Bankrechtsexperte Thomas Bauer wird an die Bankrats-Spitze berufen
28.08.2025 BaselbietEx-Finma-Präsident und früherer Gerichtspräsident wird Interims-Chef der BLKB-Leitung
Der Regierungsrat hat Thomas Bauer zum Interimspräsidenten des Bankrats der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) berufen. Der renommierte Finanzexperte übernimmt das Amt per ...
Ex-Finma-Präsident und früherer Gerichtspräsident wird Interims-Chef der BLKB-Leitung
Der Regierungsrat hat Thomas Bauer zum Interimspräsidenten des Bankrats der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) berufen. Der renommierte Finanzexperte übernimmt das Amt per 1. September für ein Jahr.
Peter Sennhauser
«Für eine wichtige Aufgabe gibt es keine Überqualifikation», kontert Finanzexperte Thomas Bauer (69) die Frage der «Volksstimme», ob er für die Aufgabe als Interims-Bankratspräsident der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB) nicht überqualifiziert sei: «Es ist für mich eine Ehre, dass mich der Regierungsrat des Kantons Baselland bittet, in dieser aktuellen Situation einzuspringen.»
Der promovierte Jurist Thomas Bauer bringt jahrzehntelange Erfahrung aus verschiedenen Bereichen der Finanzwirtschaft mit: Von 2016 bis 2020 stand er als Präsident dem Verwaltungsrat der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma vor. Der gebürtige Baselbieter hat sich seit Ende der 1980er-Jahre mit Bankrecht, Vertragsgestaltung und Steuerrecht befasst; er wirkte in Fachgremien der Schweizerischen Bankiervereinigung und des Verbands der Auslandsbanken mit. Ab 1994 leitete er 15 Jahre lang die Praxisgruppe «Restrukturierungen und Insolvenzen» bei Ernest & Young. Seine Publikationen zum Wirtschafts-, Bank- und Insolvenzrecht fanden nationale Beachtung. Bauer ist Mitherausgeber der Basler Kommentare zum Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz sowie zum schweizerischen Bankengesetz.
Er sehe seine neue Aufgabe darin, «dafür zu sorgen, dass wieder Ruhe in die Diskussion um die Kantonalbank einkehrt»; die Frage, ob er über das Interimsmandat hinaus zur Verfügung stehe, stelle sich gar nicht, so Bauer.
Er, der parallel zu seiner beruflichen Laufbahn von 1991 bis 2016 als Abteilungspräsident des Kantonsgerichts Baselland im Teilamt gewirkt hat, sieht den Schwerpunkt seiner Arbeit nicht in der strategischen Ausrichtung der Bank. «Mein Auftrag ist es, möglichst bald einen neuen oder eine neue CEO sowie eine Person für das Präsidium zu finden. Danach werde ich abtreten.»
Im Augenblick lege er den Schwerpunkt darauf, den Erfolgskurs, den er im Stammhaus aufgrund der Zahlen beobachten könne, weiterzuführen. Veränderungen wie eine Privatisierung lägen in der Kompetenz des Gesetzgebers und gravierende Strategieanpassungen in derjenigen seiner Nachfolge im Bankrat.
Kein enger Bekannter von Lauber
Die Berufung Bauers erfolgt in einer turbulenten Phase der Bank. Anfang Juli musste die BLKB eine Wertberichtigung von 105,5 Millionen Franken auf ihre Online-Tochter «Radicant» vornehmen. Die Digitalbank hatte die Erwartungen bei Kundenzahlen und Erträgen deutlich verfehlt. Probleme bei der Integration des Treuhandgeschäfts und eine zu hohe Kostenbasis belasteten zusätzlich. Die Abgänge von Bankratspräsident Thomas Schneider und CEO John Häfelfinger erhöhten auch den Druck auf den Finanzdirektor Anton Lauber. Dieser sei ihm flüchtig aus Studienzeiten bekannt gewesen, so Bauer, «ich habe keine enge persönliche Beziehung zu ihm».
Zwischenzeitlich hatte die stellvertretende Bankratspräsidentin Nadia Tarolli Schmidt das Präsidium ad interim übernommen. Der Regierungsrat dankte ihr gestern für dieses Engagement in der Übergangsphase. Gleichzeitig würdigte er auch die siebenjährige Amtszeit von Thomas Schneider: «Die BLKB ist eine stabile und sichere Bank mit einer starken Eigenkapitalbasis», heisst es in der Mitteilung.
Auch bei «Radicant» selbst kam es zu personellen Konsequenzen: Verwaltungsratspräsident Marco Primavesi und CEO Anton Stadelmann haben ihren Rücktritt eingereicht.
Ein Mann des Dialogs
Während seiner Zeit als Finma-Präsident setzte sich Bauer intensiv für den Dialog zwischen der Finanzbranche und den Behörden ein – eine Erfahrung, die ihm nun bei der BLKB zugutekommen dürfte.
Der Regierungsrat zeigt sich laut Pressemitteilung überzeugt, dass Bauer «mit seiner umfassenden, vielseitigen Erfahrung in den Bereichen Finanz- und Bankrecht» sowie seiner Verankerung in der Region die nötige Ruhe und Weitsicht mitbringt.
Die Vorbereitungen zur Wahl eines definitiven Bankratspräsidiums sind bereits eingeleitet. Ziel ist eine Besetzung per 1. Juli 2026, wobei eine frühere Übergabe angestrebt wird. Bis dahin soll Bauer die Bank durch die schwierige Phase führen und die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen.