AUSGEFRAGT | NIGGI MESSERLI, MITBEGRÜNDER KULTURHAUS PALAZZO AG
09.02.2024 Gesellschaft«Es setzt eine komplexe Zusammenarbeit voraus»
Das Kulturhaus Palazzo in Liestal ist seit 1971 im Besitz der Kulturbetrieb AG um Niggi Messerli. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Dabei ist die AG auf Hilfe ...
«Es setzt eine komplexe Zusammenarbeit voraus»
Das Kulturhaus Palazzo in Liestal ist seit 1971 im Besitz der Kulturbetrieb AG um Niggi Messerli. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und muss dringend saniert werden. Dabei ist die AG auf Hilfe angewiesen.
Melanie Frei
Herr Messerli, Sie sagen, das Kulturhaus Palazzo braucht eine dringende Sanierung. Welche Mängel hat das Gebäude?
Niggi Messerli: 1891 gebaut, damals als Postgebäude, prägt das Haus eine lange Geschichte, und die vielen Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. So müssen die WC-Anlagen behindertengerecht umgebaut sowie die oberen Stockwerke durch einen Lift behindertengerecht zugänglich gemacht werden. Allgemeine Renovationen der Kulturräume und der in die Jahre gekommenen Infrastrukturen haben sich angestaut und müssen endlich angepackt werden. Mitunter eines der grössten Projekte stellt zudem eine Gesamt-Fassadensanierung dar, die auf der Hausseite Richtung Bahngleis schon durchgeführt wurde. Zudem soll auf der Südseite des Gebäudes ein Wintergarten angebaut werden, der als Restaurant dienen soll.
Sind neben Renovationen auch neue Projekte in Aussicht?
In erster Linie geht es mir darum, das Kulturhaus Palazzo aufzuwerten. Es stellt mit seinem Angebot – dem Buchladen, dem Kino, der Kunsthalle und dem Theater – ein wichtiges Kulturzentrum im Raum Liestal und Umgebung dar. Zudem sind wir beispielsweise bei der Aufwertung und Anpassung der behindertengerechten Zugänge auch dazu verpflichtet, uns gewissen Vorschriften anzupassen. Ferner sind neue Räume im Haus frei geworden. Im obersten Stockwerk, wo bis Herbst 2023 noch die Moschee untergebracht war, sind mehrere Räumlichkeiten – von unserer AG eingeleitet – im Umbau, die für kulturelle Zwecke Verwendung finden sollen. Zum Beispiel als mietbare Ateliers oder multifunktionale Kulturräume. Genaue Vorstellungen dazu haben wir jedoch noch nicht. Im Untergeschoss neben dem Kino ist ein weiteres, kleineres Kino geplant, in dem beispielsweise Filme über eine längere Zeit als bisher ausgestrahlt werden können. Der langjährige Chef des Kinos, Jonny Maurice, wird das Projekt leiten.
Sind schon Schritte eingeleitet worden, um die Bauarbeiten zu beginnen?
Wie bereits erwähnt, wurde die Fassadensanierung teilweise durchgeführt. Dafür haben wir uns mit dem Sissacher Architektenbüro Lehner+ Tomaselli AG zusammengetan und zwei Offerten erarbeitet. Eine für die Aussenfassade, die von der Denkmalpflege anerkannt und zum Teil auch mitfinanziert wurde. Die zweite Offerte stellt eine Gesamstudie der Sanierungen innerhalb des Kulturbetriebs dar. Sie beinhaltet unsere Bedürfnisse, Ziele und Lösungsstrategien. Zudem werden das Vorgehen und die Organisation festgelegt sowie eine Projektierungsgrundlage und die allgemeinen Kosten definiert. Die zweite Offerte ist noch in Bearbeitung. An diesem Projekt sind viele verschiedene Akteurinnen und Akteure beteiligt, was eine komplexe Zusammenarbeit voraussetzt.
Inwiefern?
Um ein solches Projekt aufzuziehen, bedarf es viel Planung. Mehrere Architekturbüros mussten engagiert werden und eine aufwendige Studie erarbeiten. Einige Sitzungen wurden mit der Stadt Liestal und dem Amt für Kultur abgehalten. Es braucht Zeit, Geld und viel Geduld. Darum spreche ich von einer komplexen Zusammenarbeit, denn ich möchte einen guten Mittelweg finden, um die Zukunft sowohl der Palazzo AG als auch des Kulturhauses zu sichern.
Wie finanzieren Sie dieses doch recht grosse Vorhaben?
Wir haben im Juni 2021 ein Gesuch an den Swisslos-Fonds gestellt, in der Hoffnung, finanzielle Unterstützung zu erhalten, wie dies beim Marabu in Gelterkinden und im Kunsthaus Baselland geboten wurde. Wir erhoffen uns zudem eine substanzielle Beteiligung der Stadt Liestal, konkret am Einbau des Lifts. Dafür muss aber noch ein entsprechendes Gesuch erarbeitet und bestätigt werden. Und natürlich versuchen wir, den Betrieb so gut es geht, mit eigenen Mitteln zu finanzieren. Eine so grosse Sanierung ist kaum aus eigener Kraft zu stemmen. Die Kosten für die Sanierung bewegen sich zwischen 1 bis 3 Millionen Franken. Davon kann die AG etwa 200 000 Franken übernehmen, ohne sich zu verschulden. Das wollen wir natürlich vermeiden.
Welches sind die Knacknüsse der «Palazzo»-Sanierung?
Eine ist die Nachfolgeregelung. Wie sieht die Zukunft des «Palazzos» aus? Wer soll nach mir die Leitung des Kulturbetriebs übernehmen? Verändert sich die Situation der jetzigen Mieterinnen und Mieter? Dies sind nur einige der Fragen, die mit diesem Problem einhergehen. Allerdings sind wir diesbezüglich mit dem Kanton in Verbindung und arbeiten gemeinsam daran, eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Mir persönlich ist es wichtig, dass ich den Betrieb in kompetente Hände legen kann. Von jemandem, dem so viel am Kulturbetrieb liegt wie mir und meinen drei Kollegen Niggi Lehmann, Christian Schweizer und Peter Jakob. Sie alle waren ebenfalls bei der Gründung des Kulturhauses Palazzo AG 1977 dabei.
Sie planen also, die Leitung bald abzugeben?
Nicht gleicht morgen (lacht). Aber man wird nicht jünger und muss auch die Pensionierung im Auge behalten. Sowohl meine Altersvorsorge als auch die meiner drei Kollegen stecken in diesem Haus. Wir sind ein Stück weit alle abhängig. Für mich persönlich stecken viele Erinnerungen in diesem Haus, viele Erlebnisse. Es ist ein Lebenswerk, von dem man sich nur schwer löst. Mein Job gefällt mir weiterhin sehr und ich weiss, dass es auch meinen Mitgründer-Kollegen nicht anders geht. Das Interesse ist immer noch da.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Kulturhauses Palazzo?
Mein grösster Wunsch ist der Erhalt dieses tollen Kulturbetriebs. Es soll auch künftig ein Haus voller Inspiration und Kultur sein und viele Überraschungen und tolle Angebote bereithalten. Das «Palazzo» ist eines der wichtigsten Kulturhäuser in unserer Region. Ich wünsche mir, dass dies auch in den kommenden Jahren so bleibt.
Zur Person
mef. Niggi Messerli (73) ist in Basel aufgewachsen und lebt heute in Seltisberg. Kultur- und kunstinteressiert war Messerli schon in jungen Jahren, was ihn auch zu seiner Lehre zum Fotografen bewog. Als Foto- und Videokünstler war er an vielen Ausstellungen beteiligt. 1977 kaufte er mit seinen drei Kollegen Niggi Lehmann, Christian Schweizer und Peter Jakob das Gebäude auf und gründete den Kulturbetrieb Palazzo AG.