AUSGEFRAGT | REGULA BLÄTTLER, SPORTSHOP KARRER AG
10.01.2025 Baselbiet«Stöckli machte schon vor Odermatt gute Skier»
Was der schneereiche Winter im Flachland, aber auch die steigenden Preise in den alpinen Wintersportorten für das Geschäft mit Skiern bedeutet, fragten wir beim Sportshop Karrer in Laufen nach, wo das ...
«Stöckli machte schon vor Odermatt gute Skier»
Was der schneereiche Winter im Flachland, aber auch die steigenden Preise in den alpinen Wintersportorten für das Geschäft mit Skiern bedeutet, fragten wir beim Sportshop Karrer in Laufen nach, wo das Vermieten von Skiausrüstungen erfunden wurde.
Christian Horisberger
Frau Blättler, Laufen ist weit von entfernt, dennoch ist der Sportshop Karrer im Oberbaselbiet ein Begriff – vor allem bei Familien. Wie erklären Sie sich das?
Regula Blättler: Man muss weit suchen, bis man ein so grosses Sortiment für Skier und Wintersportbekleidung findet wie bei uns. Zudem haben wir ein einmaliges Mietsystem für Skiausrüstungen, und beim Vermieten gibt es bei uns sehr viele Preisabstufungen.
Von woher überall kommen Ihre Kunden nach Laufen?
Im Winter reicht unser Einzugsgebiet vom Raum Delémont bis ins Oberbaselbiet. Viele Kunden kommen aus Basel, manche auch aus dem süddeutschen Raum.
Wie viele Paar Skier stehen in einem Winter zur Miete?
Firmengründer Fridolin Karrer sagte immer «zweimal die Hälfte». So halten auch wir es. Wir nennen nicht gerne konkrete Zahlen. Was sich sagen lässt: Es sind viele.
Welcher Typ Ski ist im Kommen?
Die Skier werden unter der Bindung eher wieder etwas breiter. Wir Schweizer fahren gerne einen harten, sportlichen, sehr taillierten Ski, der stark dreht. Dieser lässt sich am Morgen, wenn die Piste hart ist, relativ leicht fahren, doch wenn der Schnee am Nachmittag sulzig wird, kann es damit schwierig werden. Dagegen sind Skier, die unter der Bindung etwas breiter sind, während des ganzen Tages einfacher zu fahren. Ich glaube, viele Leute, die denken, sie müssten einen bissigen Slalomski fahren, hätten an so einem All-Mountain-Ski mehr Freude. Er ist gutmütiger.
Gibt es besonders beliebte Skimarken?
Gut gefragt ist Stöckli – weil es ein Schweizer Produkt ist …
…das noch dazu von Marco Odermatt gefahren wird …
Er ist sicher ein guter Botschafter, aber Stöckli hat vorher bereits sehr gute Produkte hergestellt.
Für viele Hobby-Skifahrerinnen und -fahrer ist der Moment, in dem sie die Skischuhe ausziehen können, der beste des Tages. Gibt es hier einen echten Fortschritt?
Ja. Es gibt laufend mehr Schuhe mit einem fein regulierbaren Boa-System anstelle der beiden unteren Schnallen. Damit lassen sich die Schuhe einfacher und passgenauer verschliessen. Der Komfort ist dadurch höher. Ich glaube, dieses System wird sich durchsetzen.
Sie verleihen auch Snowboards, Schneeschuhe, Touren- und Langlaufskier. Was liegt hier im Trend?
Das Snowboard ist weiterhin gefragt, wenn auch auf einem gegenüber dem Alpin-Ski tieferen Niveau. Das Interesse am Tourenskifahren hatte während Corona zugenommen, weil man dafür nicht am Lift anstehen musste. Heute ist es bei den Tourenskiern wie bei Langlaufskiern und Schneeschuhen: Die Nachfrage hängt stark davon ab, ob es in der Region schneit. Wenn im Jura Schnee liegt, haben wir häufig Tages- oder Wochenend-Ausleihen. Im vergangenen Winter hatte es bei uns fast keinen Schnee, da war die Nachfrage entsprechend gering.
Jetzt haben wir einen verhältnismässig schneereichen Winter. Ist das ein Garant für ein Spitzenjahr?
Der Schnee tut uns sicher gut. Wie gut das ganze Geschäftsjahr ausfällt, ist aber auch von anderen Faktoren abhängig: Wie gut können wir einkaufen? Wie läuft der Sommer?
Die Preise in den Schweizer Skigebieten ziehen teils stark an. Wird deswegen bei der Ausrüstung mit günstigeren Skiern, Schuhen und Kleidern gespart?
Das kann so nicht pauschal gesagt werden. Es kann sein, dass jemand, der seine Skier sonst immer gekauft hat, sich nun fürs Mieten entscheidet oder sich erst dann ausrüstet, wenn es richtig viel Schnee gegeben hat. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Familien auf kleinere, preiswertere Skigebiete ausweichen oder ganz auf die Skiferien verzichten.
Oder fahren die Leute nach Österreich, wo die Skiferien weniger teuer sind?
Das erfahren wir nicht.
Dieses Wochenende sind die Skirennen in Adelboden angesetzt. Wird im Sportgeschäft währenddessen die Arbeit niedergelegt …?
Das nicht, aber während der Skirennen läuft der Fernseher und wir fiebern mit den Athleten mit.
Lehrer gründet Sportgeschäft
ch. Gründer der «SportShop Karrer AG» ist Fridolin Karrer (1934–2020). Als Primarlehrer in Röschenz war es sein Wunsch, mit seinen Schülern in ein Skilager zu gehen. Dies scheiterte daran, dass sich die Eltern keine Skiausrüstung für ihre Kinder leisten konnten. In den 1970er-Jahren kaufte Karrer in Wintersportorten alte Skier zusammen, um sie den Kindern für die Skilager auszuleihen. Dies sprach sich bei anderen Schulen herum und der Lehrer kaufte immer mehr Material zusammen. Im Lauf der Zeit wandten sich nicht mehr nur Schulen, sondern auch Private an Karrer. So entstand nach und nach das Geschäftsmodell, mit dem der «Sport-Shop Karrer» auch heute noch arbeitet. So etwas hatte es bis dahin nicht gegeben. Der Firmengründer hat sich übrigens mit 57 Jahren entschieden, den Lehrerberuf und damit die sichere Pension aufzugeben und ein Sportgeschäft zu gründen. Bis zum 80. Lebensjahr wirkte er im Betrieb mit.
Regula Blättler, eine von Karrers Grossnichten, führt seit 2017 gemeinsam mit ihrem Ehemann Markus die «SportShop Karrer AG». Das Unternehmen befindet sich im Eigentum der Fridolin-Karrer-Stiftung und beschäftigt im Frühling und Sommer 25 Mitarbeitende und von Oktober bis März deren 45. Das Sportgeschäft befindet sich in einer ehemaligen Ziegelei in Laufen.
Die Fridolin-Karrer-Stiftung bezweckt auch die Förderung der sportlichen Ertüchtigung der Jugend, insbesondere den Wintersport. Sie kann auf Antrag Beiträge an Schulen und Sportvereine für die Durchführung von Sportlagern, vor allem Skilagern, sprechen.