Versicherungen
28.10.2025 BRIEFEFakten statt Pauschalisierungen
Replik auf den Leserbrief «Einwanderung und Prämien» von Landrat Matthias Ritter (Diegten) in der «Volksstimme» vom 21. Oktober, Seite 8
Einwanderung ist nicht der Hauptgrund für steigende ...
Fakten statt Pauschalisierungen
Replik auf den Leserbrief «Einwanderung und Prämien» von Landrat Matthias Ritter (Diegten) in der «Volksstimme» vom 21. Oktober, Seite 8
Einwanderung ist nicht der Hauptgrund für steigende Prämien – eine differenzierte Betrachtung tut not. Der Leserbrief von Landrat Matthias Ritter hat mich nachdenklich gestimmt. Die Behauptung, steigende Versicherungskosten seien vor allem auf die Einwanderung zurückzuführen, greift zu kurz und blendet zentrale Zusammenhänge aus. Die Kosten im Versicherungswesen steigen aus vielen Gründen: höhere Gesundheitsausgaben, teurere Reparaturen, Fachkräftemangel, Inflation, Rückversicherungskosten und steigende Ansprüche an Sicherheit und Leistungen. Diese Faktoren sind belegt – und sie betreffen alle Länder, unabhängig von der Zuwanderung.
Oft wird übersehen, dass mit wachsender Bevölkerung auch die Prämieneinnahmen steigen. Neue Versicherte zahlen ab dem ersten Tag – meist mit höheren Einstiegstarifen, ohne Bonusrabatte oder Schadensfreiheitsstufen. Sie tragen also unmittelbar zur Finanzierung bei. Wer nur auf die Kosten blickt, unterschlägt die Einnahmenseite.
Auch die Behauptung, Zugewanderte würden vom ersten Tag an überproportional profitieren, hält einer sachlichen Überprüfung nicht stand. Der Zugang zu Leistungen ist gesetzlich geregelt, an Aufenthaltsstatus und Beitragszeiten gebunden – für alle gleich. Rico Kessler hat in seiner ironischen Replik diese Einseitigkeit pointiert offengelegt. Seine Überzeichnung zeigt, wie schnell eine komplexe Realität auf Schlagworte reduziert wird. Von gewählten Volksvertretern erwarte ich, dass sie differenzieren, prüfen und erklären – nicht vereinfachen. Die öffentliche Debatte verdient Fakten statt Parolen.
Mauro Tomeo, Sissach
