Dorf feiert mit Herz und Heimatklang
17.06.2025 Bezirk Waldenburg, Gesellschaft, Gemeinden, Kultur, ReigoldswilDas 33. Nordwestschweizer Jodlerfest begeisterte Aktive und Publikum
Emotionale Momente, musikalische Darbietungen in Jodel und Alphorn, beeindruckende Fahnenschwinger und ein Dorf im Ausnahmezustand prägten drei unvergessliche Tage voller Tradition und ...
Das 33. Nordwestschweizer Jodlerfest begeisterte Aktive und Publikum
Emotionale Momente, musikalische Darbietungen in Jodel und Alphorn, beeindruckende Fahnenschwinger und ein Dorf im Ausnahmezustand prägten drei unvergessliche Tage voller Tradition und Gemeinschaft.
Melanie Frei
Am späten Freitagnachmittag, kurz vor der offiziellen Eröffnung, waren die Emotionen beim OK-Präsidium kaum zu übersehen. Präsidentin Daniela Schneeberger zeigte sich sichtlich bewegt: Zwei Jahre intensive Planung mündeten in einem Fest, das versprach, alles zu vereinen, was das Herz von Brauchtumsliebhabenden höherschlagen lässt. Während ihrer Begrüssungsrede wurde die Thürnerin von ihren Gefühlen überrollt – ein authentischer Moment, der mit viel Applaus belohnt wurde. Auch Vizepräsident Raymond Tanner sprach abseits des Trubels mit belegter Stimme von bereits vergossenen Freudentränen.
Doch nicht nur die Emotionen prägten den Auftakt – auch die Vorfreude auf ein Wochenende voller Musik und Geselligkeit war im Dorf spürbar. Entlang der Hauptstrasse reihten sich liebevoll dekorierte Festbeizen, betrieben von Vereinen und engagierten Privatpersonen. Auf dem Dorfplatz bildete das «Jodlerdörfli» das Herzstück des Geschehens. Besonders beliebt war das «Waggisgärtli» der «Tannzapfäsuuger Waggis» – ein Treffpunkt für Jung und Alt, stimmungsvoll beleuchtet von Lichterketten bis tief in die Nacht.
Kulinarisch liess das Angebot keine Wünsche offen: Der Skiclub Reigoldswil servierte in seiner «Skihütte» Fondue und Raclette – trotz hochsommerlicher Temperaturen ein voller Erfolg. Frühaufsteher stärkten sich bei «Sändys Zmorgä-Buffet», betrieben von Sandra Hug. Der Jagdverein Reigoldswil punktete mit deftigen Wildsauburgern. Insgesamt, so schätzt Patrick Thommen, im OK verantwortlich für die Gastronomie, wurden rund 6000 Liter Bier vom Fass ausgeschenkt. Genauere Zahlen lagen bis Redaktionsschluss nicht vor.
Die sommerliche Hitze prägte das Wochenende ebenso wie die gute Stimmung. Schatten spendende Zelte und erfrischende Getränke sorgten für willkommene Abkühlung – nötig nicht nur für das Publikum, sondern besonders für die Alphorn- und Büchelbläser, die ihre Vorträge bei sengender Hitze absolvieren mussten. Der Tennisplatz, auf dem die musikalischen Darbietungen stattfanden, lag in praller Sonne, und die trockene Luft machte das Spiel auf den Instrumenten zur Herausforderung.
Auch viele Besucherinnen und Besucher litten unter der Hitze. Der Rettungsdienst des Kantonsspitals Baselland, stationiert auf dem Schulhausplatz, musste sich mehrfach um ältere Besucherinnen und Besucher kümmern. Es sei ein äusserst friedliches Fest gewesen, sagte eine Sanitäterin, nicht zu vergleichen mit anderen Festanlässen wie zum Beispiel der Fasnacht.
Nur ein kleines Verkehrschaos
Der grosse Besucherandrang stellte auch den Verkehr vor Herausforderungen. Die Buslinie 70 verkehrte im 8-Minuten-Takt und war stets gut gefüllt. Weniger reibungslos verlief der Transport mit dem Shuttlebus zwischen Lauwil und Reigoldswil, der deutlich unterdimensioniert war. Hier kam es zu langen Wartezeiten und hitzebedingt auch zu einigem Unmut von Wartenden. Was am Freitag noch für Unzufriedenheit sorgte, konnte laut OK-Präsidentin Schneeberger im Verlauf des Wochenendes teilweise korrigiert werden. Dennoch blieb die Verkehrsregelung ein Kritikpunkt – dazu mehr im Interview mit der OK-Präsidentin.
Egal, wo man sich an diesem Wochenende in Reigoldswil aufhielt – Musik war allgegenwärtig. Freie Vorträge auf der offenen Bühne hinter dem Gasthof zur Sonne, spontane Gesangs- und Alphorneinlagen von Aktiven: Überall wurde gesungen, mitgeklatscht und getanzt. Die ausgelassene Stimmung zog sich bis in die späten Abendstunden, besonders im «Jodlerdörfli», das nachts in stimmungsvolles Licht getaucht war.
Den emotionalen Schlusspunkt setzte der Festumzug am Sonntag. Hunderte Menschen säumten die Hauptstrasse Anfang Dorf bis zur Turnhalle Bündten, um die teilnehmenden Formationen zu bejubeln – darunter der Musikverein Bretzwil, zahlreiche Jodlerklubs, Alphornbläser, der Nordwestschweizer Fahnenschwinger-Verband und sogar Hunde des Schweizerischen Klubs für Entlebucher Sennenhunde. In einer Kutsche fuhren Bundesrat Beat Jans, OK-Präsidentin Daniela Schneeberger, Regierungspräsident Isaac Reber und Verbandspräsidentin Monika Koch durch das festlich geschmückte Dorf.
Sogar die «Nünichlingler» aus Ziefen machten dem Umzug alle Ehre – ein halbes Jahr vor ihrem offiziellen Auftritt an Heiligabend. Auch der Jodlerklub Passwang aus Mümliswil nahm teil, auf dessen Wagen die Käserei Reckenkien aus besagter Gemeinde über offenem Feuer Käse anrührte.
Obwohl sich am späten Nachmittag dunkle Wolken über das Tal schoben, blieb das Wetter bis nach dem Umzug stabil. Erst danach öffnete der Himmel seine Schleusen – viele Gäste machten sich auf den Heimweg, der Betrieb im «Jodlerdörfli» ging bis in die Abendstunden weiter.
Das Jodlerfest in Reigoldswil war mehr als ein Grossanlass: Es war ein Erlebnis, das Verbundenheit, Tradition und Lebensfreude vereinte. Möglich wurde dieses Wochenende durch das Engagement unzähliger Helfender – allen voran das OK-Präsidium mit Daniela Schneeberger, Raymond Tanner und Werner Thommen.