SPRACHPOLIZEI
18.04.2024 Region81 Quadrätchen
Statt auf Buchstaben und Sätze sei für einmal das Auge auf Zahlen gerichtet. Genauer auf die Ziffern 1 bis 9. Oder noch kürzer: aufs Sudoku.
Vor bald 300 Jahren hat der Basler Mathematiker Leonhard Euler dieses ...
81 Quadrätchen
Statt auf Buchstaben und Sätze sei für einmal das Auge auf Zahlen gerichtet. Genauer auf die Ziffern 1 bis 9. Oder noch kürzer: aufs Sudoku.
Vor bald 300 Jahren hat der Basler Mathematiker Leonhard Euler dieses Zahlenrätsel erfunden, das via Japan zu uns zurückgefunden und Eingang in alle Zeitungen gefunden hat. Bei der Zeitungslektüre vergeude ich reichlich Lebenszeit über diesen verflixten 81 Quadrätchen. Meine Sucht trug mir einst wenigstens eine riesige Barista-Kaffeemaschine und noch riesigeren Ärger mit meiner besseren Hälfte ein.
Inzwischen verzichtet diese Sonntagszeitung darauf, Preise auszuschreiben. Sie hält aber gleichwohl an ihrem Prinzip fest, neben dem neuen Sudoku die Auflösung des Zahlenrätsels der Vorwoche zu verraten. Das ist sinnvoll, solange es Kaffeemaschinen zu gewinnen gibt. Aber jetzt? Wenn schon, so benötigen wir Süchtigen die Lösung als Kontrolle noch während des Rätselns – nicht eine Woche später. Weshalb wird das nie infrage gestellt?
Unsere beiden regionalen Tageszeitungen lösen das eleganter, indem sie die richtig ausgefüllten Zahlfenster gleich daneben, klein und auf den Kopf gestellt, mitliefern. Aber bitte, liebe bz, nie mehr ein «sehr leicht». Das beleidigt deine Leserinnen und Leser.
Zwei Oberbaselbieter Blätter halten es gleich wie das nationale Sonntagsblatt. Sie lassen uns eine Woche schmoren. Die eine Zeitung opfert für ihr Sudoku gleich 121 Quadratzentimeter, dabei reicht ein Viertel dieser Fläche vollauf. Mein Herzblatt wiederum, das Sie in Händen halten, erlaubt es sich, die richtigen Zahlen mit einer Woche Verspätung, ohne Datum und erst noch ohne den Genitiv, kundzutun: «Sudoku-Lösungen von Ausgabe 35.» Womit die Sprachpolizei doch noch mit dem Schlagstock wedeln kann.
Jürg Gohl