MUNDART
08.02.2024 RegionWälten usenang!
Chürzlich han i öpper us dr Parterreschwiz leere könne – aso vo ääne am Jura. Dä het mi nid chöne häi due: «Wohär chunsch denn du mit dim Dialäkt?» – «Root emoll.» – ...
Wälten usenang!
Chürzlich han i öpper us dr Parterreschwiz leere könne – aso vo ääne am Jura. Dä het mi nid chöne häi due: «Wohär chunsch denn du mit dim Dialäkt?» – «Root emoll.» – «Baselbiet?» – «Fascht», han i gsäit, «bimene Höörli.» Will: I bi z Nunnige, Kanton Soledurn, ufgwachse und s Noochberdorf Brätzbel ghört scho zu Basellang. So gross sött dr Dialäktungerschiid aso nid sii. Denkste! Mi «Ungerschiid» isch z Brätzbel en «Underschiid», und wenn d Schwarzbuebe «iig und mi Brueder» sääge, denn häisst das im Oberbaselbiet «iich und mi Brüeder».
Aber o süscht ligge Brätzbel und Nunnige Wälten usenang – oder ebe usenand. D Kantonsgränze lauft vom Riedbärg zum Brang pfiffegraad dur s Daal und übere Saabelhüübel und trennt sit e baar Hundert Joor s kadoolische Soledurn vom reformierte Basel, spöter Basellang. E Kulturgränze, eerger als sinerzit d Berliner Muur.
I übertrib nadüürlig. Brätzbler/-inne und Nunniger/-inne ghööre grob gsee zum gliichlige Schlag. Aber wenn i dr Sprochatlas vo dr Dütschschwiz derbii gha hätt, hätt i dere nöie Bekanntschaft no vill mee Bispill chöne zäige, wie ungerschiidlich dass die usem Schwarzbuebelang und die vo Brätzbel und usem «Föiflyberdaal» schwätze. Öises «Güegi» isch ääne dr Gränzen es «Üürbsi». Aso das, wo die mäischte Lütt vom Öpfel nid ässe. Do «Bääramsle», döt «Umpäissi» (Ameise), do «Maschberli», döt «Baaderli» (Gänseblümchen), do «Sunnewiirbel», döt «Weiefäckte» (Löwenzahn). I frog jetz lieber nid, wär dass die alte Wörter überhaupt no könnt, geschwiige denn no bruucht. Aber dass d Schwarzbuebe für ne Zuckerschläckzüüg «Gutzi» sääge und d Baselbieter «Tääfeli», dasch hütt no so. Und o, dass me bi öis «grupped» und «stülpered», z Brätzbel «hüügerled» und «stolpered».
Zu dere erstuunliche Sprochgränze hets nume drum chöne choo, will me zwüsche Brätzbel und Nunnige praktisch nie z Chilt gangen isch. Oder, wie die alte Brätzbler gsäit häi: nie uf d Wiibi gangen isch. Won ig i de Sibzgerjoor z Nunnigen ufgwachse bii, hets mines Wüssens numen äi Ee gää zwüscheme Brätzbler und ere Nunnigere. Öisi Nochbere, s Rösli und dr Erwin. D Konfessionsschranke isch zu dere Zitt no zimli zue gsii. Aber o dr Dörfligäischt isch e Barieere gsi. Dr Schneider Florian vo Räigoldschwil – dä, wo do o Kolumne schribt – singt i äim vo sine grossartige Moritaate übere Schangi, wo vo Räigoldschwil über d Brätzbler Hööchi uf Brätzbel «uf d Wiibi» goot. Dött wird er jämmerlig verwärcht, will sich d Brätzbler ihri Mäitli nid lö lo nää – dr Flo singt baselbieterisch: nid löje lo nee. Dr Schangi verfriert denn i dere Winternacht ufem Häiwääg.
Dasch hütt nimmi so dramaatisch. D Stiirne si zum Glück weniger äng worde sider. Aber die alte Wörter döfe vo miir uss gliich bliibe. Will: Abwächslig macht Fröid im Lääbe!
Buchtipp: «Kleiner Sprachatlas der deutschen Schweiz», Helen Christen, Elvira Glaser, Matthias Friedli (Herausgeber). Verlag Huber
Markus Gasser (1966), Schwarzbube, geboren und aufgewachsen in Nunningen, Solothurn. Sprach- und Mundartredaktor bei Schweizer Radio SRF. Eine Folge seines Podcasts «Dini Mundart» widmet sich dem Thema «Sprache und Macht bei Stadtnamen». www.srf.ch/audio.