HERZBLUT
01.10.2024 GesellschaftKomplizierte Art
Manchmal ärgere ich mich über mich selber: Ich bin «schnääderfreesig» oder, wie es meine Mutter ausdrückt, «nit so ringfuerig». Wie toll wäre es, wenn die Tochter einfach alles essen würde, was die ...
Komplizierte Art
Manchmal ärgere ich mich über mich selber: Ich bin «schnääderfreesig» oder, wie es meine Mutter ausdrückt, «nit so ringfuerig». Wie toll wäre es, wenn die Tochter einfach alles essen würde, was die Mutter und gelernte Köchin zubereitet? Ausserdem bin ich sehr kompliziert in Sachen Temperatur. Ich bin ein «Gfrörli», habe aber auch schnell zu warm. Meine Wohlfühltemperatur liegt zwischen 16 und 25 Grad – sobald das Thermometer darunter oder darüber anzeigt, hört man mich jammern. Mühsam bin ich auch in den Ferien, denn ohne grossen Koffer kann ich nicht verreisen – auch wenn es nur für ein paar Tage ist. Ich muss «mein Zeug» um mich wissen und fühle mich nur wohl, wenn ich mehr als genug Kleidung dabei habe. «Ich könnte mich ja einnässen oder hinfallen und so meine Kleider dreckig machen», denke ich jedes Mal beim Packen. Passiert ist das zwar noch nie. Doch sicher ist sicher.
Meiner «komplizierten Art» zum Trotz fragte mich meine Schwester vor Kurzem, ob ich im kommenden Jahr mit ihr ins heisse Laos und Thailand reisen möchte. «Mit dem Backpack», wie sie ausdrücklich wünschte. Sie ist ein Asien-Fan und hat dort schon diverse Länder bereist. Nach einer kurzen Google-Recherche war mir klar, dass ich auf diese Reise mit muss – Hitze und Backpack hin oder her! Denn diese traumhaften Landschaften will ich auch sehen und die beiden Länder live erleben.
Wir stürzten uns also in die Reiseplanung. Unsere Whatsapp- und Instagram-Chats enthielten fast nur noch Links zu Sehenswürdigkeiten und Wandervorschlägen. Nach dem Sammeln der Ideen arbeiteten wir eine Route aus.
Unser Plan ist es unter anderem, in Laos auf dem «Thakhek Loop» zu fahren – einer spektakulären, 450 Kilometer langen Motorradstrecke, die an Wasserfällen, Kalksteinhöhlen und authentischen laotischen Dörfern vorbeiführt. Auch wenn die Fahrt auf dem «Loop» ein landschaftliches Highlight wird, habe ich beim Gedanken daran ein mulmiges Gefühl. Mir waren Motorräder nie wirklich geheuer und ich habe Angst, damit schnell zu fahren. Ich muss mich also auch hier überwinden und mich meiner Angst stellen, denn wir wollen für die 450 Kilometer lange Strecke ja nicht 2 Wochen benötigen.
Neben den Aktivitäten kümmern wir uns aktuell darum, gute Unterkünfte zu suchen, um später dann buchen zu können. Zum Backpacken gehört eigentlich das Übernachten in Hostels. Zum Glück sind meine Schwester und ich uns hier einig, dass das nichts für uns ist. Bei einer Sache sind wir nämlich beide empfindlich – wir können schlecht schlafen, wenn es im Zimmer in verschiedenen Rhythmen schnarcht.
Auch wenn unsere Reise noch in weiter Ferne liegt, freue ich mich jetzt schon darauf. Und wenn mir meine «komplizierte Art» Probleme macht, ist es immerhin nicht meine Mutter, die sich meine Bemerkungen zu ihrem Essen anhören muss.
Luana Güntert, Sportredaktorin «Volksstimme»