Baselbieter Magnolie

Andres Klein

Es ist selten, dass eine verbreitete einheimische Baumart nach einer exotischen Pflanze benannt wird. Im Frühling, wenn die Blätter des Mehlbeerbaums austreiben und noch aufrecht an den Kurztrieben stehen, sind nur die weissen Blattunterseiten zu sehen. Fällt dann noch das Sonnenlicht auf eine Baumkrone, so haben diese hellen weissen Blattbüschel eine gewisse Ähnlichkeit mit den Magnolien-Blüten, was zum Namen Baselbieter Magnolie führte.

Der Mehlbeerbaum, oft verkürzt Mehlbaum genannt, hat seinen deutschen Namen von der Anwendung seiner Früchte. Es ist überliefert, dass seit dem Mittelalter die Früchte gesammelt, getrocknet und gemahlen und dem Brotmehl beigemischt wurden. Da das Mehl leicht süsslich schmeckt, wurde es auch beim Kuchen- oder Biskuitbacken verwendet. Dass die Blattunterseite der Blätter weisslich wie das Mehl ist, hat die Namensgebung zusätzlich beeinflusst.

Der Mehlbeerbaum gehört in die Familie der Rosengewächse und dort zu der Gattung Sorbus. Nahe Verwandte sind Elsbeer-, Vogelbeerbaum und Speierling. Die Früchte (Kernfrüchte) aller Arten werden gelegentlich zu Konfitüren, Essig oder Schnaps verarbeitet. Die Früchte wurden auch in der Schweinemast eingesetzt. Alle enthalten den Inhaltsstoff Sorbin, der bei der Erhitzung seine leichte Giftigkeit verliert und sowohl antibakteriell als auch gegen Husten und Durchfall wirkt. Das Holz des Mehlbeerbaums wird meist als Brennholz verwendet, da es einen höheren Brennwert als die Buche aufweist.

Der Mehlbeerbaum wächst bei uns auf durchlässigen Kalkböden an eher wärmeren Lagen. Als Baum wird er höchstens 15 Meter hoch und kann auch strauchförmig wachsen. Er ist selten dominant, sondern bildet eher einen Nebenbestand, vielleicht auch, weil bei Pflegearbeiten meist Buchen, Bergahorne oder Eschen gefördert werden.

Eine besondere Augenweide sind im Herbst die roten Früchte, die aus dem Nebel am Waldrand leuchten. Tritt man näher, können neben den Früchten auch grosse gezahnte Blätter auffallen. Ist die Blattunterseite weiss und der Stamm fast schwarz, ist es klar, hier steht ein Mehlbeerbaum. Dieser hat kleine weisse Blüten, die in Scheindolden wachsen und von Bienen und anderen Insekten bestäubt werden. Die Früchte sind orange- bis dunkelrot, kugelig bis eiförmig und haben einen Durchmesser von 8 bis 15 mm. Die verdorrten Blütenblätter sind auch an den reifen Früchten gut sichtbar.

Wie viele Arten aus der Familie der Rosengewächse hat auch diese Art die Fähigkeit, sich mit anderen Arten der gleichen Gattung zu kreuzen. Dadurch entstehen viele Varianten mit unterschiedlichem Aussehen und unterschiedlichen Standortansprüchen. Somit finden sich viele Hybride im Angebot der Gärtnereien, was nicht nur die Hausbewohnenden freut, sondern auch Bienen, Drosseln oder andere Vögel.

Passen Sie auf, wenn Sie für mehr Informationen googeln oder die Korrekturhilfe benutzen. Die künstliche Intelligenz des Programmierers macht aus dem Mehlbeerbaum sofort einen Maulbeerbaum. Das ist aber ein ganz anderes Lebewesen, das brombeerähnliche Früchte trägt und sich auch für eine Kolumne eignen würde.

Andres Klein ist Botaniker. Er lebt in Gelterkinden.

AHNIG VO BOTANIK

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