AUSGEFRAGT | SANDRO RYF, LEITER DIEPFLINGER MARKTORGANISATIONSKOMITEE
03.05.2024 Baselbiet«Wir möchten alle Bedürfnisse abdecken»
Der Diepflinger Markt feiert am kommenden Samstag und Sonntag sein 20-Jahre-Jubiläum und ist aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Dies in Zeiten, in denen die Märkte immer weniger werden. ...
«Wir möchten alle Bedürfnisse abdecken»
Der Diepflinger Markt feiert am kommenden Samstag und Sonntag sein 20-Jahre-Jubiläum und ist aus dem Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken. Dies in Zeiten, in denen die Märkte immer weniger werden. OK-Leiter Sandro Ryf erzählt.
Sander van Riemsdijk
Herr Ryf, der Diepflinger Markt feiert an diesem Wochenende sein 20-Jahre-Jubiläum. Worauf können sich die Besucherinnen und Besucher freuen?
Sandro Ryf: Neu ist, dass der Samstag mit einem Abendprogramm Teil der Veranstaltung ist. Am Sonntag wird der traditionelle Markt ab 9 Uhr durchgeführt mit einem Gottesdienst mit Pfarrer Matthias Plattner. An 35 Warenständen bieten Markthändler aus Diepflingen und umliegenden Dörfern ihre kulinarischen Waren mit regionalen Köstlichkeiten und sonstigen Waren jeglicher Art zum Verkauf an. Für Kinder stehen das Ponyreiten und ein Karussell zum Gebrauch – dieses ist gratis. Wir haben noch einige Überraschungen, die ich hier aber nicht verraten möchte.
Bislang wurde der Markt nur am Sonntag durchgeführt. Was steckt dahinter, dass der Markt dieses Jahr bereits am Samstag startet?
Als der Markt am Sonntagabend vorbei war, ist das Organisationskomitee mit einigen Dorfbewohnern noch zusammengesessen, um den Markttag in einer gemütlichen Runde ausklingen zu lassen. Das war zwar sehr schön, aber da die meisten am nächsten Tag wieder arbeiten mussten, war dieses Zusammensein nur von kurzer Dauer. Jetzt wollen wir zum Jubiläum diese Tradition auf den Samstagabend verlagern, treffen uns ab 16 Uhr und können in aller Ruhe den Abend in Gemeinschaft verbringen. Gleichzeitig wird durch die reformierte Kirchgemeinde am Samstagabend exklusiv für die Kinder ein Kinoprogramm zusammengestellt.
Wie hat sich der Diepflinger Markt in den 20 Jahren seines Bestehens entwickelt?
Früher war der Markt bedeutend kleiner als heute, er hat aber seinen traditionellen Charakter beibehalten. Immer wieder hat man versucht, den Markt zu vergrössern, nicht ohne Erfolg. Innovative Ideen gab es genug, um den Markt attraktiver zu gestalten. Mit der nun gelungenen Vergrösserung und einer attraktiveren Gestaltung wollen wir in erster Linie das Dorfleben aktivieren. Es gibt im Dorf wenig Veranstaltungen in diesem Umfang, ebenfalls fehlt ein Treffpunkt wie ein Restaurant, wo das soziale Miteinander gepflegt werden kann. Wir wollen der Bevölkerung von Diepflingen mit dem Markt etwas bieten und zugleich den Zusammenhalt im Dorf stärken.
Wo lag der Schwerpunkt während der Vorbereitungsphase beim Organisationskomitee?
Der Schwerpunkt lag bei der Attraktivität, sprich, was die Menschen in unserer Zeit überhaupt noch als Attraktion wahrnehmen. In dieser Jahreszeit ist jedes Wochenende irgendwo ein Anlass oder eine Veranstaltung. Die Leute können auswählen. Wir wollen etwas anbieten, das die Leute neugierig macht.
Allmählich verlieren die Märkte bei der Bevölkerung an Interesse. So hat zum Beispiel Sissach seinen Sommermarkt gestrichen, der Frühlingsmarkt war nur durchzogen besucht. Wie steht es um den Diepfl inger Markt?
Da machen wir uns keine grossen Sorgen. Auch wenn das Einzugsgebiet klein ist, versuchen wir immer wieder, ein abwechslungsreiches Programm zu bieten. Man muss stets innovativ sein und ständig auf die Suche nach neuen Ideen gehen. Und diese dann auch zielgerichtet umsetzen, sonst herrscht Stillstand. In diesem Sinne wird am Samstagabend eine Frikadellen-Challenge durch den Verein Chelleschwinger durchgeführt. Die Leute machen die Frikadelle zu Hause und bringen diese im kalten Zustand an den Anlass. Dort werden sie prämiert. Solche Aktionen ziehen die Menschen an.
Wie kann ein Markt aus Ihrer Sicht die Zeiten überdauern?
Die Märkte scheitern in der Regel an ihren Dimensionen. Sie sind schlicht zu gross. Die aufwendige Logistik führt zu enormen Kosten – für den Veranstalter oft ein unüberwindbares Problem. Wir vertreten die Philosophie, zuerst die Bedürfnisse der Bevölkerung herauszuspüren und diese dann mit einem entsprechenden Angebot abzudecken. Auch hier steht der wirtschaftliche Aspekt nicht im Vordergrund und da liegt meines Erachtens der Schlüssel zu unserem Erfolg. Solange wir diese Philosophie vertreten, bin ich mir sicher, dass unser Markt weiter Bestand haben wird. Dieser ist aus dem Diepflinger Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken.
Sämtliche Stände sind am Sonntag belegt. Was macht der Markt für die Markthändler so attraktiv?
Es ist ein kleinräumiger und gemütlicher Markt, der auch von den auswärtigen Marktfahrern sehr geschätzt wird – auch wenn für sie der Markt kaum ein finanzieller Kassenschlager ist. Es geht ihnen jedoch primär nicht darum, viel Gewinn zu erzielen, sondern einfach in familiärer Atmosphäre einen schönen Tag zu erleben. Abermals: Der Kommerz steht nicht im Vordergrund.
Sind weitere Veränderungen für die kommenden Jahre zu erwarten?
Auf jeden Fall im Organisationskomitee. Ich habe dies die letzten drei Jahre geleitet, aber mit meinem Umzug von Diepflingen nach Läufelfingen habe ich den direkten Bezug zum Dorf verloren. Darum werde ich den Führungsstab nach dem Jubiläumsmarkt übergeben. Wir wollen zuerst abwarten, wie der Markt mit dem veränderten Konzept bei der Bevölkerung Anklang findet und dann allenfalls für künftige Märkte Veränderungen vornehmen.
Zur Person
svr. Sandro Ryf ist 41 Jahre alt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Aufgewachsen in Gunzgen (SO), ist er momentan in Läufelfingen wohnhaft. Seine Hobbys: Landwirtschaft und Motorradfahren. Von Beruf Bereichsleiter-Automatiker, hat er sich als ehemaliger Gemeinderat für die Belange von Diepflingen eingesetzt.