«Auf neuen Wegen» in der alten Heimat
09.11.2023 Bezirk Sissach, Buus, MaisprachDer Buusner Violinist Silvan Irniger tritt übermorgen in der Kirche auf
Das «Resonart Quartett» spielt am kommenden Samstag in der Kirche von Maisprach Werke von Richter, Beethoven und Ravel. Für Violinist Silvan Irniger ist das Konzert ein Heimspiel, nahm doch ...
Der Buusner Violinist Silvan Irniger tritt übermorgen in der Kirche auf
Das «Resonart Quartett» spielt am kommenden Samstag in der Kirche von Maisprach Werke von Richter, Beethoven und Ravel. Für Violinist Silvan Irniger ist das Konzert ein Heimspiel, nahm doch seine steile Musik-Karriere zu Hause im Nachbardorf Buus ihren Anfang.
Jürg Gohl
Basel, Luzern, Aarau, Ascona, Werthenstein und zwei Mal Zürich: Das sind die Stationen, an denen das «Resonart Quartett» mit seinem neuen Programm «Auf neuen Wegen» gastiert. Und – nicht zu vergessen – in Maisprach. Dort werden die je zwei jungen Streichmusikerinnen und -musiker am kommenden Samstag um 19.30 Uhr Werke von Franz Xaver Richter, Ludwig van Beethoven und Maurice Ravel vortragen. Gespielt wird in der reformierten Kirche, es ist ihr sechstes von insgesamt acht Konzerten.
Dass das Quartett zwischen seinen Auftritten in Ascona und Aarau auch noch im Oberbaselbiet haltmacht, hängt mit Silvan Irniger, dem ersten Violinisten, zusammen. Der 25-Jährige, der heute in Zürich wohnt und studiert, ist in der Maispracher Nachbargemeinde Buus aufgewachsen. Dort begann er, mit drei Jahren Mundharmonika und zwei Jahre später Geige zu spielen. «Bei uns daheim wurde immer viel musiziert und gesungen», schildert er, «mein Onkel war zudem Geigenbauer.» Der heutige Profimusiker betont aber, nie in eine Musikerlaufbahn gedrängt worden zu sein.
Schmetterlinge züchten
Bereits mit zwölf Jahren wurde er in die Talentförderklasse der Musikakademie Basel aufgenommen. Damals wurde er zudem ein erstes Mal in der «Volksstimme» porträtiert. Dabei gab er an, einmal «Schmetterlingzüchter» zu werden. Der Beruf änderte sich, die Liebe zur Natur ist geblieben. Nur ein Jahr später folgten bereits erstmals erste Ränge an schweizerischen Jugendmusik-Wettbewerben und Auftritte als Solist. «Es ging schnell voran», sagt er, «das verdanke ich vor allem meinen Lehrerinnen und Lehrern. In jeder Entwicklungsphase wurde ich von einer idealen Person gefördert.»
Nachdem er entschieden hatte, voll auf die Musik zu setzen, schloss er sich als Austauschschüler einem Musikgymnasium in Ungarn an. Der Tag begann dort um 7 Uhr mit Üben, um 9 Uhr folgte der normale Schulunterricht, von 14 bis 18 Uhr wurde das Programm mit Musikunterricht fortgesetzt, und zum Abschluss standen drei Stunden Orchesterproben an. Dazu musste er auch noch möglichst schnell Ungarisch, eine alles andere als einfache Sprache, lernen. «Das könnte ich heute nicht mehr», sagt er mit seinen 25 Lebensjährchen.
Frühe Höhepunkte
Inzwischen gab er bereits zehn Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie und spielte, als weiterer Höhepunkt, mit einem Quintett CDs mit Werken von Beethoven und Rubinstein ein. Zudem lud ihn sein Lehrmeister Gustav Frielinghaus ein, sich seinem Quintett anzuschliessen. «Dieses Angebot konnte ich natürlich nicht ausschlagen», sagt er, «ich hatte in meiner Laufbahn bisher viel Glück.»
Die Kammermusik, die in kleineren Gruppierungen vorgetragen wird, ist seine Domäne. So entstand auch das Quartett mit ihm, Gregor Bugar (Viola), Carolina Picas Magalhães (Violine) und Deborah Di Marco (Violoncello), das wohl weiterhin dem grösseren Kammerorchester Resonart Camerata angehört, daneben aber in der Kleinformation zusätzliche Konzerte gibt.
Als Musiklehrer tätig
Für die Vier bedeutet das, dass sie sich menschlich gut verstehen müssen. Können Unstimmigkeiten – menschliche, nicht musikalische – in einem Orchester übertüncht werden, so geht das im Quartett nicht. Zu oft sind sie zusammen unterwegs oder am Proben, sie müssen sich auf die gespielten Komponisten und die Spielorte einigen und die Konzerte gemeinsam organisieren. Beim bevorstehenden Auftritt in der Kirche von Maisprach, in der er mit elf Jahren Weihnachtslieder vorgetragen hat, lag diese Aufgabe natürlich an ihm.
Viele Gesichter in den Bankreihen wird er kennen. Doch das Konzert «Auf neuen Wegen» nun zu einer Heimkehr des verlorenen Sohnes ins Oberbaselbiet zu verklären, wäre falsch. Bereits vor einem halben Jahr gastierte er in Maisprach. Zudem darf er seit seinem Masterabschluss in Zürich, wenn es ihm die Zeit erlaubt, selber Musik unterrichten und so seinen eigenen Nachwuchs formen. Das tut er einmal pro Woche an der Musikschule Gelterkinden.
Resonart Quartett,
«Auf neuen Wegen» mit Werken von Richter, Beethoven und Ravel, Samstag, 11. November, 19.30 Uhr, Kirche Maisprach.