Abghänkt

In der Zytig stoot, ass sich s digitale Wüsse vo der Menschheit jöörlig verdopplet. Under eus Babyboomer, chömme Sii do no mit? Isch scho früehner jemols ei Generation vom rasende Fortschritt eso abghänkt worde wie mir? Aso I fühl mi scho lenger wie ein us der Steizyt. Bsunders in der Bedienig vo neuen Appäräätli. Letschti het mi sogar e Trämlibillettautomat intellektuell überforderet. Zum Glück het e Zweitklässler namens Jonas Verbarme gha mit mer am Aescheplatz, aber sy spöttischen Usdruck im Gsicht han I scho gsee.

Trotz Schwechen im Digitale, zum Fantasiere bin I allimol no fähig. Nach der Fasnacht gang mer nämmlig ändlig der Traum vom Roadtrip uf der «Route 66» dur Arizona und Colorado go erfülle. Im Chevi-Pick-up quer dur Prärie und Kakteewälder bis hööch in d Bärgen ufe zu de Navajo-Pueblos. Eimol e Sunnenundergang im Monument Valley erläben und spöter e chalts Budweiser am Klipperand vom Grand Canyon. O yes Baby, dasch Muusig!

Hüt am Schrybtisch goots leediglig no um ei Formaliteet. I muess zwingend bim US-Ministerium für Heimetschutz es ESTAl-Visum beaaträgen und zwar digital. Eis Formular in siibe Schritt. Schon ellei d Aaleitig liist sich wien en offeni Drooig. Do stoot, falls nur ei Aagoob nit setti stimme, no wärd men am Airport vo der Border Control augeblicklig arreschtiert und «removed», was sovill wie usgschafft, entfärnt oder entsorgt heisst. S isch mer jetz doch e bitz gschmuuch, won I uf «I accept» klick. I gsee mi nämmlig scho im ne orangsche Overall in ere Usschaffigszälle hocke.

Hinder däm Formular muess e Bruefssadischt stecke! Nur e ganz hinterhältige Mensch spannt andere so Stolperdrööt! Was I au yytipp, s wird sofort überdeckt vo Errormäldigen und Mahnige, me müess das ganz korrekt usfülle, süscht wärd das nüt mit dere Yyreis. Do blybt nur Neustart und alles nomol vo vorne. I bi jetz bim siibte Versuech, my Passföteli ufezlaaden und langsam am Rand vo der närvlige Belaschtbarkeit. Ach, chiem doch nur der Jonas, dä chönnt das alles sicher mit links! Immerhin drüllt momentan es Ladereedli, aber langsam frogg mi scho, öbb e Stück «Route 66» und e paar John-Wayne-Landschafte die digitale Demüetigunge derwärt sy? Emänd hättes jon e paar Tag uf der Länzerheid au do.

Jetz bringt der Pöschtler s einzig Erfreulige hüte Morge: D Frau U. S. us S. schrybt mer im ne ganz liebe Brief, my letschti Kolumne «Vom Glauben abgfalle» heeb sii truurig gmacht. Sii tüeg mi drum jetz namentlig in ihri Gebätt yyschliesse, dass I doch no mol zum woore Glaube mögi finde. Das stellt mi moralisch grad so uf, ass I mer fescht vornimm, setti dörfen in die USA yyreise, no gang I dört zum Dank in e Gospelgottesdienscht zu de Babtischte, wo der Sound nach «Blues Brothers» töönt und alli tanzen und «Glory Hallelujah» singe!

Und siehe da, o Wunder, plötzlig schluckt das Heimetschutzformular my Passföteli doch no. Dasch doch jetz aso ganz sicher e Zeiche vo obe!

Florian Schneider wurde 1959 geboren und stammt aus Reigoldswil. Er ist Sänger, Schauspieler und Liederschreiber und lebt mit Tochter Mina in Eptingen.

MUNDART

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