Als der Durst nach Freiheit durch die Lande zog
06.05.2025 ZiefenHistoriker referierten über den Bauernkrieg von 1525
An der Jahresversammlung der Gesellschaft für regionale Kulturgeschichte Baselland (GRK) in Ziefen referierten die Historiker Dominik Wunderlin – er ist Vereinspräsident – und Martin Stohler zum Bauernkrieg im ...
Historiker referierten über den Bauernkrieg von 1525
An der Jahresversammlung der Gesellschaft für regionale Kulturgeschichte Baselland (GRK) in Ziefen referierten die Historiker Dominik Wunderlin – er ist Vereinspräsident – und Martin Stohler zum Bauernkrieg im Baselbiet und seiner Verflechtung mit der reformatorischen Bewegung. Rund 40 Interessierte hatten sich eingefunden.
1525 breitete sich in Süddeutschland und im Elsass Unzufriedenheit in der Landbevölkerung aus. Die hohen Abgaben an Kirche und Adel waren – vor allem in schlechten Erntejahren – kaum zu leisten. Diese gipfelte in den sogenannten «12 Bauernartikeln». Diese enthielten Forderungen wie die Wahl des Pfarrers durch die Gemeinde. Gefordert wurde auch die freie Jagd: Bauern durften damals weder jagen noch fischen.
Auch in den beiden Basel machte sich die Reformation deutlich. Auf Missstände in der Kirche reagierte man mit Reformbewegungen. Es kam dabei zu provokativen Aktionen wie beispielsweise dem öffentlichen Verzehr eines Spanferkels in Basel während der Fastenzeit. In Liestal heiratete der damalige Pfarrer Stephan Stör seine Haushälterin, worauf der Pfarrer als Beichtvater in ein Kloster versetzt wurde. Im Mai 1525 erreichten die Spannungen einen Höhepunkt mit der Plünderung der Klöster Olsberg und Schönthal. Am Folgetag ging es in Liestal zügellos zu: Der in den Klöstern erbeutete Wein wurde in einem riesigen Gelage getrunken. Laut Büchern sollen es 1800 Liter gewesen sein, was als «Grosser Durst von Liestal» in die lokalen Geschichtsbücher einging.
Am 3. Mai versammelten sich rund 1000 Männer und zogen gemeinsam nach Basel. Im Gepäck hatten die jeweiligen Ämter (Vorläufer der heutigen Bezirke) ihre Forderungen, die sich an den «12 Bauernartikeln» orientierten. Die Forderungen waren denen der süddeutschen Bauern sehr ähnlich. Auch eine Amnestie für die Aufständischen wurde gefordert.
Die städtische Regierung ging auf einige dieser Forderungen ein. Die Leibeigenschaft wurde aufgehoben, die Amnestie mit zwei Ausnahmen gewährt. Auch einige Steuern wurden herabgesetzt. Dies wurde in sogenannten Freiheitsbriefen festgehalten. Doch die Freude währte nicht lange. Auf Druck der Regierung gaben die Ämter 1532 die Freiheitsbriefe zurück, die Reformen wurden rückgängig gemacht. Und es dauerte noch einige Zeit, bis die Landbevölkerung die geforderten Rechte erhielt.
Im geschäftlichen Teil der Versammlung wurde unter anderem das neue Design der Vereinspublikation, nämlich der «Baselbieter Heimatblätter», erwähnt. Die weiteren ordentlichen Traktanden wie die Jahresrechnung 2024 oder das Budget 2025 wurden diskussionslos genehmigt.
Silvan Thommen