AUSGEFRAGT | DJ FLINK, DJ VON «TAFS», LIESTAL
21.03.2025 Kultur, Kultur, Gemeinden, Gesellschaft, Baselbiet«Es isch nomol Zit für chli Etschgen»
Gleich zweimal ist der Rossstall der Kaserne in Basel mit seinen 1200 Plätzen dieses Wochenende ausverkauft. Grund sind die Jubiläumskonzerte der Waldenburger Rap-Formation Tafs. Die ...
«Es isch nomol Zit für chli Etschgen»
Gleich zweimal ist der Rossstall der Kaserne in Basel mit seinen 1200 Plätzen dieses Wochenende ausverkauft. Grund sind die Jubiläumskonzerte der Waldenburger Rap-Formation Tafs. Die «Volksstimme» sprach mit deren DJ über die Sause und ihr 30-jähriges Bestehen.
Nikolaos Schär
DJ Flink, zweimal die Kaserne zu füllen ist eine beachtliche Leistung. Angekündigt wurde das Jubiläumskonzert als Abschied von «Tafs». War der Andrang deshalb so gross?
DJ Flink: Ja, wir waren extrem überrascht, dass so viele Leute uns noch hören wollen. Nach der Ankündigung im vergangenen Sommer war das Konzert innert zwei Wochen ausverkauft. Das hat uns extrem gefreut. Wir haben uns dann dazu entschieden, ein zusätzliches Konzert zu spielen.
Also wird es nicht Ihr letztes Konzert sein?
Ein richtiges Comeback wird es nicht geben. Wir sind jedoch sofort zurückgekrebst nach dem Riesenandrang. Es haben sich bereits andere Veranstalter mit Anfragen gemeldet. Wir haben uns jedoch entschieden, erst mal unsere Shows zu spielen und danach zu entscheiden, wie es weitergeht. Vielleicht spielen wir aber wieder einmal ein letztes Konzert (lacht).
Wie kam es dazu, dass Sie nun wieder auf der Bühne stehen?
Das letzte Konzert der «Tafs» war am «AM-Jam» in Hölstein 2019. Das letzte Mal, als ich dabei war, liegt noch zwei Jahre weiter zurück. Wir haben uns gefragt, ob wir eigentlich schon aufgehört haben, um dann festzustellen, dass dies nicht der Fall war. So kam die Idee für ein Jubiläumskonzert zustande. Zusammen Musik haben wir jedoch schon lange nicht mehr gemacht.
Sie sind der Einzige, der Musik zum Beruf gemacht hat. Gab es in Ihrer Karriere jemals den Punkt, an dem Sie dachten: Wir machen unsere Leidenschaft zum Beruf?
«DJ OK» ist auch praktisch jedes Wochenende als DJ unterwegs. Ich mache schon von Kindsbeinen an Musik und spiele viele Konzerte mit «Seven», bin in der «Art on Ice»- Band und arbeite in einem Musikfachhandel, wo ich meine Expertise als Musiker direkt einbringen kann. Aber, nein. Für uns war immer klar: Unsere Art von Rap bleibt immer eine Sparte. Der Schweizer Musikmarkt ist sehr klein. Wir sind nicht Deutschland oder die USA. Durch die Mundart drittelt sich dieser Markt nochmals. Von diesem zu leben, ist fast nicht möglich.
Es gibt jedoch einige Rapper wie «Bligg», «Stress» oder «Lo & Leduc», die dies geschafft haben.
Die machen aber nicht Rap, so wie wir ihn verstehen. Zwar sind bei ihnen Rap-Elemente dabei, aber der Sound muss sich bei vielen anderen Genres bedienen, damit er eine genügend grosse Masse erreicht, um kommerziell erfolgreich zu sein.
Ihr letztes Album erschien 2013. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Ihren Rappern «Amann» und «Taz» wegen der fehlenden Übung nach 90 Minuten die Luft ausgeht?
(lacht) Da habe ich absolut keine Angst. Unser Publikum wird aus lauter Leuten bestehen, die uns unbedingt sehen wollen. Der Raum wird so voller gebündelter Energie sein und uns antreiben. Wenn Sie wirklich nach 90 Minuten schlapp machen würden, wären wir erst in der Hälfte des Programms!
Drei Stunden Programm sind enorm! Was können Sie uns sonst noch vor den Konzerten verraten?
Es wird eine grosse Wiedervereinigung der «Tafs»-Familie. Als wir im Vorfeld die Liste mit den Songs machten, merkten wir, dass wir viele Stücke spielen wollen. Wir kamen zum Schluss, dass es eigentlich egal ist, wie lange das Konzert dauert. Es ist schliesslich unser Abend.
Sie feiern 30 Jahre Bandgeschichte. Wie hat es begonnen?
Ich lernte «Taz» in einem Snowboardlager kennen. Ich habe «gebeatboxt» und er «gefreestylet». Damals mehr schlecht als recht. Dann gingen wir oft in den Proberaum von «Shape» und «Poet» in Niederdorf und lernten dort «Amann» kennen. Wir merkten sofort, dass es passt. «Poet» animierte uns zu Auftritten und organisierte uns einen in Wohlen, der übrigens von Seven veranstaltet wurde. Bis dahin hatten wir nur auf Instrumentals von anderen Musik gemacht. Für den Auftritt habe ich mir meine zusammengekramten Gerätschaften mal näher angeschaut und dann meine ersten Beats produziert. So konnten wir mit unserer eigenen Musik auftreten.
Songs von Ihnen wie «8i Bahnhof» und «Zit für chli Etschgen» sind für eine ganze Generation Klassiker. Wie kam es dazu, dass das Waldenburgertal Mitte der 1990er zu einem Zentrum der Hip-Hop-Kultur wurde?
In der damaligen Subkultur des Hip-Hops musste man aktiv sein. Das war der Puls der Zeit. Wir hatten einfach Glück, dass wir mit dem Proberaum von «Poet» in Niederdorf einen Ort hatten, wo wir uns kreativ austoben konnten. Damals waren Veranstaltungen in dieser Szene sehr rar. Wurde irgendwo in der Schweiz ein Anlass organisiert, pilgerten alle dorthin. So haben wir uns in der ganzen Schweiz vernetzt.
Rap-Musik wurde danach in der breiten Masse relativ schnell populär. Dachten Sie damals, dass «Tafs» so gross werden könnte?
Wir waren eher die «Chiller» und haben uns darüber keine grossen Gedanken gemacht. Als wir die «44 live»-Tour mit den «Scrucialists» spielten, hatten wir 40 Konzerte in der ganzen Schweiz, die alle ausverkauft waren. Plötzlich merkten wir, dass wir eigentlich jedes Wochenende unterwegs waren.
Mit Ihrer Musik wurde auch Ihr Publikum älter.
Die heutigen Jugendlichen interessieren sich nicht mehr für unsere Musik. Das haben wir schon 2013 festgestellt. Es zeichnete sich damals ab, dass es vorwiegend Liebhaber sind, die noch zu unseren Konzerten kommen.
Ist das Phänomen einer Subkultur, wie der Hip-Hop eine war, heute noch möglich?
Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Wir sind extrem dankbar, durften wir diese Zeit erleben, unser eigenes Ding machen und uns von unseren Eltern abgrenzen.
Zum Schluss: Was bedeutet eigentlich «Etschgen»?
(lacht) Es ist ein Versprecher von «Action». In typischer «Tafs»-Manier haben wir diesen so oft wiederholt, bis er zum geflügelten Wort wurde.