MEINE WELT
31.01.2025 GesellschaftSchaffen an der P1
Im Herbst habe ich unter dem Titel «Ein Katzensprung» beschrieben, dass mein Studierzimmer nach 30 Jahren Homeoffice im November 400 Meter ins ehemalige Pfarrhaus hinüber wechselt. Ich habe versucht, meine Ängste und Vorfreude zu ...
Schaffen an der P1
Im Herbst habe ich unter dem Titel «Ein Katzensprung» beschrieben, dass mein Studierzimmer nach 30 Jahren Homeoffice im November 400 Meter ins ehemalige Pfarrhaus hinüber wechselt. Ich habe versucht, meine Ängste und Vorfreude zu Papier zu bringen. Und manch nette Person in Sissach hat mir danach aufmunternde Worte mitgegeben. Und noch mehr Leute fragen seither, wie ich mich eingelebt habe.
Die Zügelei an die Pfarrgasse 1 – oder P1 – war von unserer Sekretärin, die bekanntlich mit einem prominenten Sissacher Zügelund Brockimann liiert ist, top organisiert. Ein Liestaler Zügelunternehmen hat ebenfalls top Arbeit geleistet und 1000 Bundesordner mit Sekretariats- und Archivmaterial sowie unsere rund 10 000 theologischen «Schunggen» transportiert und tatsächlich alles in die richtigen Räume abgestellt.
Nach nur zwei Tagen sassen wir alle an unserm Pult, die Technik funktionierte (halbwegs), und wir konnten arbeiten.
Mein Arbeitsraum liegt über der alten Pfarrhaustüre Richtung Süden. Da kann ich Passanten im Pfarrgässli entgegen- und nachblicken. Mit dem neuen erstmals höhenverstellbaren Pult direkt am Fenster ist das cool. Das Kind im Mann lässt mich regelmässig «auf» und «ab» drücken und befriedigt so meine Neugier und meinen Rücken.
Wir haben sonst die bisherigen Möbel weiterverwendet. Das ergibt ökonomisch und ökologisch Sinn. Ich konnte gratis schicke Büromöbel aus dem aufgehobenen Industriepfarramt in Basel erben. Gute Beziehungen muss Mann haben.
Zugegeben: Mein bisheriges Büro bleibt bestehen. Als quasi Notunterkunft. Nur die Bücher und Ordner des Pfarrbetriebs wechselten den Standort. Und: Ich bin ja beruflich divers unterwegs und nicht nur als Pfarrer tätig. So kann ich frühmorgens die erste Stunde still daheim am grossen Computer arbeiten, wechsle dann erst nach 8 Uhr an die P1, um dort am neuen Notebook weiter zu arbeiten, am vielleicht selben Text, den ich zu Hause angefangen habe. Heutige Informatik ist cool!
An der P1 wuselt es – unten Kinder der Spielgruppe und oben Sekretärinnen und weitere Mitstreitende im Weinberg des Herrn. Die Nähe erspart manch ein Telefon und E-Mail. Doof bleibt, dass wir Teilzeit arbeiten und sehr unregelmässig präsent sind. Dafür sind spontane Begegnungen schön wie das schlichte, morgendliche «Hallo!», wenn Kollege D. an meinem Raum vorbei in den zweiten Stock hoch rauscht, Kollegin D. mit einem «Tschüss zäme» abwärts davoneilt. Oder ein gemeinsamer Kaffi.
Das innen topmodern ausgerüstete, helle, aber verwinkelte Haus ist sonst noch leer und es «höhlelet».
Immerhin konnten wir uns auf Tische und Gestühl für den neuen oberen und unteren (ehemals Pfarr-)Saal einigen. Und auf Vorhänge. Ab Ende März finden erste öffentliche Veranstaltungen statt und Mitte Juni endlich der grosse (Sonn-)Tag der offenen Türe, an welchem alle geladen sind, das P1 zu erkunden.
Matthias Plattner wurde 1962 geboren und ist Pfarrer der Reformierten Kirchgemeinde Sissach-Böckten-Diepflingen-Itingen-Thürnen.