MUNDART
05.09.2024 RegionMüesli-Brötli
«Ich zeige dir einen Trick mit den Semmeln», han ich mynere Schüelerin erklärt. Ich gib eimol in der Wuche Chochkürs für Teenies in ere Schuel do z Bayern. Mir häi zämmen in Oofe gluegt, wo chlyyni ...
Müesli-Brötli
«Ich zeige dir einen Trick mit den Semmeln», han ich mynere Schüelerin erklärt. Ich gib eimol in der Wuche Chochkürs für Teenies in ere Schuel do z Bayern. Mir häi zämmen in Oofe gluegt, wo chlyyni Müesli-Brötli am Bache gsi sy.
Sy chönn uf e Boode chlopfe zum teschte, öb die Brötli scho gnue bache sy, hani erklärt. Und bevor ich der Oofe ha chönnen ufmache, chnüünlet die Schüelerin aanen und chlopft energisch uf e Fuessboode!
Ich han e bitz z lut glache, denn der Oofen ufgmacht und ihre mit em Händschen es umdrüllts Brötli aaneghebt. «Hier, auf diesen Boden!», hani lachend erklärt. Derby isch my Brülle vo der Hitz so beschlaage gsi, ass i nüt me gsee ha. Numme gspürt, ass das Meitli jetz uf em Brötli umme chlopft. Es het no rächt deigig dönt und mir häi beschlosse, ass die non e bitz sette bache.
En anderi Schülerin isch aaglockt worden und het neugyyrig in Oofe gluegt. «Was ist jetzt mit diesen behinderten Brötchen?», het sy ungeduldig gfroggt.
«Ey!», hani gruefen und ihren erklärt, ass die ‹Müsli-Semmeln› zwar optisch kei Schönheitswettbewärb günne und wohrschyynlig au nid Instagram-, aso Foti-tauglich sy. Aber es sygen ihri mit Liebi gformte, gsunde Brötli und ass ich das Wort ‹behinderet› nie me as Schimpfwort wett ghöre!
Sy het mit den Auge grollt und denn mit de künschtliche Wimpere klimperet.
«Okay, sorry! Was ist mit den … Müslis?»
Ihri Kollegin het stolz eklärt, ass si noni richtig bache dönen und ass me nid uf e Fuessboode chlopft. Was die ander zu no meh Augerolle verleitet het. «Sie kennen sich wohl aus mit diesem Backen, ja?» «Ja», hani sälbschtbewusst gsäit.
Es sy chlyni Grüppli vo Teenies in myne
«gesunde Ernährung-AGs». Vo no verspiilte
Chind mit farbige Figüürli uf de Pullis bis fascht erwachsene Persöönli mit buuchfreie
Pullis isch alles derby.
Wo alli föif junge Dame wartend vor em Härd gstande sy, hani in d Rundi gfroggt, worum sy in däm Kurs sy. Die eint het gsäit, sy würd gärn vill lehren und ass Ässen ihres Hobby syg. En anderi het ganz ehrlich gsäit, ass d ‹Kletter-AG› scho voll gsi syg, aber «essen ist ja auch geil». Und die schnäll gnäärvti jung Dame het gmeint: «Ich will einfach nur essen, dass wir gesund kochen, das respektiere ich.»
Ich ha wiider e bitz z lut glache. Denn het die ander gfroggt, öb sy nomol uf e Boode chönn chlopfe, derby het sy my fascht verschwörerisch aagrinst. Das syg e richtige «Livehack», het sy gmeint.
Es het herrlig nach deene «Müsli-Semmeln» duftet. Ich ha der sproochlichi Unterschiid vo schmecken und riechen erklärt und ass Müsli in myner Sprooch eigentlig «kleine Maus» heisst. Vier Schüelerinne häi interessiert zuegloost. Nur eini het wiider mit de Auge grollt und sich es Bröötli gschnappt. «Aua! So behind … Ich mein so heiss, diese Mäuschen!»
Marianne Lindner-Köhler, 1981 im Baselbiet geboren und aufgewachsen, lebt mit ihrer Familie in München. Als Mary Long tritt sie auf bayerischen und Schweizer Poetry-Slam- und Kleinkunstbühnen auf.