HERZBLUT
23.07.2024 GesellschaftEin wenig mehr dürfte es schon sein
Vor zwei Jahren an der Winter-WM in Katar gelang der «Volksstimme»-Redaktion ein kleines Tipp-Wunder. Im SRF-Tippspiel landete sie auf dem zweiten von mehreren tausend Plätzen. Bei der Europameisterschaft, die ...
Ein wenig mehr dürfte es schon sein
Vor zwei Jahren an der Winter-WM in Katar gelang der «Volksstimme»-Redaktion ein kleines Tipp-Wunder. Im SRF-Tippspiel landete sie auf dem zweiten von mehreren tausend Plätzen. Bei der Europameisterschaft, die kürzlich zu Ende ging, reichte es leider nur noch zu Rang 14 766. Trotzdem bleibt mir die EM in Deutschland in bester Erinnerung. Die guten Leistungen der Schweizer, verbunden mit guter Stimmung in den Stadien und auch sonst spannenden Spielen, sorgten für ein attraktives Turnier.
Nicht ganz so glamourös zeigt sich die Schweizer Liga, die an diesem Wochenende in die neue Saison gestartet ist. Die Stadien sind nicht ganz so gross und nicht ganz so gut gefüllt wie an der Europameisterschaft, und das spielerische Niveau lässt zuweilen doch ein wenig zu wünschen übrig.
Kontrastreich ist auch das Abschneiden meiner Lieblingsteams: Während die Schweizer «Nati» positiv überraschte, mutig aufspielte und beinahe das Halbfinal erreichte, muss der FC Basel um jeden Punkt kämpfen – so gesehen erst vorgestern gegen Lausanne-Sport …
EM und Schweizer Liga – das ist ungefähr so wie Ferien und Alltag. Während Ersteres häufig einen Genuss darstellt, ist Letzteres immer wieder einmal mit Frust verbunden. Sei es, weil es irgendwelche Probleme bei der Arbeit gibt, zu viele Dinge aufs Mal anstehen und zu wenig Zeit für alles bleibt oder der FCB 0:3 auf die Kappe kriegt.
Nicht ganz einfach ist jeweils der Umstieg von Ferien auf Alltag. Das berühmte Post-Holiday-Syndrom, also Lustlosigkeit und Leere nach einem Urlaub, das momentan wieder Hochkonjunktur hat, kenne ich zwar nicht, gewisse Anlaufschwierigkeiten hingegen schon. Gerade, wenn es heisst, montags bis freitags wieder um 6 statt 9 Uhr aufzustehen …
Verzichten auf den Alltag würde ich trotzdem nicht wollen. Denn für mich persönlich hat er auch etwas Beruhigendes. Durch die Routine weiss ich, was mich am nächsten Tag (ungefähr) erwartet – Körper und Geist können sich darauf einstellen. Ausserdem kann man sich ein Stück weit treiben lassen von wiederkehrenden Terminen, Verpflichtungen und Verabredungen und muss nicht jeden Tag mit einem möglichst spannenden Programm füllen.
Nur Ferien zu haben, klingt zwar schön, ist vermutlich aber auch nicht erstrebenswert. Denn wahrscheinlich würde es einem schnell langweilig werden, ohne richtige Herausforderungen in den Tag hinein zu leben. Zwei, drei Wochen Ferien mehr pro Jahr dürften es meiner Ansicht nach aber schon sein. Dann hätte man nicht nur mehr Zeit für Ausflüge und Reisen, sondern auch für banale Dinge wie das Ausfüllen der Steuererklärung oder den Wohnungsputz – oder für ein Training, um im nächsten Tippspiel besser abzuschneiden.
Janis Erne, Redaktor «Volksstimme»