BRIEFE
24.09.2024 GesellschaftDepressionen
Hilfsbedürftige und Simulanten unterscheiden
Zum Artikel «Nichts machen ist am schlimmsten» in der «Volksstimme» vom 20. September, Seite 8
Besonders wichtig an diesem Interview finde ich die Antwort von Sebastian ...
Depressionen
Hilfsbedürftige und Simulanten unterscheiden
Zum Artikel «Nichts machen ist am schlimmsten» in der «Volksstimme» vom 20. September, Seite 8
Besonders wichtig an diesem Interview finde ich die Antwort von Sebastian Exl auf die Frage nach seinen konkreten Forderungen an die Gesellschaft, die Politik und die Behörden: Psychische Erkrankungen sollten nicht tabuisiert werden. Am Tag vor der Publikation des Interviews habe ich im Schweizer Fernsehen eine Dokumentationssendung gesehen mit dem Titel «Das System IV – Die unheimliche Macht der Gutachter». Darin wurde aufgezeigt, dass es in der Schweiz Menschen gibt, die durchaus arbeitswillig wären und sich bemühen, aus ihrer Situation das Beste zu machen. Doch würden sie unter Schmerzen körperlicher Natur leiden, die auf jeden Fall ein 100-prozentiges Arbeitsanstellungsverhältnis unmöglich machen. Dann werden sie zu einem IV-Gutachter geschickt, der sie womöglich zu 100 Prozent arbeitsfähig schreibt!
Da diese leidgeplagten Menschen einen langen Kampf ausfechten müssen, kommt zu den körperlichen und finanziellen Problemen oft auch noch eine Depression. Wir sind leider noch nicht wirklich so weit gekommen, dass wir gelernt hätten, echt hilfsbedürftige Menschen von Simulanten und arbeits scheuen Zeitgenossen zu unterscheiden. Alt Bundesrat Christoph Blocher hat diesbezüglich Äusserungen gemacht, die leider auch nicht von einer notwendigen Differenzierung Zeugnis ablegen. Dem kann man nur hinzufügen, dass jeder Mensch, der sich seines Kampfwillens rühmt, froh sein kann, wenn er sich nicht mit so grossen gesundheitlichen Problemen konfrontiert sieht, dass er sich kaum noch zu helfen weiss.
Fritz Häuselmann, Gelterkinden
Biodiversitätsinitiative
Verpasste Chance
Am Wochenende hat unsere Natur auf der ganzen Linie verloren. Die Bevölkerung hat die Aussage, sie solle sich die Welt untertan machen, falsch verstanden. Diese Aussage hatte nicht den Sinn, dass man die Welt kaputt machen soll. Die Bauern waren bei dieser Initiative auch betroffen, aber nicht nur. Anstatt sich kooperativ zu zeigen, hat sich die ganze Bauernlobby vehement dagegen gestemmt. Laut dem Schweizer Bauernverbandspräsidenten machen die Bauern bereits genug. Sie sollten ihre Fortschritte und Erfolge in der Natur und der Biodiversität sichtbar machen, öffentliche Werbung betreiben.
Bei einer Annahme hätte das Parlament sich mit der Biodiversitätsinitiative befassen und Lösungen finden müssen, wie sie diese umsetzen will. Nun können sich die Bundesparlamentarierinnen und -parlamentarier zurücklehnen und sich wieder den eigenen Interessen widmen.
Eine intakte Natur hilft gegen den Klimawandel: Moore und Wälder binden riesige Mengen CO2. Bäume und Gewässer sorgen für Abkühlung. Natürliche Flussläufe helfen gegen Hochwasser, gesunde Wälder schützen das Berggebiet vor Lawinen und Murgängen. Pflanzen, Insekten und Vögel bereichern die Natur und unseren Sinn fürs Schöne. Jetzt fehlen Gelder, um die von der Initiative angestrebten Ziele zu erreichen. Alles, was nun nicht angepackt wird und dadurch Schaden nimmt, ist verloren. Dann können wir sagen: «Weisst du noch, früher, als noch alles in Ordnung gewesen ist und es noch dieses und jenes gab …?»
Walter Jundt, Zunzgen
Neue «Pfrund»-Nutzung
Ergänzung zur «Spitzen-Kultur»
Zum Artikel «Kultur statt Leerstand» in der «Volksstimme» vom 12. September, Seite 9
Mit Interesse sind die Vision sowie die Broschüre unserer «Initiative NeuNutzung» aufgenommen worden, das bald leer stehende, kantonale Pfrund-Gebäude in Liestal für Kunst, Kultur und Publikum zu öffnen. Dank gilt den Medien für die ausführliche Berichterstattung sowie den befürwortenden Stimmen aus der Bevölkerung.
Im Nachgang sind auch andere Ideen einer zukünftigen Nutzung geäussert worden. Genannt wurde beispielsweise ein Gesundheitshub oder eine privatwirtschaftliche Mischnutzung aus Dienstleistungen, Büros und Wohnen. Diese Perle eines Gebäudes soll jedoch weiterhin einer öffentlichen Aufgabe dienen, wie dies die Kunst- und Kulturförderung darstellt. Es wäre begrüssenswert, wenn der Kanton in seiner Hauptstadt nicht nur Verwaltungsbauten betreiben würde, sondern im Falle der «Pfrund» auch eine Kulturbaute: Eine kantonale Kultur-, Kunstund Publikums-Pfrund für eine niederschwellige, produzierende und konsumierende «Breiten»-Kunst und -Kultur. Dies getragen durch den Kanton oder durch eine kantonale Stiftung, und dies als Ergänzung zur ebenfalls subventionierten «Spitzen-Kultur».
Anja Weyeneth, Liestal, Mitinitiantin