AUSGEFRAGT | ANDREAS DANIEL MÜLLER, PRODUKTIONSLEITER THEATERSTÜCK «GELD UND GEIST»
16.08.2024 Baselbiet«Es ist keine Wiederholung vom vergangenen Jahr»
Nach dem grossen Erfolg vom vergangenen Jahr kehrt das Freilichttheater «Geld und Geist» auf dem «Cheesmeyer»- Areal in Sissach zurück. Produktionsleiter Andreas Daniel Müller ...
«Es ist keine Wiederholung vom vergangenen Jahr»
Nach dem grossen Erfolg vom vergangenen Jahr kehrt das Freilichttheater «Geld und Geist» auf dem «Cheesmeyer»- Areal in Sissach zurück. Produktionsleiter Andreas Daniel Müller verspricht mit der (Neu-) Inszenierung ein intensives Theatererlebnis, mit spannenden Neuerungen.
Sander van Riemsdijk
Herr Müller, was ist die Aufgabe eines Produktionsleiters?
Andreas Daniel Müller: Grundsätzlich hat der Produktionsleiter eine Managerfunktion und ist die Schnittstelle zwischen technischer Leitung, Regisseur, Bühnenbildner, Kostümbildner, Requisiteur, Choreograf und so weiter. Er hält den Kontakt zu allen Bereichen und behält den Überblick über den Ablauf der Vorbereitungen. Im Vorfeld bin ich unter anderem für das Fundraising zuständig, also dafür, wie das Theaterprojekt finanziert werden kann. Ebenso bin ich bei «Geld und Geist» gemeinsam mit dem Regisseur Kaspar Geiger für die Konzeptentwicklung auf künstlerischer und organisatorischer Ebene verantwortlich. Weitere Aufgaben sind die Werbung, die Pressearbeit, die Koordination mit Bühnenbauern und Technik bei der Einrichtung des Spielorts und viele administrative Arbeiten.
Worauf basieren Ihre Projekte?
Unsere Projekte basieren häufig auf bestehenden literarischen Vorlagen, wie beim Theaterstück «Geld und Geist» von Jeremias Gotthelf aus dem 19. Jahrhundert. Aber auch auf Biografien, aus denen sich dann eigene szenische Fassungen und Formate herausbilden, und sowohl eine regionale als auch überregionale Relevanz haben.
Was hat Sie dazu bewogen, das Freilichttheaterstück «Geld und Geist» erneut aufzuführen?
Wir hatten vergangenes Jahr acht Vorstellungen, die mit den 150 Plätzen jeweils restlos ausverkauft waren. Wir wollen nun auch denjenigen, die wir 2023 mit einer Absage enttäuschen mussten, die Möglichkeit bieten, das Theaterstück zu erleben. Ebenso war die positive Resonanz des Publikums weit über die Gemeindegrenze hinaus so überwältigend, dass wir gar nicht anders konnten, als das Stück auch dieses Jahr wieder aufzuführen. Zudem ist eine solche Produktion so aufwendig, dass es schade wäre, diese nach acht Vorstellungen in der Schublade verschwinden zu lassen. Mit einer zweiten Auflage können wir mit unserer Arbeit so auch eine gewisse Nachhaltigkeit leisten.
Warum sollte ich das Freilichttheater dieses Jahr wieder besuchen, wenn ich es schon im vergangenen Jahr gesehen habe?
Ich möchte vorausschicken, dass die Wiederaufnahme keine Wiederholung des letztjährigen Stücks sein wird. Ein solches Stück arbeitet nach der Derniere in den Köpfen aller Beteiligten weiter und schafft so neue Ideen und Gestaltungsvorstellungen. Diese Ideen und Themen fliessen dann in die Probenarbeit ein. Eines der Ziele der diesjährigen Produktion ist es, die Aufführungen kompakter und brüchiger zu gestalten.
Wir versprechen uns so erneut ein intensives Theatererlebnis und hoffen mit spannenden Neuerungen die Zuschauerinnen und Zuschauer wieder in den Bann zu ziehen. Zudem haben wir uns akustisch verstärkt und unterstützen das Ensemble neu mit Headsets, um die Verständlichkeit auch bis in die hintersten Reihen zu gewährleisten.
Welche Rolle nimmt die Musik im Theaterstück ein?
Wir haben uns im Gegensatz zu vor einem Jahr entschieden, dass bei der musikalischen Gestaltung die Schauspielerinnen und Schauspieler selbst singen werden. Es wird dadurch eine intensivere emotionale Bindung zwischen Schauspiel und Musik entstehen. Wir arbeiten neu mit zwei Alphornformationen und anstelle des Saxofonensembles wird der renommierte Akkordeonist Dejan Skundric die Aufführungen begleiten. Die Musik wird aus dem Schweizer Volksliedgut schöpfen und gleichzeitig mit Elementen der Balkan-Musik durchmischt.
Wie haben Sie die richtigen Schauspielerinnen und Schauspieler für dieses Stück gefunden und nach welchen Kriterien wurden sie ausgewählt?
Wichtig bei der Auswahl war, dass es eine Durchmischung gibt von gestandenen Schauspielenden und versierten Laien. Der grösste Teil des Ensembles arbeitet schon sehr lange mit uns zusammen, zum Teil sogar noch aus dem Schultheater. Mit Anna Sonnenschein haben wir beispielsweise eine «Rückkehrerin», die nach ihrem Schauspielstudium und Erstengagement am Rheinischen Landestheater Neuss wieder zu unserem Ensemble stösst.
Warum haben Sie sich für das Werk von Jeremias Gotthelf «Geld und Geist» entschieden?
Der Titel ist heute aktueller dann je. Es stellt sich die Frage, was der Geist mit dem Geld macht und umgekehrt. An diesen zwei grossen Worten arbeitet sich das Stück ab. Wir versuchen, diese Polarität auf der Bühne schauspielerisch in einer neuen, spannenden Form zusammenzubringen.
Der Spielort ist das «Cheesmeyer»-Areal. Warum?
Einerseits, weil wir dort seit 2016 im «Cheesmeyer» unser Theaterbüro haben und dadurch eng mit dem Haus verbunden sind. Anderseits liegt die Bühne eingefasst in einem historischen Kontext zwischen der «alten Metzg» und dem alten Schopf. Dazu – mit Blick von der Tribüne auf die alte Fassade des «Cheesmeyer-Huus» und die alte Linde – ist es für die geschichtsträchtige Aufführung eine wunderbare Szenerie. Ebenso bietet der zentrale Standort beim Bahnhof Besuchenden weit über die Kantonsgrenze hinaus einen schnellen Zugang zum Theater.
Theaterstück «Geld und Geist», «Cheesmeyer»-Areal, Sissach.
Vorstellungen: Freitag, 23., bis Sonntag, 25. August; Freitag, 30., Samstag, 31. August, und Sonntag, 1. September, jeweils um 19.30 Uhr.
Tickets unter texteundtoene.ch und eventfrog.ch, im Bistro Cheesmeyer und in allen Filialen der Post. Abendkasse ab 18.30 Uhr.
Zur Person
svr. Andreas Daniel Müller ist 40 Jahre alt, in Basel geboren und aufgewachsen in Oberwil. Im Jahr 2008 absolvierte er sein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Bis 2014 war er festes Ensemblemitglied am Deutschen Theater in Göttingen. Seit 2016 realisiert er mit der «Theatercompany Texte und Töne» Theaterstücke als Schauspieler und Produktionsleiter. 2022 wurde er Mitgründer und Mitglied des Leitungsteams des Kulturhauses Cheesmeyer, wo er unter anderem die Gestaltung des Kulturprogramms mitverantwortet. Andreas Daniel Müller arbeitet als freier Schauspieler, Sprecher, Kulturmanager und Produktionsleiter.