HERZBLUT
24.09.2024 GesellschaftDer Traum von Ferien am Meer
Seit dem Frühling war für uns klar: Im Herbst machen wir Ferien am Meer, wo es warm und sonnig ist. Wir haben uns bewusst entschieden, die Sommerferien in den Bergen zu verbringen und stattdessen erst im Herbst in den Süden zu ...
Der Traum von Ferien am Meer
Seit dem Frühling war für uns klar: Im Herbst machen wir Ferien am Meer, wo es warm und sonnig ist. Wir haben uns bewusst entschieden, die Sommerferien in den Bergen zu verbringen und stattdessen erst im Herbst in den Süden zu verreisen. Das war unser Plan und auch unser Deal. Ich konnte die Ferien im Südtirol und im Engadin «durchboxen», sie jene am Meer. Verstehen Sie mich nicht falsch: Auch ich konnte mich mit diesem Plan anfreunden, schliesslich liegen Ferien am Sandstrand schon eine Weile zurück. Und ich mag das Mediterrane durchaus sehr – «Seafood» und Cocktails an der Bar lassen grüssen.
Doch damit wird es nun nichts. Und dies hat mehrere Gründe. Der Ferien-Buchungsprozess ist bei uns zu Hause Frauensache. Dies spätestens seit einer Reise nach Südostasien, bei der ich für eine einzige der insgesamt rund 18 Hotelübernachtungen zuständig war. Das auserwählte Hotel erwies sich als ungepflegt und schlichtweg sehr ungemütlich. «Viecher» in der Dusche und schmuddeliges Interieur liessen uns mässig gut schlafen. Seither überlasse ich ihr, wo wir in den Ferien nächtigen. Sie hat auch ein ausgesprochen gutes Händchen dafür. Nach stundenlangem Google-Suchen und Rezensionen-Lesen ist der passende Ort gefunden, der sie und mich mehr als zufriedenstellt.
So war es auch dieses Mal wieder. Wir hatten verschiedene Optionen auf dem Tisch, doch gebucht haben wir nicht. Das Problem: Ihre – und auch meine – Entscheidungsfreudigkeit lassen zu wünschen übrig. Ein grober Fehler, wie sich herausstellte. Denn es gab neben der «Qual der Wahl» noch zusätzliche Hindernisse: Wir gehen genau in der «Primetime» der Herbstsaison in die Ferien, was zur Folge hat, dass die Angebote schweinisch teuer sind und zudem ausgebucht sind. Auch Last-Minute-Angebote sind zehn Tage vor Urlaubsbeginn längst keine Option mehr.
Jänu, irgendwann musste einfach gebucht werden – knapp eine Woche vor Ferienbeginn. Und so haben wir nach langem Hin und Her entschieden, auf die Ferien am Meer zu verzichten und etwas in Fahrdistanz mit dem Auto zu suchen. Wir standen zurück auf Feld eins und sie startete die Google-Suche neu. Selbstverständlich wurde sie auch wieder fündig. Meine Instagram-Vorschläge blieben mehrheitlich unbeachtet – nicht zuletzt im Wissen, dass sie schlichtweg nicht mit unserem Portemonnaie kompatibel sind.
Stunden – oder eher ein Wochenende – später hatten wir den Ort ausgewählt und ich durfte die Buchung vornehmen. Nun geht es halt wieder in die Berge, wo man um diese Jahreszeit schon mit Schnee rechnen muss. Die Sonne und das Meer können wir uns beim immer gleich warmen Pool und in der Sauna vorstellen. Und kosten tuts uns zwar gleich viel, aber das Frühstücksbuffet, die Jause am Nachmittag und der 5-Gänger am Abend werden uns dafür entschädigen.
Und für sie war nach der Buchung sowieso klar: «Nun hast du diese Ferien, die du dir gewünscht hast», sagte sie mit einem Augenzwinkern. «Ja, vielleicht», sagte ich, «aber Ferien am Meer wären auch schön gewesen …»
Severin Furter, Redaktor «Volksstimme»