HERZBLUT
28.02.2025 PersönlichEin letztes Mal «sf.»
Wenn ich heute Freitagnachmittag aus dem Haus an der Hauptstrasse 31–33 in Sissach gehe und die Türe des Seiteneingangs der «Volksstimme» ins Schnappschloss fällt – dann dürfte mir bewusst werden, dass ...
Ein letztes Mal «sf.»
Wenn ich heute Freitagnachmittag aus dem Haus an der Hauptstrasse 31–33 in Sissach gehe und die Türe des Seiteneingangs der «Volksstimme» ins Schnappschloss fällt – dann dürfte mir bewusst werden, dass eine Ära in meinem erst 34-jährigen Leben zu Ende ist. Als Gymnasiast kam ich als freier Mitarbeiter zu unserer Lokalzeitung, als Praktikant sammelte ich nach der Matur meine ersten Erfahrungen auf der Redaktion. Nach einem Abstecher in die Rekrutenschule erhielt ich hier meine erste Festanstellung und absolvierte die Journalistenausbildung. Später wuchs ich zum ausgebildeten Redaktor heran und wurde Chef vom Dienst. Nach einem Abstecher kehrte ich zur «Volksstimme» zurück, bei der ich während der vergangenen fünf Jahre den PR-Bereich und die Sonderpublikationen verantwortete und wiederum als Blattmacher tätig war.
Unsere Lokalzeitung hat mein bisheriges Leben geprägt. Wenn ich zurückblicke, dann merke ich, wie stark ich mich mit der «Volksstimme» über all die Jahre identifiziert habe. Mir lagen – und liegen – das Oberbaselbiet und seine Menschen am Herzen. Zu meinen journalistischen Anfängen habe ich über den Regionalsport – von Eishockey bis Orientierungslauf – berichtet, als Jungredaktor später war das marode Sissacher «Kunsti»-Dach, das längst in Vergessenheit geraten ist, mein Steckenpferd. Auf der Nachtcafé-Bühne durfte ich Olympiasiegerin Dominique Gisin begrüssen. Und als Maya Graf zur Nationalratspräsidentin gewählt wurde, haben wir eine Spätschicht eingelegt, damit die Impressionen der Festlichkeiten in Sissach am nächsten Morgen druckfrisch in Ihrem Briefkasten lagen.
Als Dienstchef habe ich alleine in den vergangenen drei Jahren mehr als 130 Ausgaben der «Volksstimme» verantwortet und als PR-Redaktor mindestens ebenso viele Publireportagen und Sonderpublikationen produziert.
Früh durfte ich in meinem jungen Berufsleben dank der Inhaberfamilie Schaub Verantwortung übernehmen, für kleinere und grössere Dinge, die unsere Zeitung ausmachen. All das hätte ich nicht erleben dürfen, wenn es die «Volksstimme» nicht gäbe. Das Wirkungsfeld unserer Zeitung ist ein Abbild des Oberbaselbiets. Dreimal wöchentlich, 52 Wochen im Jahr. In der heutigen Medienwelt dürfen wir stolz sein, dass es noch Titel wie die «Volksstimme» gibt.
Und trotzdem habe ich mich entschieden, dass ich weiterziehe. Ein letztes Mal lasse ich heute die Türe des Seiteneingangs ins Schloss fallen. Und dann bin ich – wie Sie – einfach nur noch interessierter Leser unserer Traditionszeitung. Halten wir der «alten Dame» auch in Zukunft die Treue und freuen – oder ärgern – wir uns über die Geschichten aus dem und im Oberbaselbiet.
Ich bin dankbar für eine tolle und unvergessliche Zeit – und dankbar für das Vertrauen, das Sie mir als Leserin und Leser, Kundin und Kunde in über einem Jahrzehnt geschenkt haben.
Nun sage ich «Tschüss und auf Wiedersehen». Es war mir eine Ehre, Ihr «sf.»
Severin Furter, Redaktor «Volksstimme»