33 Jahre im Dienst der Gemeindeverwaltung
05.12.2025 Persönlich«Ich konnte mir keinen anderen interessanteren Job mehr vorstellen.» Lange Amtszeiten in einer Gemeindeverwaltung sind heute selten. 33 Jahre war Maja Scherrer-Brechbühl jedoch nicht mehr aus der Gemeindeverwaltung von Bennwil wegzudenken. Ende November ist sie in Pension gegangen. ...
«Ich konnte mir keinen anderen interessanteren Job mehr vorstellen.» Lange Amtszeiten in einer Gemeindeverwaltung sind heute selten. 33 Jahre war Maja Scherrer-Brechbühl jedoch nicht mehr aus der Gemeindeverwaltung von Bennwil wegzudenken. Ende November ist sie in Pension gegangen. Zusammen mit der «Volksstimme» blickt sie auf ihre lange Amtszeit im Dienst der Bennwiler Bevölkerung zurück.
Sander van Riemsdijk
Frau Scherrer-Brechbühl, was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie auf 33 Jahre Verwaltungsarbeit in Bennwil zurückblicken?
Maja Scherrer-Brechbühl: Früher war alles etwas einfacher. Ein Wort hatte Gültigkeit und man hatte mehr Zeit zur Erledigung von Projekten. Man konnte nicht einfach per E-Mail schnell mal kommunizieren. Der Umgangston war angenehmer und korrekter.
Wie sind Sie dazumal zu dieser Stelle gekommen?
Die damalige Gemeindeschreiberin konnte krankheitshalber ihre Tätigkeit nicht mehr ausüben und der Gemeinderat suchte nach einer Nachfolgelösung. So kontaktierte mich der damalige Gemeindepräsident und fragte mich, ob ich allenfalls Interesse hätte, für den Gemeinderat vorerst das Sitzungsprotokoll zu schreiben.
Können Sie sich noch an den ersten Arbeitstag erinnern und hatten Sie beim Stellenantritt damit gerechnet, so lange als Verwalterin tätig zu sein?
An den ersten Arbeitstag kann ich mich nicht mehr erinnern. Damit gerechnet, so lange tätig zu sein, hatte ich nicht wirklich. Ich weiss noch, dass ich mein erstes Protokoll mit Unterstützung einer erfahrenen Person, die bei einer anderen Gemeinde tätig war, erstellt habe.
Was überwog wenige Tage vor der Pensionierung? Vorfreude oder Wehmut?
Wohl eher die Wehmut, werden mir doch meine Arbeit und der Kundenkontakt fehlen.
Welches waren Ihre grössten beruflichen Herausforderungen?
Die ganze Umstellung und ständige Aktualisierung der EDV. Auch die Einarbeitung der jeweils neuen Gemeinderätinnen und Gemeinderäte sowie die Übernahme der Finanzen haben mich jeweils ziemlich gefordert.
Muss eine Gemeindeverwalterin heute eine Generalistin sein?
Das ist richtig. Aber das ist auch schon früher so gewesen.
Wie hat die Digitalisierung Ihre Arbeit verändert?
Jedenfalls hat sie die Arbeit für die Verwaltung nicht wirklich vereinfacht.
Viele Gemeindeverwalterinnen und -verwalter sehen ihre Tätigkeit als Berufung. Wie war dies bei Ihnen?
Als Berufung habe ich die Tätigkeit zu Beginn nicht angesehen. Aber mit der Zeit konnte ich mir keinen anderen interessanteren Job mehr vorstellen.
Haben Sie bei all Ihren positiven Erfahrungen auch negative erlebt?
Zum Glück sehr wenige. Für die Bevölkerung war es manchmal schwierig zu verstehen, dass ich mit meiner Unterschrift nur die Entscheide der Behörde vertrat – so wurde ich ab und zu verbal angegriffen.
Wie hat sich mit der gewachsenen Einwohnerzahl das Dorf Bennwil in all den Jahren verändert?
Man kennt dadurch nicht mehr alle Einwohner persönlich, das Grüssen auf der Strasse geht mehr und mehr verloren. Die Zugezogenen müssen lernen, dass ein Dorf wie Bennwil nicht gleich tickt wie eine städtische Ortschaft in der Agglomeration: Hier bei uns ist man mehr aufeinander angewiesen. Die Nachbarschaftshilfe funktioniert nicht mehr gleich. Und die Forderungen bei den ganzen neuzeitlichen Angeboten an die Gemeinde sind im Zunehmen begriffen. Es wird vieles als selbstverständlich betrachtet.
Wie erleben Sie heute den Zusammenhalt und den Austausch mit der Bevölkerung im Dorf?
Grundsätzlich gut. Die Zugezogenen müssen den Anschluss an die Einheimischen suchen, sich selber darum bemühen. Ein Austausch findet selbstverständlich an der Gemeindeversammlung statt, aber auch unter den Eltern oder in den Vereinen.
Was ist es, das Bennwil so besonders macht?
Ich glaube, es ist die gesamte Konstellation und die Gemeinschaft, die Bennwil ausmacht. Wenn es darauf ankommt, wird zusammengehalten. So war auch die Durchführung des letzten Dorffestes 2022 oder des Jugend-Regionalturnfestes 2024
Es kommt vor, dass Amtspersonen angefeindet werden. Haben Sie im Dorf auch einmal Abneigung gegen Ihre Person als Verwalterin gespürt?
Nein. Ich glaube, das hat auch damit zu tun, dass ich eine Einheimische war, im Dorf aufgewachsen bin und auch immer im Dorf gewohnt habe.
Nach vielen Jahren im öffentlichen Dienst können Sie Ihre zurückgewonnene Freizeit geniessen. Was werden Sie vermissen und welche Pläne schmieden Sie für die Zukunft?
Vermissen werde ich insbesondere den Kundenkontakt und den intensiven Kontakt zu den Einwohnerinnen und Einwohnern. Aber auch den Gedankenaustausch mit meiner langjährigen Mitarbeiterin. Die Zukunft lasse ich mal auf mich zukommen.
Zur Person
Maja Scherrer-Brechbühl ist 64 Jahre alt und verheiratet. In Hölstein geboren, ist sie seit dem fünften Lebensjahr in Bennwil wohnhaft. Zu ihren liebsten Freizeitbeschäftigungen gehören das Schiessen auf 300 Meter und das Turnen.

