BRIEFE
01.10.2024 GesellschaftFamilienergänzende Kinderbetreuung
Wer soll Tagesstrukturen bezahlen?
Zum Artikel «Tagesstrukturen fehlen» in der «Volksstimme» vom 27. September, Seite 6
Wie kommt Herr Portmann zu der Aussage, dass es sich für die ...
Familienergänzende Kinderbetreuung
Wer soll Tagesstrukturen bezahlen?
Zum Artikel «Tagesstrukturen fehlen» in der «Volksstimme» vom 27. September, Seite 6
Wie kommt Herr Portmann zu der Aussage, dass es sich für die Gemeinde in finanzieller Hinsicht lohnt, wenn wir mit Tagesstrukturen Familien anziehen? Gemäss kantonalem Amt für Daten und Statistik kostet ein Schüler der Primarstufe durchschnittlich 17 480 Franken pro Jahr (Jahr 2022). Hinzu kommen die Kosten für Tagesstrukturen und allfällige Mehrinvestitionen, falls der bisherige Schulraum für die Schüleranzahl nicht mehr ausreicht (ein Erweiterungsneubau steht in Gelterkinden seit mehreren Jahren zur Diskussion).
Damit es sich finanziell lohnt, müssten also durch die Tagesstrukturen pro Kind jährlich mehr als 17 480 Franken zusätzlich an Gemeindesteuern erwirtschaftet werden – das ist nicht realistisch. Zudem: Wenn der ausgewiesene Bedarf tatsächlich vorhanden wäre, hätte die Kindertagesstätte «Kimi» den Betrieb nicht aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Gemäss Medienmitteilung der Krippe war die Nachfrage zu gering.
Die finanzielle Sicht ist nicht die einzige Betrachtungsweise. Auch ich finde, dass Familien unser Dorfleben attraktiv machen. Dennoch wünsche ich mir als frischgebackener Familienvater handfeste Argumente und insbesondere wirtschaftliche Lösungen, die nicht zulasten der Gemeindekasse und somit des Steuerzahlers gehen.
Pascal Catin, Präsident FDP Gelterkinden
Jungpfarrerin
Das Leben ist kein Wunschkonzert
Zum Artikel «Der Glaube ist immer in Bewegung» in der «Volksstimme» vom 27. September, Seite 2
«Der Glaube ist nicht statisch, sondern immer in Bewegung.» Das ist nicht nur die zentrale Aussage dieses Artikels. Mir scheint, dass das Leben von Tamara Hari dies auch deutlich bestätigt. Denn es wird ersichtlich, dass die Jungpfarrerin ein vielseitig interessierter und begabter Mensch ist. Drängt sich da nicht die Frage auf, ob einem dieses Immerin-Bewegung-Sein nicht manchmal zu viel werden könnte?
Nun ist aber der Glaube nicht einfach nur eine allgemeingültige Formel, die von jedermann auf ein- und dieselbe Art eingehalten werden müsste. Der Glaube vermittelt jedem Men schen auch seine persönlichen Freiheiten. Ich bin überzeugt, dass auch für Tamara Hari die Momente wichtig sind, in denen sie zur Ruhe kommen kann, um neue Kraft zu schöpfen und aus dieser Kraft gute Entscheidungen treffen zu können. Das alles und noch viel mehr ist eben in einem lebendigen Glauben enthalten. Nur eines enthält der Glaube nicht, nämlich, dass man sich zurücklehnen und denken könnte, es sei nun alles getan. Denn auch für den gläubigen Menschen ist das Leben kein Wunschkonzert. Vielmehr beginnt das Leben von Neuem für den, der sich entschlossen hat, den Weg des Glaubens zu gehen.
Fritz Häuselmann, Gelterkinden
Die Bibel kennt keine Motorsägegottesdienste
Tamara Hari macht im Artikel folgende Aussage: «Der Glaube ist nicht statisch, sondern immer in Bewegung.» Im Hebräerbrief, Kap.13,8-9 schreibt Paulus: «Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und auch in Ewigkeit. Lasst euch nicht durch vielerlei fremde Lehren beirren, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz gefestigt wird, was durch Gnade geschieht …» Das Wort Gottes, sozusagen die Betriebsanleitung für unser Glaubensleben, gilt heute wie vor bald 2000 Jahren oder von Beginn der Menschheit an.
Das Ziel in der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus im irdischen Leben ist, dass diese immer tiefer und gefestigter wird. Wenn «der Glaube in Bewegung ist», heisst das, dass wir die Inhalte der Bibel dem Zeitgeist anpassen. Oder mit anderen Worten, wir ertragen die unbequemen Aussagen und Wahrheiten der Bibel nicht mehr. In 2.Timotheus 3,4 lesen wir: «Denn es wird eine Zeit sein, in der sie die gesunde Lehre nicht ertragen werden, sondern sich nach ihren eigenen Lüsten selbst Lehrer aussuchen werden, wie es ihnen in den Ohren juckt, und werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und sich den Fabeln zuwenden.»
Heute gibt es Erlebnisgottesdienste wie Motorsägegottesdienste, Tiersegnungen, Discos, liberale, soziale, multikulturelle, queere, feministische Gottesdienste, Klimagottesdienste oder interreligiöse Gottesdienste (Man stelle sich Elia im gemeinsamen Gottesdienst mit Baalspriestern vor!). Von all diesen Varianten habe ich bis jetzt noch nichts gelesen in der Bibel, weder im Alten noch im Neuen Testament.
Der dreieinige Gott der Bibel ist für alle Generationen, für alle Menschen und in jeglichen Lebenssituationen der gleiche, Er verändert sich nie. Wir sollten uns auf einfache, bibelorientierte Gottesdienste zurückbesinnen wie zur neutestamentlichen Zeit. Ausserdem sollten wir uns hüten, dem Inhalt der Bibel etwas hinzuzufügen oder etwas wegzunehmen (5. Mose 13,1). Wenn wir die Gottesdienste an den Zeitgeist anpassen, wird aber genau das die Folge sein.
Martin Singer, Bretzwil
Naturpark Baselbiet
Eine Abstimmung soll ermöglicht werden
Bis vor einem Monat habe ich mich nicht gross mit dem Thema Naturpark Baselbiet befasst. Ich hörte verschiedene kritische Aussagen dazu, wie beispielsweise «ein Park bringt keinen Mehrwert», oder «ein Park verhindert mit neuen Vorschriften das Bauen in der Landwirtschaftszone». Dann habe ich mich auf den Webseiten des Naturparks Baselbiet und des Naturparks Thal schlaugemacht. Und siehe da: Es steckt einiges mehr dahinter. Die Menschen, die in der Region Thal leben, bestätigen denn auch, welchen Mehrwert der Naturpark ihnen in den vergangenen zehn Jahren gebracht hat. Einiges lässt sich nicht mit nackten Zahlen belegen, aber was hervorsticht, sind Aussagen, dass die einst strukturschwache Region deutlich an Sichtbarkeit und Attraktivität gewonnen hat.
Fragen Sie einmal im Unterbaselbiet, ob man die Gemeinde Tenniken kennt. Vielleicht wissen einige, dass Tenniken neben der Autobahn unweit des Radars liegt … Dass es aber eine Tenniker Fluh oder ein Naturschutzgebiet Chilpen mit diversen Naturschönheiten gibt, wissen die meisten nicht. Oder dass es einen Dorfladen und lokale Verkaufsstellen gibt, die ums Überleben kämpfen, steht im Aldi ebenfalls nicht angeschrieben.
Nun steht mit dem Naturpark Baselbiet eine Möglichkeit da, die Gemeinden im schönen Oberbaselbiet in ihren Strukturen zu stärken. Das geht jedoch nur, wenn die Gemeinden auch mitmachen. Und dies wiederum ist nur möglich, wenn der Gemeinderat die Bevölkerung über den Beitritt abstimmen lässt.
Ich habe Mühe damit zu verstehen, dass es einige Gemeinden nicht für nötig empfinden, ihre Einwohnerinnen und Einwohner demokratisch darüber entscheiden zu lassen. Ich rufe Sie deshalb auf: Informieren Sie sich, machen Sie sich ein Bild und ermöglichen Sie in Ihrer Wohngemeinde eine Abstimmung, wenn nötig auch mit einem Antrag zuhanden der nächsten Gemeindeversammlung.
Marcel Zimmermann, Tenniken
Biodiversitätsinitiative
Freude herrscht, vielleicht
Die Biodiversitätsinitiative ist Geschichte, leider abgelehnt. Auf einen Teilaspekt mache ich gerne aufmerksam. Es sind ja nicht nur die Landwirte, die zur Stärkung der Biodiversität beitragen können, es sind wir alle. Viele haben vielleicht Nein gestimmt, weil sie lieber auf Eigeninitiative als auf gesetzliche Vorschriften setzen. Nun, ich bin gespannt auf die Ergebnisse dieser Haltung. Ich freue mich darauf, dass viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer ihre fleissigen Rasenroboter in Pension schicken und auf ihren akkurat getrimmten Rasenflächen Leben einkehren lassen. Auf die Hauswände, die mit wilden Reben bewachsen werden, auf die langweiligen Lorbeerhecken, die für vielfältige Sträucher Platz machen. Ich freue mich auch auf die Kreisel, Rabatten und Böschungen, die dank fantasievoller Gemeinderätinnen und Fachleuten Unterhalt natürlicher als bisher bepflanzt werden. Und ich freue mich auf jeden Baum, der eine öde Parkplatzlandschaft aus Verbundsteinen verschönert.
Übrigens: Nicht nur ich freue mich, sondern auch Insekten, Vögel und andere Tiere. Ich hoffe, unsere Freude wird nicht allzu sehr enttäuscht.
Hans Rebmann, Gelterkinden