz nah an Sammy ran, damit man das Geschehen mit ihren Augen erlebt und spürt.» Um die Schauplätze und Tatorte für ihre Samantha-Krimis zu finden, macht sie regelmässig Ausflüge überall im Baselbiet.
«Der Aargau wurde quasi zu klein und Andrina und Samantha durften sich nicht begegnen», so die Autorin. Also habe sie eine Region gesucht, wo sie schnell hinfahren kann. Davor habe sie einzig den «Chienbäse» gekannt. Inzwischen sei ihr das Baselbiet vertraut und sie fühle sich hier «fast schon ein wenig heimisch», meint sie und lacht.
Vergiftet, verfolgt, ermordet
In «Liestaler Wut» gerät ein privates Abendessen in gemütlicher Runde im «Stedtli» aus den Fugen. Es wird vergiftet, verfolgt, entführt und beschattet, was das Zeug hält. Lorenz Bühler, einer der beiden Ermittler, wird auf dem Parkplatz vor dem Polizeiposten an der Rheinstrasse in Liestal aus dem Hinterhalt lebensgefährlich verletzt; Samantha entkommt nur knapp dem Tod.
Zu Beginn des Buches wird sie sogar selbst des Mordes verdächtigt und vom zweiten Polizisten Jan Nussbaumer in die Zange genommen. Auch ihre indische Herkunft holt sie ein, und im steilen Gelände bei der Fortifikation auf dem Hauenstein wird es richtig brenzlig für sie, bevor der Fall
– er führt nicht nur nach Vorderasien, sondern auch ins südliche Afrika – schliesslich gelöst wird und die wütende Tatperson gefasst ist.
Von gemächlich bis atemlos
Ina Haller schreibt Krimis aus Leidenschaft. Das spürt man beim Lesen ihrer Bücher und auch, wenn man die Autorin zum Gespräch trifft. Ihre frische und unkomplizierte Art ist ansteckend. Für Plot und Handlung in «Liestaler Wut» bedeutet diese Energie, dass es zunächst recht gemächlich zugeht, bis immer mehr Nebengeschichten in die Hauptstory eingreifen. Das Geschehen gewinnt rasant an Tempo, und wir folgen ihm atemlos von der einen zur nächsten Szene.
Aber warum bringt Haller in ihrem siebten Samantha-Krimi auch noch das afrikanische Land Botswana ins Spiel? Genügt ihr das vielfältige Baselbiet nicht? «Wir reisen gerne, und als wir in der Kalahari-Wüste waren, haben wir eine brenzlige Situation erlebt», erzählt sie. Da habe sie gedacht: Was wäre, wenn es jetzt ganz anders gekommen wäre? Und die Idee für «Liestaler Wut» war geboren.
Zum Glück ist am Schluss die Welt in «Liestaler Wut» wieder in Ordnung. Die gefasste Tatperson ist dabei eine armselige, bedauernswerte Kreatur, die austickt, als sich ihre grosse Sehnsucht brutal zerschlägt. «Wenn jemand in eine Abwärtsspirale gerät, rappeln sich manche wieder auf und beginnen von vorne, während andere durchdrehen», sagt Ina Haller.
Ina Haller: Liestaler Wut, Band 7. Emons Verlag. Print und E-Books.
ISBN 978-3-7408-2450-1
Buchpremiere: Ina Haller liest aus ihrem neuen Krimi «Liestaler Wut» morgen Mittwoch um 19.45 Uhr in der Buchhandlung Lüthy + Stocker,
Rathausstrasse 8, Liestal.