«Die Schweiz hat das Zeug für den Titel»
14.06.2024 Bezirk Liestal, Gesellschaft, Sport«Die Schweiz hat das Zeug für den Titel»
Als Fussballfan und Inhaber eines Sportgeschäfts freut sich Vincenzo – «Vinci» – Leanza auf die heute beginnende Europameisterschaft. Bei den Trikot-Verkäufen hat die Schweiz ...
«Die Schweiz hat das Zeug für den Titel»
Als Fussballfan und Inhaber eines Sportgeschäfts freut sich Vincenzo – «Vinci» – Leanza auf die heute beginnende Europameisterschaft. Bei den Trikot-Verkäufen hat die Schweiz gegenüber Italien die Nase vorn, bei Leanzas Sympathien ist es umgekehrt
Christian Horisberger
Herr Leanza, für welche Nation schlägt Ihr Herz an der Europameisterschaft in Deutschland?
Vincenzo Leanza: Für Italien und auch für die Schweiz. Für Italien aber schon ein bisschen mehr.
Hat sich Italien überhaupt für die Euro qualifiziert …?
(lacht) Ja – im Gegensatz zur WM vor zwei Jahren in Katar. Vor 20 Jahren wäre das für mich eine Katastrophe gewesen, inzwischen überstehe ich so etwas besser. Ausserdem war die Schweiz ja qualifiziert, das hatte eine schmerzlindernde Wirkung.
Ihre Frau ist Schweizerin. Was geht bei Ihnen zu Hause ab, wenn die Schweiz gegen Italien spielt?
Wir haben zwei gleich grosse Fanblöcke: Meine Frau und zwei unserer Kinder sind für die Schweiz, ich und die beiden anderen Kinder für Italien.
Ihre Sympathien gehören eher Italien, aber wer ist derzeit besser?
Aufgrund des Kaders, das mit grossartigen Fussballern gespickt ist, die zum Teil in internationalen Top-Ligen spielen, würde ich sagen, dass die Schweiz aktuell stärker ist als Italien. Ich meine sogar, dass die Schweiz das Zeug für den Titel hat. Mit Italien ist an Turnieren aber immer zu rechnen. Die schaffen es, sich mit dreimal 0:0 in die Achtelfinals quälen und steigern sich dann von Spiel zu Spiel.
Wer ist Ihr Top-Favorit?
Portugal. Trotz des grossen Individualisten Cristiano Ronaldo harmonieren die Portugiesen als Team sehr gut.
Deutschland hat den Heimvorteil …
Das alleine reicht nicht. Aber: Wie Italien ist auch Deutschland eine Turniermannschaft.
Und für welche Nation schlägt Ihr Herz als Geschäftsmann?
Auch für die Schweiz und für Italien. Etwa 80 Prozent der Fanbekleidung, die wir vor und während solchen Turnieren verkaufen, sind rot-weiss oder blau. Die restlichen 20 Prozent verteilen sich auf die weiteren Nationen, deren Trikots wir im Sortiment haben. Das sind neben Klassikern wie Frankreich, England, Spanien, Portugal, Niederlande und Deutschland auch Serbien und Albanien.
Wessen Trikots würden Sie nie ins Sortiment aufnehmen?
Zum Beispiel Ungarn. Bei bestenfalls einem oder zwei Trikot-Verkäufen würde sich das einfach nicht lohnen.
Was für Leute kleiden Sie mit Fan-Shirts ein?
Alle! Vom 5- bis zum 70-Jährigen, wobei seit etwa 10 Jahren der Anteil an Kundinnen, die an den grossen Turnieren ebenfalls im Landestrikot mitfiebern, stetig zugenommen hat.
Welches sind die am häufigsten gewählten Rückennummern?
Die 10 von Xhaka, die 23 von Shaqiri und die 5 von Akanji. Bei den Italienern ist die 14 von Stürmer Chiesa am beliebtesten.
Um den offiziellen Turnierball wurde in der Vergangenheit ein grosses Tamtama gemacht. Wie heisst der Euro-24-Ball und was kann er?
(Fragt einen Mitarbeiter) Fussballliebe. Neue Eigenschaften wie noch schneller oder noch leichter werden ihm nicht attestiert.
Ziehen während der Turniere auch die Verkäufe von Fussballbekleidung und Schuhen für aktive Fussballer an?
Nicht während, sondern eher nachher. Insbesondere dann, wenn die Schweiz gut abschneidet, wollen viele Kinder mit Fussball anfangen. Das spüren nicht nur wir, sondern auch die Fussballclubs, die dann oft Wartelisten in ihren Nachwuchsabteilungen haben.
Wie läuft das Fanartikel-Geschäft im Zusammenhang mit Frauenturnieren?
Bisher kaum. Vielleicht ändert sich das nächstes Jahr, wenn die Frauen-Europameisterschaft in der Schweiz stattfindet.
Es ist nicht unüblich, dass weibliche Fans Trikots mit Nummern und Namen von männlichen Spielern tragen. Wäre das umgekehrt auch denkbar?
Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Dafür bräuchte es zuerst Stars mit der Popularität von Messi oder Ronaldo.
Darf man davon ausgehen, dass Sie im Juni und Juli viel Fernsehen werden?
Man darf. Ich werde mir die meisten Spiele anschauen – entweder zu Hause oder mit einem Auge auf dem Fernseher im Sportgeschäft.
Zur Person
ch. Vincenzo «Vinci» Leanza (60) ist Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer von Visam-Sport in Liestal. Das Sportgeschäft neben dem Stadion Gitterli ist spezialisiert auf Fussball, Textildruck und Schneesport (Ski- und Snowboard-Service sowie Vermietung von Skis).
Leanza und Fussball sind seit einem halben Jahrhundert untrennbar miteinander verbunden. Als 8-Jähriger trat er dem SV Muttenz bei und spielte während seiner Aktivzeit in diversen Baselbieter Teams bis in der 2. Liga. Auch als Trainer von Junioren und Aktiven war er tätig. Ein eigenes Sportgeschäft zu haben, sei immer sein Traum gewesen, sagt er, 1990 hat er ihn sich in Birsfelden erfüllt.
Visam ist eine Abkürzung und steht für Leanzas Vornamen Vi(ncenzo), SA (società anonima – Aktiengesellschaft) und M(uttenz), der damalige Wohnort des Firmengründers. Er ist verheiratet, hat vier erwachsene Kinder und lebt in Bubendorf.