Baselland zu Gast an EU-Grossübung
19.07.2024 RegionStaaten üben den Erdbeben-Ernstfall
Ein heftiges Erdbeben in der Oberrhein-Region hätte verheerende Folgen und würde viele Tote und Verletzte fordern. Um auf eine solche Katastrophe vorbereitet zu sein, proben fünf Staaten im Herbst in Süddeutschland den ...
Staaten üben den Erdbeben-Ernstfall
Ein heftiges Erdbeben in der Oberrhein-Region hätte verheerende Folgen und würde viele Tote und Verletzte fordern. Um auf eine solche Katastrophe vorbereitet zu sein, proben fünf Staaten im Herbst in Süddeutschland den Ernstfall. Vertreter des Kantons Baselland werden als Beobachter vor Ort sein.
Janis Erne
Vor drei Wochen bebte in Schopfheim (D) nahe der Schweizer Grenze bei Rheinfelden die Erde. Das Erdbeben mit einer Stärke von 4,2 auf der Richterskala war auch im Oberbaselbiet zu spüren, verursachte aber nirgendwo nennenswerte Schäden (siehe «Volksstimme» vom 28. Juni). Anders sähe die Situation bei einem ungleich stärkeren Beben aus: Zahlreiche Tote und Verletzte wären die Folge.
Ein solches Krisenszenario proben Deutschland, Frankreich, Österreich, Griechenland und die Schweiz im Herbst in Baden-Württemberg. Die Grossübung nach EU-Standards mit dem Namen «Magnitude» wird vom 23. bis 26. Oktober im Raum Stuttgart-Karlsruhe-Mannheim stattfinden. Mehrere Hundert Personen sollen zum Einsatz kommen. Sie werden Verschüttete bergen, Strassen freiräumen, Chemieabfälle entsorgen und die Grundversorgung wiederherstellen.
Für die Schweiz wird die «Rettungskette Schweiz» an der Übung teilnehmen. Sie setzt sich aus verschiedenen Organisationen wie der Rega zusammen und kommt bei schweren Erdbeben im Ausland zum Einsatz. Die «Rettungskette» umfasst in Vollbestand 78 Personen, 8 Katastrophenhunde und 17 Tonnen Material. Zuletzt war sie im Februar vergangenen Jahres in der Türkei im Einsatz, als bei einem Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion mehr als 187 000 Personen getötet oder verletzt wurden.
Teilnahme stand im Raum
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, das Teil der Übungsleitung ist, wird in Süddeutschland ebenfalls vor Ort sein – wie auch der Kanton Baselland. Dieser wird an der Übung einen Beobachterstatus inne haben. Vertreter des Amts für Militär und Bevölkerungsschutz werden nach Baden-Württemberg reisen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Amtsleiter Patrik Reiniger sagt dazu: «Wir erhoffen uns verschiedene Erkenntnisgewinne. Zudem wollen wir den Kontakt mit ausländischen Partnerbehörden aufrecht erhalten, um auch künftig von ihren Erfahrungen profitieren zu können.»
Anfänglich stand gar im Raum, dass Einsatzkräfte aus dem Baselbiet an der Übung mitwirken könnten. Das Bundesland Baden-Württemberg hatte alle Grenzkantone angefragt, ob sie teilnehmen wollen. Die Idee wurde später aber verworfen. «Wir sind zum Schluss gekommen, dass das Szenario, dass Baselbieter Einsatzkräfte bei einem Jahrhundert-Erdbeben im grenznahen Ausland aushelfen, nicht sehr wahrscheinlich ist. Denn bei einem solchen Ereignis bräuchten wir wohl alle Einsatzkräfte auf unserem eigenen Gebiet», so Reiniger.
Das heisse aber nicht, dass es keine Möglichkeit zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in der Katastrophenhilfe gebe. Im Gegenteil: Im Rahmen der Oberrheinkonferenz, einem Gefäss der Zusammenarbeit zwischen der Schweiz, Deutschland und Frankreich, sei dies sehr wohl möglich, so Reiniger. Bei Katastrophen wie Flugzeugabstürzen oder schlimmen Unwettern im Oberrheingebiet sei ein Einsatz von Baselbieter Zivilschützern oder Feuerwehrleuten durchaus eine Option.
Die internationale Zusammenarbeit ist auch beim Bund ein Thema. 2026 will die Schweiz eine EU-Katastrophenschutzübung durchführen. 2023 hat das Parlament den Bundesrat zudem beauftragt, den Beitritt zum sogenannten EU-Katastrophenschutzverfahren aufzugleisen.