Bahngeschichte des Homburgertals in Miniatur
29.08.2024 Bezirk Liestal, Läufelfingen, LausenDer 85-jährige Erich «Richi» Wagner ist leidenschaftlicher Modelleisenbahnbauer
Erich «Richi» Wagner aus Lausen besitzt Modelle aller Lokomotiven und Züge, die je auf der «Läufelfingerli»-Strecke verkehrten. Nun schenkt er sie dem ...
Der 85-jährige Erich «Richi» Wagner ist leidenschaftlicher Modelleisenbahnbauer
Erich «Richi» Wagner aus Lausen besitzt Modelle aller Lokomotiven und Züge, die je auf der «Läufelfingerli»-Strecke verkehrten. Nun schenkt er sie dem Museum Silo 12 in Läufelfingen. Wagner hat einiges zu erzählen über die Bahngeschichte im Homburgertal – und über sein Leben.
Janis Erne
Das Haus von Erich «Richi» Wagner in Lausen gleicht in diesen Tagen einem Museum. Im Keller, im Wohnzimmer, im Esszimmer und sogar im Wintergarten: Überall stehen kleine Modelleisenbahnen und -bahnhöfe. Einige sind gekauft, die meisten jedoch selbst gebastelt. Unzählige Stunden hat der heute 85-Jährige in seine Leidenschaft investiert.
«Das Modellbahnbauen war der perfekte Ausgleich zur Arbeit», sagt Wagner im Gespräch mit der «Volksstimme». Das glaubt man ihm ohne zu zögern. Denn der in Läufelfingen aufgewachsene Mann hatte nicht irgendeinen Job: Er leitete mehrere Jahre die Baselbieter Sicherheitspolizei und brachte es bis zum «Hauptabteilungsleiter Sicherheit und Ordnung», was heute dem Major, dem dritthöchsten Dienstgrad, gleichkommt. Wagner unterstanden die uniformierten Polizisten des Kantons, darunter auch Spezialeinheiten wie die «Barrakuda».
Dabei war seine Karriere bei der Polizei nicht vorgezeichnet. Als junger Mann absolvierte Wagner eine Lehre in der SBB-Werkstätte in Olten, bevor er zur Firma Sécheron nach Genf ging. Die Sécheron, die es heute in dieser Form nicht mehr gibt, produzierte elektrische Ausrüstungen für Lokomotiven und Vorrichtungen zur Geschwindigkeitsregulierung von Eisenbahnen. Eher zufällig kam Wagner über den Onkel seines besten Freundes zur Polizei, wo er es bis in den gehobenen Dienst schaffte.
Inzwischen ist Wagner längst im Ruhestand. Doch seine 85 Jahre merkt man ihm im Gespräch nicht an, wenn er zum Beispiel von seiner Leidenschaft für den Sport oder seinen drei Kindern erzählt. Alle hätten es zu etwas gebracht, sagt er stolz: zum Flugbegleiter und später Polizisten respektive Sicherheitsmann, zur Tierpflegerin und zum Diplomaten. Wagners eigener Werdegang im sportlichen Bereich ist nicht minder bemerkenswert. Er spielte Eishockey, betrieb Leichtathletik, fuhr Ski und Velo – alles auf respektablem Niveau.
Der Oberbaselbieter war nicht nur sportlich, sondern auch künstlerisch begabt. Das bescheinigte ihm jedenfalls der bekannte Gelterkinder Maler Fritz Pümpin, wie Wagner erzählt: «Ich ging mit Pümpins Söhnen in die Bezirksschule. Eines Tages besuchte er unseren Unterricht und sah meine Zeichnungen. Wohl beeindruckt davon, bot er mir an, in seinem Atelier von ihm zu lernen.» Ein bekannter Künstler ist Wagner zwar nicht geworden, aber zahlreiche Ölgemälde schmücken heute sein Haus. Zudem malte er während 17 Jahren für eine bekannte Basler Fasnachtsclique deren Laterne.
«Die machte einen Riesenlärm»
Facettenreich – so lässt sich Wagners Leben beschreiben. Eine Konstante ist die Faszination für die Eisenbahn: zuerst als Jugendlicher, dann als Angestellter und schliesslich als Modelleisenbahnbauer. Besonders das «Läufelfingerli» hat es ihm angetan. Wagner besitzt Modelle von sämtlichen Lokomotiven und Zügen, die je auf der alten Hauensteinlinie verkehrten. Zum Beispiel die «Genf» – die Lokomotive zog 1858 den Eröffnungszug der Strecke – oder die erste Gasturbinenlokomotive der Welt. «Die hat einen Riesenlärm gemacht», erinnert sich Wagner. Schmunzeln muss er auch, wenn er von der Zeit erzählt, als «die Städter» noch nach Läufelfingen kamen, um in der Gegend Ski zu fahren. «Da hat der Zug manchmal mitten auf der Strecke gehalten, um die Skifahrer einzusammeln und zurück nach Basel zu bringen», so Wagner.
Seine Erinnerungen sind lebendig und detailreich. So auch die Modelle des Bahnhofs Läufelfingen, die Wagner geschaffen hat. Neben den Gleisen stehen in Miniatur der langjährige Bahnhofsvorstand Eduard Degen (gestorben: 1950) und die «Lokführer-Legende» Robert Grieder (gestorben: unbekannt). Letzterer, so Wagner, sei sein ganzes Berufsleben auf der Strecke des «Läufelfingerlis» gefahren und allseits bekannt gewesen.
Sein reiches Wissen über die Bahngeschichte des Homburgertals will Wagner nun der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Einige der Eisenbahnmodelle, die in seinem Haus stehen, schenkt er dem Trägerverein des Museums Silo 12 in Läufelfingen. Im Silogebäude des stillgelegten Steinbruchs wird dieses Wochenende eine entsprechende Dauerausstellung zur Bahngeschichte des Dorfs und des Tals eröffnet (siehe Kasten).
Vielseitiges Programm
je. Am Sonntag wird im Museum Silo 12 auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs in Läufelfingen eine neue Ausstellung eröffnet. Sie zeigt Modelle aller Züge, die je auf der alten Hauensteinstrecke verkehrten. Die Modelle stammen von Erich Wagner, einem ehemaligen Vorstandsmitglied des «Silo 12»- Trägervereins. Gezeigt wird auch eine Sammlung historischer Bahnlaternen von Max Mathys. Für die Kinder steht eine Dampfeisenbahn zum Mitfahren bereit. Zudem spielt das Blasmusikensemble Läufelfingen und es gibt eine Festwirtschaft. Der Anlass dauert von 11.30 bis 17 Uhr. Der Eintritt ins Museum ist gratis.