MUNDART
31.10.2024 RegionBegrüessigsritual
Won i moll z Basel in e Starbucks-Kaffi bi, het mi die jungi Serviceagstellti, en Iihäimischi, ganz beschwingt gfrogt: «Hi, how do you do?» Ig bitz provokativ, will die so uf cool amerikanisch macht: «Wotsch es würklich ...
Begrüessigsritual
Won i moll z Basel in e Starbucks-Kaffi bi, het mi die jungi Serviceagstellti, en Iihäimischi, ganz beschwingt gfrogt: «Hi, how do you do?» Ig bitz provokativ, will die so uf cool amerikanisch macht: «Wotsch es würklich wüsse?» Das het ere alli Luft abgloo. «I ha jo nume gfrogt ‹How do you do?›», het si gjömmerlet. Und ii ha mi schlächt gfüült, dass i se so ussbrämst ha. Und ha über Floskle afo grüüble.
S Gemäine isch nadürlig gsi, dass i iiri Froog wörtlich gno ha. «How do you do?» häisst im Änglische bekanntlich äifach: «Schön, dass mer is gsee.» Niemer git do druff en ärnschthafti Antwort, wies äim goot, sondern me säit äifach o: «How do you do?» Bi öis isch es e bitz äänlich mit dr Begrüessig «Tschau, wie goots?». D Standardantwort i minere Generation isch: «Es goot, merci.» I ha no s Rösli vo Nunnige im Ohr, mittlerwiile dänk geg die nüünzgi, wenn si albe zu minere Mueter isch cho käffele: «Saali Rösli, wie goots?» – «Jo jööre, es mues. Und wie goots diir?» – «Me machts halt z goo, gäll.» Do het alwä no d Skepsis vo der Chriegsgeneration nochegschwunge. Me maa halt nid rüeme. Jüngeri Generatione begrüesse sich ganz angersch: «Hey, alles klar?» – «Ee, voll easy.»
Begrüessigsritual halt. Do goots nid umen Inhalt. Lutt Duden isch e Floskle «eine nichtssagende, formelhafte Redensart». Äi Nummere vom Peach Wääber isch drum so legendär worde, will er genau settigi Flosklen entlarvt: «Wie goots?» – «Schlächt.» – «Joo, dasch schön! Und wie goots dr Frau und de Chind?» – «D Frau isch mer ab und d Chind sind chrank.» – «Joo, dasch d Hauptsach!» Wien ig im Starbucks bricht dä, wo gfrogt wird, d Reegle vom Ritual. Är git en eerlichi Antwort. Und dr anger spuelt äifach d Flosklen ab und lost gar nid zue.
Käi Wunger, häi Floskle son e schlächte Rueff. Derbii giengs am Aafang vomene Gsprööch gar nid ooni. Wenn i öpper zuefällig aatriff, chan i jo nid guet als allererschts sääge: «Geschter han i mi vo dr Frau trennt.» Zersch tschegg i emoll ab, öbs dr Momänt isch für son e persönlichs Gsprööch. D Begrüessigsfloskle si sozsääge dr Schuelöffel, zum inen ärnschthaften Usstusch iine choo. Mängi Begrüessigsfloskle si raffiniert. E Bispill: Euse Nochber het grad e Boustell ums Huus. Är stoot mitere Schuufl en im Graabe. I frog: «Bisch am Loche?» Dummi Froog! Me gseet jo, dass er am Lochen isch. Aber die Froog isch o nid wörtlich gmäint, sondern e Versuechsbaloon. Wenn er nume «m-hm» säit, chan i «schöne Daag no» sääge und witergoo. Käi Zit für ne Schwätz. Wenn er säit: «Jo gopf, s nimmt käi Ändi mit dere Bouerei!» – denn cha men afo pläuderle.
S git übrigens o die, wo usem Begrüessigsritual e Lachnümmerli mache. Chürzlich han i ghört, wie öpper uf d Froog «Wie goots?» d Antwort git: «Altersberäinigt guet!» O doo het men alli Freihäit, noochezfrooge, was genau s Visavii mues altersberäinige – oder äifach z lache!
Markus Gasser (1966), Schwarzbube, geboren und aufgewachsen in Nunningen, Solothurn. Sprach- und Mundartredaktor bei Schweizer Radio SRF. Eine Folge seines Podcasts «Dini Mundart» widmet sich dem Thema «Sprache und Macht bei Stadtnamen». www.srf.ch/audio.